Geschichten:Die Ein-Jahres-Fehde - Kapitel 6: Die Schlinge um den Hals

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Bei der Burg Rosshagen, 1. Ingerimm im 15. Regierungsjahr Kaiser Eslams III.



„Was?“, fragte Rondred und sein bärtiges Gesicht wurde rot vor Wut. „Warum kommt er nicht?“ Sighelm war froh, daß der Zorn seines Vaters nicht ihm galt.

Thyria sah beschämt zu Boden. „Barabrecht sagte, er will seine Neutralität wahren“, gab seine Schwester zur Antwort.

„Wie kann es diese Mißgeburt wagen!?“, brüllte Rondred und fegte den Tisch leer. Becher, Kelche und Krüge fielen zertrümmernd zu Boden. „Gebe seinem Sohn meine Tochter zur Frau und will nicht mit Soldaten auftauchen, wenn ich ihn brauche! Ich bringe ihn um!“ Anschließend schmiß er den Tisch um. „Raus!“, brüllte er. „Alle raus!“

Sighelm ließ sich das nicht zweimal sagen. Er war nicht gerne in der Nähe seines Vaters, wenn dieser zornig war.

Auch Thyria wollte das Zelt verlassen, doch hielt Rondred sie zurück. „Nein, du nicht, Thyria“, knurrte er. „Wenn es dir schon nicht gelungen ist, die Familie deines mißratenen Mannes mitzunehmen, dann hilf du mir, wie ich diese hirschfurtenverfluchte Burg einnehme.“

Mehr erfuhr er nicht, was im Zelt geschah. Er beneidete in keinster Weise seine Schwester.

Das Feldherrnzelt, das Sighelm eben verlassen hatte, stand auf einem Hügel mit einer guten Aussicht auf die Burg, die sie belagerten. Das Dorf an der Reichsstraße, das sie eingenommen hatten, konnte man von hier aus auch gut überblicken.

Nachdem der Majordomus von Zankenblatt ermordet aufgefunden und die Ritterin Rondira von Scharfenstein als Mörderin entlarvt worden war, erzählte der Zankenblatter Baron, wo sich seine Tochter befand. Er konnte auch berichten, wo sich Baron Brandulf mit seinem Gefolge befand. Sie alle waren auf der Burg Rosshagen – und auf diese blickte Sighelm nun. Irgendwo da drin ist meine Duridanya, dachte er.

Zwischen ihm und der Burg befanden sich hunderte von Zelten, in denen die Soldaten lagerten, an Lagerfeuern Wild brieten oder Karten spielten, sich im Kampfe übten oder den Besuch einer Hure aus dem Troß genoßen.

Sighelm beschloß, so viel Abstand zwischen sich und seinen Vater zu bringen wie möglich, und spazierte durch die Zelte hindurch. Er machte den Leuten Mut und sprach ihnen gut zu, wo es nötig war, inspizierte die Söldner und sprach mit den Hauptleuten über das weitere Vorgehen.

"Wir werden sie in etwa einem, vielleicht zwei Monaten ausgehungert haben, Herr", sagte einer der Hauptleute.

"Das dauert zu lange. Findet einen Weg, die Burg noch in dieser Woche einzunehmen." Sighelm wollte endlich seine Tochter wieder in Armen halten. Doch leider war die Burg zu gut befestigt, als daß man sie im Sturm einnehmen könnte.

"Herr." Ein Knecht eilte zu Sighelm und deutete auf die Burg. "Seht. Da tut sich irgendwas."

Sighelm blickte zur Burg und er konnte tatsächlich mehrere Gestalten auf der Burgmauer erkennen. Einen von ihnen erkannte er: Brandulf.

"Rondred", erscholl der Ruf des Hirschfurteners über die Zelte hinweg. "Wenn Ihr wollt, daß Eure Enkelin diesen Tag überlebt, zieht ab. Ihr habt bis zur Abendstunde Zeit. Wenn Ihr dann noch hier seid, wird sie sterben!"

Brandulf deutete auf die Turmspitze und Sighelm blieb das Herz stehen. Dort stand Duridanya, gefesselt und eine Schlinge um den Hals.

Das darf nicht geschehen!, schoß es ihm durch den Kopf und Sighelm eilte sofort zurück zum Feldherrenzelt. Er wollte seinen Vater zum Abzug bewegen.


 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Koenigreich Garetien.svg   Wappen Grafschaft Reichsforst.svg   Wappen Baronie Hirschfurten.svg   Wappen Junkertum Marano.svg  
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1. Ing 742 BF zur mittäglichen Praiosstunde
Die Schlinge um den Hals
Durchmarsch bei Syrrenholt?


Kapitel 6

Anhang
Autor: Balrik