Geschichten:Der Stachel des Mantikors - Ein schwarzer Reiter

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Irgendwo im Norden der Grafschaft Reichsforst


In vollem Galopp preschte der schwarze Rappe die Reichsstraße entlang. Lediglich der blutrote Umhang und der Kahlschädel standen im Kontrast zur sonst ebenfalls schwarzen Kleidung des Reiters. Die finster wirkende Gestalt flößte so manchen Reisenden und Fuhrleuten einen gehörigen Schrecken ein, zu dem der neunfach gezackte Spieß ein übriges beitrug. Zur Mittagszeit hielt der Reiter an einem Gasthaus am Wegesrand an.

Schwungvoll öffnete er die Tür und trat in die Schankstube. Sofort verstummte jegliches Gespräch, nur einige Mutige begannen zu tuscheln. Ein gutes Dutzend Bauersleut hatte es plötzlich sehr eilig, die Zeche zu zahlen und den Schankraum zu verlassen, doch etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Er setzte sich an einen freien Tische in der Ecke der Schänke, gerade so, dass er den ganzen Raum überblicken konnte; der Spieß lehnte neben ihm an der Wand.

Schließlich winkte der Reiter den Wirt unwirsch heran, was diesem offensichtlich gar nicht behagte, da er sich nur zögernd näherte und dabei die Hände immer wieder an der speckigen Lederschürze abrieb. Gelassen bestellte er eine Becher Tee und einen Krug Wein, dazu einen Teller Eintopf mit Brot. Der Wirt nickte gewissentlich und tischte das Bestellte wenig später auf.

Als er das Mahl beendete hatte und den letzten Rest aus dem Weinkrug in den Becher goß, öffnete sich die Tür, ein drei barönliche Büttel betraten die Schänke, hinter ihnen ein zitternden Bauersmann, der mit dem Finger in seine Richtung deutete.

»Ergib dich, Dämonenknecht!« rief der Anführer ihm entgegen, und verwundert blickte der Reiter auf. Als er jedoch der gezückten Schwerter ansichtig wurde, griff er in eine Tasche, zog etwas heraus und warf es den Bütteln entgegen. Es war einer jener Wurfsterne, die man in Mhanadistan verwandte, der den Umhang eines Büttels an die noch offene Schänkentür nagelte. Dann sprang der Reiter auf, ergriff seinen Spieß und wirbelte den beiden übrigen Bütteln mit einigen schnellen Schlägen die Schwerter aus den Händen. Den Anführer, der umgehend nach seinem Dolch greifen wollte, schickte er mit einem gezielten Tritt unter das Kinn zu Boden, den anderen holte er mit dem unteren Endes seines Spießes von den Beinen.

Schließlich zog er einige Münzen aus der Tasche und warf sie dem Wirt, der hinter der Theke in Deckung gegangen war, entgegen. An der Tür beugte er sich hinab zu dem dritten Büttel, der ängstlich zu Boden gesunken war, und riß des Wurfstern aus der Tür.

»Laßt euch das eine Lehre sein! Wagt ihr es noch einmal, einem Diener des Rondrasohnes entgegenzutreten, werdet ihr euch Gevatter Boron gegenüberstehen!« Damit verließ er die Gaststube, schwang sich auf seinen Rappen und ritt eilends davon.