Geschichten:Die Falle einer Ratte - Wolfsgeheul

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An der Feste Osenbrück, 16. Peraine 1032 BF


Als Drego und Alrike das Lager der Waldsteiner Wölfe unterhalb der Burg erreichten herrschte dort rege Geschäftigkeit. Etliche Kameraden waren bereits dabei, die Zelte abzubrechen, hielten aber inne, als sie die beiden Gefährten herbeilaufen waren. »Sie kommen!« riefen Drego und Alrike ihnen ungefragt zu, während ihre Blicke die Kommandantinnen suchten und diesen entgegeneilten.

Unweit des provisorischen Kommandozeltes stand Hilbert von Hartsteen und überblickte das Feld, froh darüber, dass dieser Belagerungszustand nun ein Ende haben sollte, als er die herbeieilenden Söldner sah. Ihm schwante böses. Sollte die Angelegenheit so kurz vor ihrem Ende doch noch eine unerwartete Wendung nehmen? Schließlich hatte er gehofft, unbehelligt abziehen zu können und in aller Ruhe mit seinen Freunden vom Bund der Pfortenritter weitere Pläne zu schmieden, wie fürderhin zu verfahren sei. Mit einem flauen Gefühl im Magen eilte er hinzu und kam nur wenige Augenblicke nach den beiden Söldner bei den Kommandantinnen an.

»...sie sind noch gut zwei Meilen entfernt. Es sind Reiter und Fußtruppen, und sie scheinen eine ganze Ecke mehr zu sein als wir!«

Hilbert stockte der Atem, derweil die drei Frauen die Nachricht weitaus gelassener aufnahmen. Yalinda von Streitzig nickte nur, die Korgeweihte zeigte keinerlei Regung; nur seine Halbschwester Sinarya warf dem Pfalzgrafen einen deutlichen Blick zu, der eine klare Aussage hatte: Das hast Du nun davon!

Hilbert machte auf dem Fuße kehrt, unterdrückte die aufkommende Übelkeit und stürzte mit aschfahlem Gesicht in das Zelt hinein, in welchem Wulf und Nimmgalf sich noch über die vorangegangenen Ereignisse besprachen. »Die Pulethaner sind da! Es ist eine regelrecht Armee!« platze es aus ihm heraus.


  Wenige Augenblicke später traten die drei aus dem Zelt heraus. Schnell verschaffte sich Wulf einen Blick über die Lage. Die Kommandantinnen indes hatten bereits so reagiert, wie er es von ihnen erwartet hatte; die Rudel traten bereits an, um weitere Befehle entgegenzunehmen. Wulf lief zu Yalinda, Sinarya und Jessa, besprach sich mit wenigen Sätzen mit den dreien und erntete zustimmendes Nicken.

»Aufgemerkt, wir bekommen Besuch! Es gilt, den Rückzug zu decken!« schallte Sinaryas Stimme über das Feld. Die Bogenschützen verbergen sich im Dickicht am Waldrand; die Rallerwölfe linkerhand, die Steinwölfe rechterhand. Seht zu, daß ihr einige Schritte im Wald verschwindet und man Euch nicht sieht; ich will Euch im Rücken der Feinde wissen. Das erste Rudel der Rallerwölfe gibt den Soldherren Bedeckung, sobald unsere Freunde hier sind; bis dahin sehr ihr zu, daß alles so weit wie möglich zusammengepackt ist!«

Die Zwergenzwillinge Bothrom und Bartolosch, welche das Rudel der sertischen Axtschwinger führten, stießen grinsend ihre Felsspalter zusammen. »Und ich will keine Extrawürste!« fauchte Sinarya die beiden Angroschim an, deren Miene sich daraufhin wieder verfinsterte. Dereil gaben Herline Menzheimer und Elida Horchwyl ihren Bogenschützen bereits wie befohlen das Signal zum Abmarsch, und wenig später schlugen sich die Söldner in das Dickicht.

Hilbert stieß Wulf an den Arm. »Was soll das?« fragte er bleich. »Hast Du nicht eben im Zelt noch gesagt, es solle das Signal zum Rückzug gegeben werden?«

»Sicherlich, und das werden wir auch tun. Ich habe nur keine Lust, daß uns der Feind in den Rücken fällt. Auf der engen Straße haben wir schließlich keine Ausweichmöglichkeit. Bis wir abmarschbereits sind, verginge sicher noch so viel Zeit, dass die Vorhut der Pulethaner schon hier wäre. Also können wir auch warten, was sie wollen und uns in aller verbleibenden Ruhe hier auf ihre Ankunft vorbereiten.«

Hilbert nickte, wieder einmal war ihm nicht wohl in seiner Haut. Nimmgalf legte dem Freund die Hand auf die Schulter. »Kopf hoch, Hilbert, irgendwie werden wir das Kind schon schaukeln. So wahr wir Pfortenritter sind!«