Geschichten:Die Perricumer kommen III

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Ritterherrschaft Landehr, Ende Boron/Anfang Hesinde 1042 BF

Trotz des Feuers war es wirklich kühl in der kleinen Bauernkate, die gerade an allen Ecken und Enden baulich geflickt und erweitert worden war. Benwir rieb sich die kalten Hände und beobachtete das Geschehen vor der Hütte. Das Gestrüpp war entfernt und zwischen den Zelten und weiteren kleinen Hütten hatte man Wege organisiert, die kurze Abläufe förderten, eine klassische militärische herangehensweise. Das war auch nötig, der Winter nahte mit großen Schritten und die Hartsteener waren sturr. Nicht nur die einfachen, wenigen Unfreien hier, denen hatte man schnell Disziplin und Gehorsam eingebläut. Und im Endeffekt hatten sie auch den Vorteil für sich an ihren neuen Herren erkannt. Vielmehr war es der Dickkopf des hiesigen Adels, der Benwir zum kochen brachte. Lumpenritter allesamt, vorallem sein nächster, direkter Lehnsherr, der passive Junker von Sommerau, war in seiner konservativen Nostalgie kaum zu ertragen. Arm wie eine Tempelmaus, aber stolz wie der Igelkönig, hatte er eine wirkliche Kooperation mit den Neuankömmlingen - seinen jetzigen Vasallen - abgewiegelt, kein Wunder dass sein Wappen ein lahmes, sich windendes Kriechtier zeigte. Auch wenn er sie - der Etikette genüge tuend - empfangen hatte, bei Brot und Dünnbier, hatte er wahrlich kein Interesse gezeigt sich mit den "vorübergehenden Perricumer Nachbarn" zu arrangieren.

Doch Benwir war kein naiver Mann, auch wenn er kein Diplomat war, er hatte sich eine solche Unwilligkeit schon ausgemalt und sich schon vor Beginn ihrer Reise in die Einöde Gedanken darüber gemacht. Und das Gespräch mit der Bundesgenossin seines Familienoberhauptes in der Stadt hatte ihn darin bestärkt. Aus dem Land war noch nicht viel raus zuholen, das würde Zeit und Investitionen benötigen, die Zuschüsse aus der Heimat waren hier ein guter Anfang, doch Benwir wollte mehr. Die zu Beginn ebenfalls äußerst skeptische Kronvögtin von Puleth hatte ihm seinen Eindruck bestätigt, das Land hier war rauh, die Menschen teilweise bettelarm und das Gesindel somit in einer Vielzahl, sogar ehem. Ritter scheuten sich angeblich nicht vor Überfällen.

Und genau darin, solche Brut aufzuspüren, zusammen zu treiben und unschädlich zu machen bzw. Schutz vor ihnen zu gewähren, lag seine Stärke. Dieser Aufgabe hatte er sich sein Leben lang gewidmet bei den Grenzreitern. Und - bei Kor - das würde er auch hier tun, dazu hatte er schon in Perricum einige alte Kameraden und andere Willige ausgemacht, die ihn hier hin begleitet hatten. Nicht mehr unbedingt die erste Garde, aber allemal fähig genug um es mit Hartsteener Strauchdieben aufzunehmen. Zudem gab es in Puleth und Umzu viele abgehalfterte Tagelöhner, die man rekrutieren konnte. Er würde eine Mietlingsschaft ins Leben rufen, die die von Überfällen gebeutelten Händler Hartsteens für ihre gefährdeten Handelszüge anheuern könnten, ganz in Perricumer Tradition und dem Wohlwollen Kors. Ihr Ruf hier war ohnehin nicht gut, da konnte auch das hier als unritterlich verschriene, aber praktische Söldnerhandwerk nicht mehr viel anrichten.

Die Reaktion der - plötzlich nicht mehr sooo skeptischen - Kronvögtin auf seine Idee damals hatte ihn da bestätigt, Hartsteen brauchte ein paar unerhörte Grobiane, die seine Drecksarbeit übernahmen und die "Wintergeborenen", nach der eiskalten Zeit ihrer Gründung, würden dies erledigen. Langsam fühlte sich Benwir beinahe wohl.