Geschichten:Die Spur der Bekenner – Brunnengeplätscher

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Burggarten der Hochnjerburg, Königlich Neerbusch 30. Ingerimm 1041 BF

Vor wenigen Augenblicken noch ein gemächlich dahinplätschernder Brunnen in einem verwunschen verwucherten Garten, stand nun wie aus dem Nichts ein wohl gekleideter Mann neben dem fließenden Nass. Madas Gabe hatte ihn aus dem Herzen des Reiches ins unendlich erscheinende Grün des Reichsforstes befördert. Warum gerade hier und nicht den Thronsaal, den er ebenso gut kannte? Die kunstvoll gefertigte Greifenstatue des Jadvige-von-Praioslohe-Brunnens und der märchenhafte anmutende Burggarten hatten sich auf angenehme Weise in sein Gedächtnis gebrannt.

So stand Gerion von Keres also am besagten Brunnen und ließ seine Blick schweifen. Das satte Grün der Blätter und die in allen erdenklichen Farben erblühten Blumen waren eine intensive Erfahrung für seine Sinne. Das Zwitschern unzähliger Vögel, das Summen emsiger Bienen und das Rauschen des seichten Sommerwindes waren allgegenwärtig. Er spürte die Kraft der Natur, des Lebens selbst.

Auch andere Burgbewohner schien es in den alveranischen Garten zu ziehen. In einem kunstvoll verwachsenen Weidengang erblickte er vier Personen. Es waren die Hofmagierin und Leibärztin Simiane Sumudai vom Mandlaril-Feenwasser mit ihrer Schülerin Tedescia Gilindor, die sich im angeregten Austausch mit dem Gelehrten Salpion Hoogensiel und dem 'Hüter des Lebens' Ealdur von Siandes befanden. Auch andere Höflinge schlenderten scheinbar ziellos durch den Burgarten, wie der königliche Mundschenk Caradan von Greifstein und die Kämmerin Algerte von Rossenrück.

Aus einem der grünen Gänge trat unvermittelt ein junges Mädchen und schritt zielstrebig auf Gerion zu.

„Wohlgeboren, Ihr werdet bereist erwartet. Bitte folgt mir in die für Euch hergerichteten Gemächer. Ihr werdet Euch sicher frisch machen wollen. Kronvogt Leomar von Zweifelfels und der großfürstliche Prinz Sigman von Gareth freuen sich bereits mit Euch zusammenzutreffen.“

So folgte Gerion der Aufforderung der jungen Pagin.


Trenner Garetien.svg


Gerion wurde in eines der Quartiere im Gästeflügel des Hochnjerburg gebracht. Augenscheinlich hatte man ihm eines der besseren Zimmer zugewiesen, was womöglich als Zeichen der Wertschätzung seiner Person zu deuten war. So stand er nun vor einem ausladenden Himmelbett, das den größten Teil des Raumes einnahm. Des weiteren fanden sich eine Truhe für seine Habseligkeiten, ein kleiner runder Tisch mit einem weich gepolsterten Sessel in seinem Schlafgemach. Die Pagin verabschiedete sich höflich und schloss die Tür hinter sich. Erst jetzt erkannte Gerion einen Umschlag auf dem kleinen, runden Tischchen.

Vorsichtig öffnete er den Umschlag und las:



Jäger, findet euch zur 2. Firunstunde im Großfirnbaldshof ein. Waidmanns Heil!



Gerion erkundigte sich bei der Pagin, die er wieder kommen ließ, wo der Großfirnbaldshof war.

„Nur einen Stunde von hier entfernt, Wohlgelehrter Herr“, antwortete sie eilfertig. „Den Neerbach hinauf.“

Das bedeutete er hatte noch einige Stunden bis er aufbrechen musste.

Er verließ wieder seine Gemächer und begab sich wieder in den Burggarten, wo ihm vorhin die zwei Magier aufgefallen waren. Als er sich näherte begrüßte ihn die Hofmagierin, während Tedecia Gilindor eher zurückhaltend blieb. Man erkundigte sich gegenseitig nach dem Wohlbefinden und wechselte ein paar höfliche Worte bis er schließlich frage: „Nehmt Ihr auch an der Jagd teil? Und mit welchen Gästen darf man rechnen?“

„Welche Jagd? Ich wüsste nicht, dass der Kronvogt heute zur Jagd gerufen hat.“ Die Hofmagierin wirkte sichtlich verwundert.

„Nun“, erhob der Gelehrte Salpion mit bedacht das Wort, „liebste Simiane, ich glaube der Wohlgelehrte Herr meinte DIE Jagd.“

„Ach, die Ketzerhatz, ja sagt das doch gleich. Der großfürstliche Prinz sammelt seine Getreuen heute um gegen die sogenannten Bekenner vorzugehen. Zwei Geweihte des Praios aus der Mark werden sich dem Zug ebenfalls anschließen. Es gibt wohl neue Hinweise. Ich selber werden hier bleiben, für solche Abenteuer bin ich nicht geschaffen.“

Den Rest des Gesprächs verloren sich die gelehrten Herrschaften in Fachsimpelei, so dass sich der Junker von Hohenlinden freundlich verabschiedete.

Gerion hatte zwar noch Zeit, bis er aufbrechen musste, aber er wollte nicht warten. So begab er sich dann doch schon recht bald in die Stallungen und erkundigte sich bei den Knechten, welches Pferd er ausleihen könnte, um bei der „Jagd“ teilnehmen zu können, die der Kronvogt veranstaltet. Wenige Augenblicke später befand er sich dann auf dem Weg.

Die Wälder wirkten hier ursprünglicher, wilder. Es hieß, daß der Wald bereits ganze Burgen oder gar ganze Dörfer zurückerobert hätte und dass manche Straßen kaum noch zu erkennen wären, obwohl man Tage zuvor noch darauf reiten konnte. Doch trotz aller Wildheit der Natur, konnte man auch erkennen, daß hier Holzschlag und Forstwirtschaft betrieben wurde und die Wege wohl regelmäßig frei gehalten werden. Es hieß auch, dass Simalya, eine Stadt der Hochelfen, in diesen Wäldern noch stehen soll – eine Stadt die Gerion zu gerne einmal besuchen würde.

Den Ritt bis nach Großfirnbaldshof genoss Gerion und er hängte seinen Gedanken nach. Es gab nicht viele Augenblicke, wo er Zeit dafür hatte. Und so sog er die frische Luft mit ganzen Lungen ein und hörte dem Zwitschern der Vögel zu, bis er schließlich, als er um eine Biegung ritt, das recht neu errichtete Gut vor sich sah.