Geschichten:Der Salzenforst 9

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“Zeiget mir den Schlüssel!“, eine kratzige Stimme erklang. Goswin drehte seinen Kopf langsam zum Almadaner. Der las verbissen in seinem Pergament.

“Tritt zur Seite“, murmelte der Almadaner. Goswin überlegte kurz, wen der Magier gemeint hatte. Doch als er ihn irgendetwas flüstern hörte, bezog er die Aufforderung auf sich und duckte sich zur Seite.

“.... Flammenstrahl“, hörte er den Almadaner brüllen. Heisses Feuer fuhr an ihm vorbei und traf die salzene Säule, die klirrend zersprang. Goswin hielt sich instinktiv die Hände vors Gesicht, trotzdem trafen ihn Dutzende Splitter. Obgleich er erwartet hatte, von den umherfliegenden Kristallen verletzt zu werden, spürte er keinen Schmerz. Erstaunt sah er, dass die Kristalle schmolzen. Auch die Kristalle, die den Raum bedeckten, zeigten Auflösungserscheinungen.

“Brich die Tür auf!“, befahl der Magier Goswin. Er nahm kurz Anlauf und warf sich gegen die Tür. Obgleich Goswin nicht wirklich mit einem Erfolg gerechnet hatte, gab das Holz sofort nach. Über die Götterläufe musste das Salz der Tür gewaltig zugesetzt haben. Hinter der Tür empfing ihn ein gemütlich aussehender Empfangsraum. Teppiche bedeckten Wände und Boden, edle Möbel luden zum Ausruhen ein. Nachdem der Almadaner eilig den Vorraum durchquert hatte und einen der Teppiche betrat, entzündeten sich plötzlich Fackeln an den Wänden und auch aus dem Kamin loderte ein wärmendes Feuer.

“Kommt schnell herein!“, wies der Magier an. Kaum das auch Goswin das Zimmer betreten hatte, bildete sich über den Resten der Tür eine neue Schicht Salz. Auch die salzene Gestalt im Vorraum erhob sich langsam wieder.

Der Almadaner lachte, “Tja, wie es scheint, beschränkt sich die Macht des netten Türwächters auf das Äußere des Turmes und das Umland.“

Goswin kniff die Lippen zusammen und behielt seine Schlussfolgerung für sich. Der Magier mochte ja Recht haben, aber schließlich mussten sie doch irgendwann den Turm wieder verlassen...

Der Magier schien sich nun sehr sicher zu sein, dass ihn im Inneren des Turmes keine Überraschungen mehr erwarteten. Nachdem er Goswin jede Treppenstufe hatte prüfen und jede Tür hatte öffnen lassen und nirgends das Salzding auftauchte, lies er ihn im Empfangsraum fesseln. Während der Söldner auf der Suche nach Plündergut das Innere des Turmes geübt auseinandernahm, hatte sich der Magier wohl in die oberste Etage zurückgezogen, in der Goswin etliche Regale mit Büchern gesehen hatte. Goswin musste schnell einsehen, dass er die Fesseln an seinen Händen nicht lösen konnte. Auch hatte man ihn unter Todesdrohung angewiesen, den Empfangsraum nicht zu verlassen. Goswin wusste, dass die Diebe nicht zögern würden diese Drohung wahr zu machen. Er ahnte auch, dass er nur noch am Leben war, weil der Magier ihn brauchte, um aus dem Turm zu entkommen. Das salzene Ding da draussen würde nach dem Flammenangriff sicher nicht mehr geduldig fragen, ob sie einen Schlüssel hätten. Goswin ging zu den Resten der Tür. Die Salzschicht hatte den Vorraum inzwischen komplett verschlossen. Das Tageslicht schimmerte noch, aber zu erkennen war nichts mehr.

“Herr Dschinn“, flüsterte Goswin und schaute vorsichtig über die Schulter, ob sein Rufen von den anderen bemerkt worden war.

“Herr Dschinn, erscheint...“ wiederholte er und fügte hinzu,“ ... bitte.“

Wieder nichts. Goswin lehnte sich vorsichtig mit der Schulter gegen die Salzfläche, die hier im Innern des Turmes völlig glatt und ohne gefährliche Spitzen war.

Prompt bildete sich ein Gesicht auf der Fläche.

“Ihr habt den Turm zu unrecht betreten.“, stellte die kratzige Stimme fest.

“Herr Dschinn, würdet ihr mir gestatten, diesen Turm zu verlassen?“, Goswin wusste nicht Recht, wie man mit einem solchen Geschöpf redete.

“Ohne Schlüssel darf niemand passieren, so der Befehl!“, stellte die Stimme klar. Der Schlüssel, was mochte das sein. Würde der Dschinn es vielleicht verraten?

“Was ist der Schlüssel, Herr Dschinn?“, fragte er.

Leider lies sich dieser nicht überlisten. Er blieb die Antwort schuldig. Schließlich verschwand sogar sein Gesicht. Dafür konnte Goswin erkennen, dass sich etwas an der Aussenseite des Turmes tat. Irgendjemand oder Irgendetwas war vor die geöffnete Türe getreten.


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1. Fir 1030 BF
Kapitel 9
Kapitel 8


Kapitel 9

Kapitel 10
Autor: Goswin