Geschichten:Die Schlacht um Puleth Teil 15

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Mitternacht


Es war bitterkalt und nur der Schein einer einzelnen im Schnee steckenden Pechfackel flackerte im schneidenden Winterwind. Nimmgalf fluchte innerlich und blies warmen Atem in seine Hände. Hoffentlich war das, was ihm dieser Schwingenfelser zu sagen hatte, wichtig. Aber warum in aller Welt hätte er es ihm nicht im warmen Zelt sagen können? Warum hier draußen in der Einsamkeit und in der Kälte? Plötzlich vernahm er das Schnauben eines Pferdes. Er blickte sich um und konnte Hadrumir am Waldesrand stehen sehen.

„Euer Hochgeboren, gut das Ihr gekommen seid. Bitte verzeiht die Art dieser Unterredung. Aber es lauern zu große Gefahren“, begann Hadrumir die Unterredung. Er sah, dass er den Baron zu Hirschfurten damit zu sehr verwirrte.

„Ich werde versuchen, Euch alles zu erklären. Hört mir erst einmal zu. Leider ist es dem Grützer nicht daran gelegen, dass dieser Heerzug erfolgreich ist. Ich habe verlässliche Informationen, dass die Gefolgsleute des Hartsteeners ein zweites Heer aufgestellt haben. Während wir auf Puleth marschieren, will man damit gräfliche Güter überfallen. Deshalb hat der Grützer auch so viele Orks in seinem Gefolge. Dies sind mitnichten Bürger Hartsteens, sondern die billigste Alternative für die Truppen, die man für den Überfall braucht.“

„Und was hat das mit dem Heerzug nach Puleth zu tun?“ fragte Nimmgalf.

„Nun, wie bereits gesagt, diese Pläne sind Graf Geismar nicht verborgen geblieben. Er sieht dies als schändlichen Verrat an der Sache. Ich im Übrigen genauso. Bisher hat mir der Graf noch nicht den Befehl gegeben, sofort umzukehren, aber ich könnte es ihm nicht verdenken, wenn er dies fordern würde.“

Nimmgalf schaute finster drein. Selbst bei solch einem wichtigen Heerzug schienen die beiden Fehdeparteien Hartsteens es nicht zu schaffen, ihre Differenzen beizulegen.

Hadrumir fuhr fort: „Trotzdem würde ich einem solchen Befehl nicht folgen. Ich habe Euch hierher gebeten, um den Heerzug anzuführen. Durch Euer Erscheinen stehe ich wohl in Eurer Schuld. Nichtsdestotrotz fand ich, dass Ihr wissen solltet, was hier vor sich geht.“

„Aber unter diesen Voraussetzungen ist der Feldzug ja schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt!“ entgegnete Nimmgalf mit einer Mischung aus Überraschung und verhohlenem Zorn. „Ihr verlangt doch wohl nicht allen ernstes von mir, meine und eure Streiter in einem aussichtslosen Unterfangen zu opfern für nichts und wieder nichts?“

„Bedenkt dieses, euer Hochgeboren, die Männer und Frauen Hartsteens egal von welcher Fraktion, die mit Euch in die Schlacht ziehen, sehen es als ihre heilige Pflicht an, ihre Heimat von allen Feinden zu befreien. Und für dieses Ziel sind sie alle bereit, ihr Leben zu riskieren. Auch wenn im Hintergrund die Mächtigen der Grafschaft ihre Fäden ziehen, so bin ich doch zuversichtlich, dass ihr mit euren Fähigkeiten und diesen Streitern unser Unterfangen zum Erfolg führen könnt.“

Nimmgalf war nicht überzeugt. „Selbst wenn ich euren Treuebekundungen Glauben schenken würde, was wäre, wenn die Grützer Truppen mich verraten und das Schlachtfeld verlassen? Ja sich vielleicht gar dem Feinde anschließen? Glaubt ihr ernsthaft, ich würde eine solch extremes Risiko eingehen können ohne fahrlässig das Leben etlicher meiner Leute zu gefährden?“

„Ich hätte Euch nicht eingeweiht, wenn ich nicht fest davon überzeugt wäre, dass ihr Herr von Hirschfurten einen Weg finden würdet, um das Risiko zu minimieren. Mit der Reichsforster Liga und euren Lanzern habt ihr eine mächtige Waffe, die ihr im Notfall auch den verräterischen Grützern in die Flanke jagen könntet. Und Ihr seid durchaus in der Lage auch Männer, die von ihren Anführern den Befehl zur Fahnenflucht erhalten, zum Weitermachen und Durchhalten zu motivieren.“

Nimmgalf blickte ihn skeptisch an. Wollte er ihm nur schmeicheln? Ihn mit hohlen Phrasen einlullen?

Doch der Schwingenfelser fuhr fort: „Ich sah Euch bei der Schlacht der drei Kaiser!“ erklärte Hadrumir. „Auf ein einziges Wort von Euch waren all eure Männer bereit, sich zusammen mit Euch entgegen eurer ursprünglichen Absichten geschlossen hinter die Kaiserin zu stellen, und etliche andere aus den Reihen Answins taten es Euch gleich. Ich habe was dies betrifft vollstes Vertrauen in Eure Fähigkeiten. Auch dies war ein wesentlicher Grund, warum ich mich für Euch als Heerführer unseres Feldzuges entschieden habe.“

Nimmgalf blickte ihn eine Weile an. Seine Gedanken schienen zu rasen. Schließlich entgegnete er: „Also schön! Ich werde weiterhin den Feldzug anführen und in der wohl unausweichlichen Schlacht ein gesondertes Augenmerk auf feindliche Aktivitäten auch und vor allem in den eigenen Reihen haben. Für diesen wertvollen Hinweis bin ich euch zu Dank verpflichtet.“

Er ging auf ihn zu und streckte die Hand aus, die der Schwingenfelser nach kurzem Zögern ergriff. Nimmgalf zog ihn mit einem Ruck ein Stück an sich heran: „Doch sollte sich herausstellen, dass Ihr dies nur erfunden habt um eure Kontrahenten zu diskreditieren, dann werdet Ihr euch noch wünschen mich niemals kennen gelernt zu haben! Ich hoffe, ich habe mich klar genug ausgedrückt.“

In Nimmgalfs Augen konnte Hadrumir sehen, dass er den letzten Satz mit vollstem Ernst gesprochen hatte. Die Beweise würde er dem Baron von Hirschfurten schon liefern.