Geschichten:Der Rotbart

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Auf der Reichsstraße II, Kgl. Franfeld

Der Rotbart zügelte sein Ross, als am Wegesrand der Grenzstein zu Kgl. Halhof und damit zur Grafschaft Eslamsgrund und dem Königreich Garetien in Sicht kam. Bei besserem Wetter hätte man von hier womöglich bereits Burg Greifenstolz sehen können, die garetische Grenzwacht gegen seine Heimat. Doch die Winter waren streng in Caldaia, und obgleich die Praiosscheibe bereits hoch am Himmel stand, brachen ihre wärmenden Strahlen nur selten durch Wolken und Nebelbänke. So blieb den Reitern der Blick auf mehr als wenige Meilen in diese und jene Richtung des kargen Hochlandes verborgen. Doch war es nicht so, als wäre dem Reiter die Gegend unbekannt gewesen.

„Deine neue alte Heimat“, stellte die Reiterin neben ihm fest, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Vor nicht einmal einem Mond hatte er noch den milden Winter des Yaquirbruchs und die Annehmlichkeiten eines Amtsträgers von Unterfels genossen. Nun hatte ihn der Ruf seines Soberans hierher geführt. Dessen Ruf, und dessen Gemahlin.

Rodrigo von Aranjuez entsprang lediglich einem nachrangigen Zweig des Hauses Aranjuez. Ein alter Name zwar, doch nur selten von überregionaler Bedeutung, sodass er sich für das alte Blut bislang nicht allzu viel hatte kaufen können. Und wiewohl er mittlerweile in gewissem Maße als wohlhabend gelten durfte und in der Gesellschaft des Alten Reiches einen durchaus angesehenen Posten bekleidet hatte, war ihm der Zugang zu den höheren Kreisen des Neuen Reiches mangels Titel stets verwehrt geblieben. Bis ihn der Ruf seines Soberans ereilt hatte. Wobei ihn dieser genau genommen lediglich nach Heldor bestellt hatte, wo es dann Rahjada von Ehrenstein-Streitzig gewesen war, die ihm seine Aufgabe auseinander gesetzt hatte.

Seine Aufgabe, und seine Chance. Ein wichtiger Posten in der Grafschaft Eslamsgrund, der als sein Sprungbrett zu noch größeren Ehren hier in Nord-Caldaia dienen mochte. Für ihn, wie auch für das Haus Aranjuez. Und darüber hinaus hatte ihm die Comtessa die Hand einer Ehrenstein oder einer Streitzig in Aussicht gestellt – ebenfalls nur aus den nachrangigen Zweigen der alterwürdigen Familias, das verstand sich von selbst. Doch eine weit bessere Partie als sich der Rotbart ansonsten hätte erhoffen dürfen.

„Und die Deine“, gab er schließlich zurück, nachdem einige Augenblicke lang lediglich die kleinen Wölkchen seines warmen Atems in der kalten Morgenluft zu sehen gewesen waren.

„Ah“, schürzte die dunkel gelockte Schönheit lächelnd die Lippen „…ich glaube nicht, dass Du mich hier lange brauchen wirst. Und dann geht es für mich zurück nach Unterfels. Aber immerhin verstehe ich nun, warum Du hier weg bist.“

Sachte schüttelte Rodrigo von Aranjuez das Haupt. „Lediglich die Familie meines Vaters stammt von hier. Aber ich habe mich dem Land immer verbunden gefühlt, seiner rauen Schönheit.“ Vielleicht waren es aber auch seine rostroten Haare gewesen, die ihn stets ein wenig fremdeln ließ im Land von schwarzen Locken und dunklen Augen gemacht hatte.

„Ich sehe nur Fels und Weide und Schafmist“, gab sie keck zurück.

„Besser Du gewöhnst Dich dran“, umspielte nun auch ein leichtes Lächeln seine bärtigen Züge. „Also weiter, es sind nur wenige Meilen bis zum Hof des Vogtes.“ Damit schlang er den Soldatenmantel enger um den Leib und setzte sein Ross langsam in Bewegung, gefolgt von seiner Begleiterin und hinter ihnen einem weiteren halben Dutzend Reiter unter dem Banner des Hauses Aranjuez.



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