Geschichten:Die Brachenwächter - Eine Forderung, Hlûthar zur Ehr

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Finster dräute die nahe Brache dem frisch bestallten Wächter auf seinem Ausritt und lockte seine Gedanken in unheilvolles Grübeln. Es schien fast als würden die Sonnenstrahlen zwischen den alten Stämmen matter und das Licht des Herrn Praios kraftloser. Wird er seine Wacht bestehen können?

Das Gestampfe von nahenden Hufen riss ihn aus seinen Gedanken. Ein Ritter setzte mit seinem Rappen zum Sprung über eine nahe Findlingsmauer die alte Äcker abgrenzte. Wie zur Kaiserlichen Turnei zu Gareth geschmückt lenkte der Gerüstete in Schwarz und Grün mit dem drei Klee auf dem Wappenschild sein Pferd auf ihn zu.

"Bei den Zwölfen! Hlûthar zur Ehr. Brachenwächter, euch fordere ich! Wählt eure Waffe."

Dröhnte die Stimme des Ritters blechern unter dem Helm hervor.

Aus seinen finsteren Gedanken gerissen kam der Wächter nicht umhin den bühnenreifen Auftritt des Unbekannten zu bestaunen und dann noch die Forderung. Gemächlich ließ er sein Pferd auf der Stelle drehen und besah sich den Fremden.

„Ich hege keinen Groll gegen Euch…“ Erwiderte Leubrecht, in Gedanken hinzufügend. ‚… zumindest soweit ich weiß.‘ Mit tragender Stimme fuhr er jedoch fort: „Bei Rondra! Hlûthar zu Ehr sagtet Ihr? Dann wähle ich das Schwert.“

Wie um seine Schnaubte zu untermauern, schnaubte sein Ross lautstark.

"Euren Groll solltet ihr hegen und gegen das Richten was dort, jenseits der Bäume auf euch lauert."

Der Ritter schwang sich vom Pferd und zog einen Anderthalbhänder von der Seite des Pferdes. "Dieses ist mein Schwert ‚Hinnachts Wacht‘. Mein Vater trug es in der Schlacht der drei Kaiser. Ich führte es bei Zwingstein. Und nun will ich mit ihm sehen, wer gekommen ist, um zu Wachen über die Brache."

Der Ritter grüßte mit dem Schwert und schritt zur Tat.

Sich ebenfalls aus dem Sattel schwingend landete Leubrecht federnd auf dem Boden und zog sein Langschwert blank. Eine schöne Waffe, die er elegant für einige Schwünge durch die Luft sausen ließ. "Dies ist Schwert."

Erwiderte Leubrecht auf die Vorstellung der gegnerischen Waffe. Er kannte ihren Namen nicht und hatte sich auch nie die Mühe gemacht den einstigen Besitzer zu ermitteln. Den ersten Schlägen seines Gegenübers durch Drehungen ausweichend, ließ er es sich nicht nehmen die kurze, ihm bekannte Geschichte seiner Waffe zu skizzieren.

"Ich nahm es einem der Marodeure des Verräters ab und erschlug mit ihm noch so einige mehr."

Anschließend ging er selbst mit seiner Riposte zum Angriff über.

Der Ritter ließ sich bereitwillig zurückdrängen um zu sehen wie dieser Wächter mit seinem 'Schwert' tanzen konnte.

"In der Tat ließ Haffax Meute so einiges an Schrott in der Landschaft liegen. Welch Glücksfall, wenn man jemand findet der es versteht damit etwas anzufangen."

Ein erster Versuch die Waffe des Gegners zu bindet wurde gekonnt gekontert, mit dem zweiten Versuch bekam der Gerüstete den Raum um nun seinerseits mit einem Ausfall wieder Raum zu machen und den neuen Herrn dieser Wiesen etwas Druck zu machen.

"Ich weiß nur nicht ob ein bisschen Alteisen und Talent reichen werden, wenn die Brache einst wieder ihre Schrecken ausspuckt und diese ausgerechnet durch Eure Wiesen trampeln, wenn sie sich gierig auf Grambusch stürzen. Hiernach sollten wir aber dringend eine Runde Boltan im Paradiesvogel spielen. Nicht nur das das meinen Knien besser täte. Wer so schlecht bluffen kann und sich mit diesem Acker zur Wacht zufrieden gibt, sollte mir auch eine leichte Beute sein."

Wie das hohe Korn in der seichten Briese, wog der Kampf hin und her ohne jedoch deutlich in eine Richtung auszuschlagen. Als Kämpfer hatte sich der Brachenwächter bisher immer als Beschützer verstanden, als Mann der die offene Seite seiner Gefährten schütze und sich somit ausgezeichnet auf die Abwehr von Schlägen verstand, während er den ihm geltenden Angriffen meist mit schnellen Kontern begegnete. Das schäbige Alteisen des Marodeurs hatte ihm dabei bisher immer gute Dienste erwiesen, vermutlich hatte der unglückselige Edle dem es vor dem Marodeur gehörte viel Geld dafür bezahlt.

"Sofern wir keinen Wall errichten und ihn mit Bannern besetzen, wird sich Garetien auf Alteisen und das Glück einzelner verlassen müssen."

Eine kleine Unaufmerksamkeit und fast wäre Leubrecht getroffen worden, nur knapp gelang es ihm sich aus dem Angriff zu drehen und Abstand zu gewinnen.

"Ich, für meinen Teil, werde mit dem Kämpfen was mir zur Verfügung steht und solang ich noch kämpfen kann, werde ich meine Wacht halten und meinen Nachbarn zur Hilfe eilen."

Mit diesen Worten gewann er etwas Abstand und nahm eine der klassischen Grundhaltungen ein. Bereit dem nächsten Angriff des Unbekannten zu begegnen.

Der Ritter ging in eine lockere Bereitschaftshaltung und ließ den Blick über das Land zu seiner Linken schweifen. Dann über das Land zu seiner rechten Seite.

"Ich sah vom Feldherrenhügel wie das was aus der Brache kam die Männer fraß, die als letzte Wehr des Reiches angetreten waren und mit dem kämpften was zur Verfügung stand. Solange sie stehen konnten, hielten sie ihre Linien bei Zwingstein. Ich sah wie Ingar von Drolenhorst-Birkenbruch fiel, wie Hauptmann Aarenbert der Schädel weg geschossen wurde und auch wie Belgos al`Cellar sich für seine Leute opferte. So Viele sah ich und ich sehe sie in meinen Träumen noch immer. Wie ihre Leiber zerfetzt und von Ungestalten verschlungen werden. Vairning! Ich fürchte mich vor dem was dort in den Wäldern erwacht.“

Die Stimme des Ritters war nur noch ein Flüstern.

"Was immer ihr dort in der Brache gefunden habt, auf das man euch zum Wächter berief. Behütet das Reich vor den Schrecken solange ihr ‚Schwert‘ halten könnt. Und sagt mir was ihr braucht. Wir, die wir in Zwingstein Seite an Seite standen, werden niemals alleine stehen.“

Die Erwähnung des Zwingsteins brachte dem Ritter bittere Erinnerungen zurück, klärte jedoch auf – wieso ihm das Wappen des Unbekannten vage bekannt erschien.

„Ich sah meinen Vetter am Zwingstein sterben, bei lebendigen Leib rissen diese Kreaturen in Stücke. Doch alles was ich seinen Kinder, seiner Frau und seinen Eltern sagen konnte, war das er tapfer bis zum Schluss gefochten hat.“

Ebenfalls zur Brache blickend, sah Leubrecht was sie war und nicht was sie vorgab zu sein. Er sah ein faulendes, eitriges Geschwür im Leib Garetiens. Ein Geschwür in dem sich Gezücht verbarg und darauf lauerte hervorzubrechen.

„Wir alle täten gut daran uns vor dem unheiligen Leben dieses Waldes zu fürchten.“ Nahm er mit deutlich belegter Stimme den Faden wieder auf. „Ich sorge mich wegen der Zahl seiner Kreaturen und hoffe dass wir genügend aufmerksame Wächter berufen haben.“

Den Blick von der Brachen lösend, bedachte der Brachenwächter seinen Herausforderer wieder mit voller Aufmerksamkeit.

„Euer Angebot ehrt Euch, Herr von Hinn. Ich fürchte dass die Wacht mehr Schwerter brauchen wird und Recken die sie zu führen verstehen. Momentan jedoch wäre ich einer guten Mahlzeit und einem kühlen Bier nicht abgeneigt, gern auch einer Partie Boltan – aber ich warne Euch, ich Spiele schlechter als Ihr vermuten würdet.“

In Wahrheit war er als Spieler recht passabel, allerdings zog er das Spiel der Minne und des Freiens um die Gunst einer edlen Dame dem Kartenspiel vor.


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Texte der Hauptreihe:
K34. Nestbau
Eff 1042 BF
Eine Forderung, Hlûthar zur Ehr
Ein erster Blick auf Neu-Auenwacht


Kapitel 33

Brief um Brief