Geschichten:Der Plan des alten Löwen - Waldspaziergang 1

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Junkertum Waldwacht – Baronie Linara, 12. Praios 1036 BF

Das Eichhörnchen hüpfte von Baum zu Baum. Immer auf der Suche nach Nahrung, achtete es darauf, von seinen Fressfeinden nicht entdeckt zu werden. Plötzlich hielt es inne. Wie zu einer Salzsäule erstarrt, aber immer bereit, schnell um sein Leben zu rennen, blickte es in die Richtung woher die Geräusche kamen. Der kleine Körper entspannte sich teilweise, als es eines dieser großen Vierbeiner sah, auf denen sich manchmal diese Zweibeiner saßen. Verwundert war das Eichhörnchen darüber, dass dieser Vierbeiner alleine war. Das Eichhörnchen konnte seinen Gedanken allerdings nicht weiter fortführen, da es laute Geräusche von Zweibeinern aus einer anderen Richtung vernahm. Seine Blicke wendeten sich in diese Richtung. Dort sah es, wie ein Zweibeiner vor anderen Zweibeinern davonlief. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, lief das Eichhörnchen weiter den Baum hinauf um sich dort in der Krone zu verstecken.

Der Vierbeiner ging gemächlichen Schrittes durch den Wald. Es sog die würzige Waldluft durch seine Nüstern, immer in der Hoffnung schmackhafte Waldkräuter wahrnehmen zu können. Sein spitzohriger Zweibeiner war einige Körperlängen von ihm entfernt hinter ihm. Sie beide hatten es nicht eilig. Der Wald bot ihnen beide genug Nahrung und irgendwann würden sie durchquert haben. Gerade als der Wind den Geruch einige dieser schmackhaften Waldkräuter zu ihm wehte, vernahm es die Geräusche einiger Zweibeiner die sich schnell durch den Wald bewegten. Mit einem wehmütigen Seufzen, diese Kräuter eventuell nicht abernten zu dürfen, blieb es stehen und gab ein kurzes Schnauben der Warnung an seinen Zweibeiner.

So schnell er konnte, rannte der Soldat. Er wusste, dass sie ihn verfolgten. Zu Dritt wahren Sie gewesen. Sie hatten sich getrennt, in der Hoffnung, dass sie ihre Verfolger leichter abschütteln könnten. Er wusste, einen seiner Kameraden hatten sie erwischt. Sein Todesschrei klang noch in seinen Ohren und er konnte ihn nicht vergessen. Eben sowenig er den Anblick seiner niedergemetzelten Kameraden in dem Hohlweg vergessen konnte oder die hingemordeten Dorfbewohner, die er zusammen mit seinen beiden Kameraden begraben musste. Er blickte zurück, um abzuschätzen wie weit seine Verfolger von ihm entfernt waren. Dabei übersah er eine Wurzel, die ihn zu straucheln brachte und dann der Länge nach hinfiel. Es stieß mit dem Kopf auf einen Stein oder einen dicken Stamm. Was es auch war, es raubte einen Teil seiner Besinnung. Halb benommen versuchte er aufzustehen. Dann knickte er ein und lag wieder auf dem Boden. Er musste sich bei dem Sturz den Knöchel verstaucht oder gebrochen haben. Egal, es war aus! Sie würden ihn kriegen.

Caelfor war im Gedanken versunken. Vor einiger Zeit hatte ihn ein Brief erreicht von einem Freund aus längst vergangenen Tagen. Der Inhalt klang ernst. So ernst, dass er bereit war, die Gauklertruppe, die er bereits seit mehr als zehn Götterläufen begleitete, zu verlassen und seinen Freund an dem vorgeschlagenen Treffpunkt zu treffen. Der Weg durch den Reichsforst bedeutete für ihn eine Abkürzung. Auf einmal riss das Schnauben seines Pferdes ihn aus seinen Gedanken. Er hielt inne und lauschte. Da waren die Schritte von einigen sich schnell bewegenden Zweibeinern zu vernehmen. Er kletterte auf einen Baum, setzte sich auf einen dicken Ast und legte die Hände auf seine Schläfen und konzentrierte sich auf eine bestimmte Melodie. Am Ende dieser Melodie konnte er weiter und klarer sehen. Er sah, wie zwei dunkel Gekleidete einen einzelnen Mann verfolgten, der einen Wappenrock trug, dessen Wappen ihm bekannt vor kam. Normalerweise würde er sich nicht einmischen. Hier lag der Fall anders. Er sprang vom Baum hinunter, zog sein Schwert und rannte in die Richtung der Dreiergruppe. Sein Pferd gab er ein Zeichen ihm zu folgen, dass es auch, bedauernd wegen den Waldkräutern, tat.

Sie hatten ihn. Endlich war die Jagd vorbei. Dieser Trottel muss über irgendetwas gestolpert sein. Da lag er nun. Sie brauchten ihn nur noch die Kehle durchzuschneiden, dann konnte sie zusammen mit den Anderen wieder zum Haupttrupp zurück und endlich diese verfluchten Wald verlassen zu können. Sie erreichten ihr Opfer, als sie in der Gegenrichtung jemanden Bemerkten: Ein Elf mit einem gezogen Schwert und ein Pferd. Hier gab es nicht viel zu überlegen oder zu diskutieren. Sie beiden hatten ihre Befehle. Der Soldat vor ihn musste sterben und Zeugen durfte es nicht geben. Er schätzte ein, dass der Elf zu weit entfernt war für eine seiner üblichen Zauber. Ohne ein weiteres Wort hob der Söldner seine schwere Armbrust an um den Elfen zu erschießen, als Dieser mit seiner rechten Hand die linke Schulter berührte und dann auf einmal sein Zeige- und Mittelfinger auf ihn zeigte. Er spürte nur noch, wie ein gewaltiger unsichtbarer Schlag ihn in seine Brust traf, ihn mehrere Schritt zurücktrieb und zu Boden warf, wo ihm Dunkelheit umfing bevor er auf dem Boden aufschlug.

Der Soldat glaubte in seiner Benommenheit zu träumen, als er nicht das Gesicht seiner Mörder blickte, sondern in das Gesicht eines Elfen. Mühsam rappelte er sich hoch und schaute sich um. Seinen beiden Verfolger lagen regungslos auf dem Waldboden. Einer von ihnen hatte einige klaffende Wunden, der andere schien unverletzt. Daneben sah er ein Pferd stehen, dass sich einige Pflanzen schmecken lies. Neben ihm stand ein Elf mit einem Schwert.

„Könnt Ihr aufstehen?“ fragte ihn der Elf.

„Nein, ich habe mir etwas gebrochen oder verstaucht.“

„Mmm, haltet einem Moment still und Zähne zusammenbeißen.“

Der Elf zog dem Soldaten den Stiefel aus, untersuchte den Knöchel sagte dann „Gebrochen! Nicht bewegen!“ Der Elf legte seine Hand auf den gebrochenen Knöchel und summte ein kleines elfisches Lied.

Einige Augenblicke später war der Knöchel geheilt.

„Ich heiße Caelfor.“ stellte der Elf sich vor.

„Mein Name ist Barnfried Gerstenbauer“ sagte der Soldat.

„Nun gut Barnfied, was ist hier los? Halt! Bevor du mir die Geschichte von Anfang an erzählst, gibt es noch weitere Verfolger?“

„Ich glaube schon“ entgegnete Barnfried. „Wir war zu dritt gewesen und wurden von einem halben Dutzend Söldnern verfolgt! Einen von uns habe sie bereits erwischt.“

Caelfor überlegte kurz. Es half nichts! Er musste mehr wissen, bevor er irgendetwas tun konnte. Während er die beiden toten Söldner untersuchte, sagte er zu Branfied „Erzähl mir doch jetzt alles, was du weißt!“