Geschichten:Der Stachel des Mantikors - Ein etwas verlassenes Heiligtum...

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Am Königsweyher

"Dämliches Praiotenpack!", murmelte er leise vor sich her, während er seine Siebensachen in den Satteltaschen seines Rappen verstaute. "Werden schon noch sehen, was sie davon haben. Als ob die Ordnung alles wäre... Und allgegenwärtig ist sie eh nicht, ansonsten hätte man hier nicht IHM gehuldigt..."

Er überprüfte noch einmal den Sitz von Sattel, Taschen und Zaumzeug und schnürte den zweihändigen Sklaventod ganz obenauf. "Einen Moment noch, mein Gutster, nur einen kleinen Moment noch. Ich habe noch etwas zu erledigen."

Damit wandte er sich um und schritt entschlossen dem Banner entgegen, dass er vor einigen Wochen hier in die Erde gerammt hatte. Dort angekommen zückte er seinen Dolch und fuhr mit der Klinge über Handfläche seiner Linken. Neun Blutstropfen benetzten das niedergetrampelte Gras...

Um ihn herum war zu dieser frühen Morgenstunde noch nicht viel Leben im Lager. Die meisten Pilger - Söldlinge zumeist, aber auch einige Veteranen der vergangenen Schlachten gegen die Orken und die schwarze Brut des Bethaniers - lagen noch in ihre Decken und Felle gewickelt in Borons Armen. Viele waren es ohnehin nicht mehr, seitdem die Obrigkeit sich wie so oft in Kirchendinge eingemischt hatte... Einige Wochen nach der Weihe des Heiligtums der kirchlichen Weihe wohlgemerkt; die eigentliche Opferung hatten die Garetier schließlich selbst vollzogen war das Pilgerlager fast dreimal so groß gewesen.

Doch dann kamen die aufgebrachten Adligen, die besserwisserischen Praioten, die ehrenrührigen Rondrianer (schlimm genug, dass die Diener SEINER Mutter sich derart ereifern mußten, insbesondere jene Ordenskrieger der Schwerter zu Gareth), die friedliebenden Gänsediener und Eidechsenpriester, und alle hatten sie etwas zu meckern, auch wenn sie letztlich nichts dagegegen unternehmen konnten. Die Gardisten, die jedoch schon wenige Tage nach seinem Eintreffen zur Aufrechterhaltung der Ordnung abkommandiert worden waren, gingen ihm schon gehörig auf die Nerven, doch am allerschlimmsten waren diese Möchtegernzauberer und ihre Lakaien.

Ein paar Dutzend dieser Kapuzenträger hatte schon versucht, Beiwerk für magische Handlungen von diese heiligen Stätte zu entfernen, doch die meisten waren von den Pilgern vertrieben worden. Einen besonders Dreisten, der gar einen der neun Steine, mit denen das Banner gestützt wurde, zu stehlen versuchte, hatte er nur mit einem Dolch bewaffnet mit den IHM wohlgefälligen Neun Streichen in die Niederhöllen befördert, sofern Boron sich nicht seiner Seele erbarmt hatte.

Doch was sollte, es, seine Aufgabe war erfüllt. Das Heiligtum war geweiht und seiner Bestimmung übergeben, und SEINE Pilgerstätten benötigten ohnehin nicht die ständige Anwesenheit eines Priesters. Eine andere Aufgabe wartete noch auf ihn...

Gedankenverloren strich er sich über den Kopf, gerade so, als wolle er sich die nicht vorhandenen Haare aus der Stirn streichen. Ein letzter Blick streifte das neunfach geteilte, schwarz-rote Banner, das im sanften Morgenwind wehte. Er schickte ein kurzes Gebet zu IHM...

Dann ergriff er seinen Umhang, der noch zu Füßen des Banner auf den Steinen lag und warf ihn über die Schultern; das neunfach geteilte Wappen war darauf eingestickt, dazu zur Rechten der schwarze Mantikor, zur linken der schwarze Drache. Entschlossen riß er den neunfach gezackten Spieß aus dem Erdboden, wandte sich ab und schwang er sich auf den Rücken seines Pferdes. In wildem Gallopp preschte er durch das Lager von dannen - nicht zurück gen Süden, sondern in Richtung des Reichsforstes...