Geschichten:Der Kaltensporn - Einhorn und Bär

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Nahe dem Firun-Kloster St. Radul, Firun 1035 BF:

Firuns kalter Atem hatte das Land noch fest im Griff und Leomir von Zweifelfels steckten die mysteriösen Ereignisse um den Kaltensporn noch in den Knochen. Dennoch galt es den Fokus nicht zu verlieren, denn er hatte das Gefühl, dass er das hiesige Treffen nutzen konnte. Zu aller Überraschung war Alderan von Bärenau nach Ochsenblut gereist. Der Bruder der bärenauer Baroness Iralda von Ochs galt lange als verschollen und wurde erst kürzlich von dieser zum Junker vom Baernwald ernannt, wie Leomir erfuhr und übernahm von ihr auch den Vorsitz der Familie Bärenau da Iralda ja in das Haus Ochs eingeheiratet hatte. Auf Burg Zweifelfels beobachtet man die Entwicklungen in Bärenau in den letzten Götterläufen sehr genau, denn sonderlich erfreut über die de facto Entmachtung der Familie Bärenau durch das Haus Ochs war man dort nicht, gilt doch die alte bärenauer Baronsfamilie schon seit vielen Generationen zu den engsten Verbündeten der Familie Zweifelfels. Nun konnte die vom Aussterben bedrohte Familie Bärenau wieder ein Oberhaupt im besten heiratsfähigen Alter vorweisen. Vielleicht ließe dieses in Zukunft an der gewonnen Vormachtstellung des Hauses Ochs rütteln? Leomir sah nun die Möglichkeit die alten Verbindungen durch ein Bündnis im Namen Travias wieder zu festigen. So suchte der Zweifelfelser Alderan am Rande der Feierlichkeiten auf um ihm ein Angebot zu unterbreiten.

„Wohlgeboren, ich beglückwünsche Euch auch im Namen meiner Familie zu Eurer kürzlichen Belehnung. Es ist uns eine große Freude wieder ein Mitglied der Familie Bärenau in Amt und Würden zu sehen. Ich komme ganz ohne Umschweife zu meinem Anliegen, die Köpfe derer die noch den Namen von Bärenau tragen sind gering und unsere beider Familien verbindet eine Jahrhunderte alte Freundschaft. Was würdet Ihr davon halten diese alten Bande mit einer Vermählung zu erneuern?“

Alderan setzte sein charmantestes Lächeln ein, eine Gabe die er von seiner Mutter geerbt hatte. Gedanken galoppierten durch seinen Kopf – heiratsfähiges Alter? Walbirg war erst 15 Götterläufe und an Seiten des Reichsforster Grafen in der Wildermark, Tybalt erst acht. Ihm schwante nichts Gutes. Leomir schien wahrhaftig ihn zu meinen. Ein Schauer lief im über den Rücken – verdammte Politik. „Ich danke Euch für die Glückwünsche. Es war eine große Ehre für mich von meiner Schwester in den Junkersstand erhoben zu werden und es erfüllt mich und mein Herz mit Freude, an dem Wiederauferleben einer alten stolzen Familie mitwirken zu können, auch wenn es natürlich mehr als bedauerlich ist, dass es erst soweit kommen musste. Wir – die Bärenaus – sind unbeugsame Hartsteener. So leicht wirft uns nichts um, beziehungsweise hindert uns am Aufstehen.“ Umschweifend hatte er palavert, wenn er auch die letzte Frage unbeantwortet ließ.

Leomir reichte Alderan einen Trinkpokal, aus dem anderen nippte er leicht. Er hatte den Jüngling in ein Gespräch verwickelt und bissig setzte er nach.

„Die von Euch genannten Eigenschaften Eurer Familie sind es, die wir Zweifelfelser sehr zu schätzen wissen und die uns Jahrhunderte lang in freundschaftlicher Nachbarschaft zu beider Wohl gedeihen ließen. Die Unbill der letzten Götterläufe waren für uns alle aufzehrend, doch sicherlich hat es die Eurige Familie weit über Gebühr getroffen. Ein Wiederaufstehen Eures altehrwürdigen Geschlechts ist von Herzen zu wünschen, doch sollte man im tsagefälligen Neuanfang stets nicht seine alten Freunde vergessen, denn es sind die alten Bündnisse die sich in schwierigen Zeiten bewähren und zu beider Wohlgefallen auszahlen.“

Der Adjutant der waldsteiner Landrichterin sah seinen Gegenüber auffordernd an.

Der neubelehnte Junker fühlte sich gefangen wie eine hilflose Fliege in einem Spinnennetz. Was war aus seinem Traum geworden, dass die liebreizende Göttin Rahja seine Heiratswahl lenken würde? Zerplatzt! Er hätte es wissen müssen, als er seine Freiheit aufgab und sich in die Zwänge der Adelsherrschaft zurückbegab. Als Streuner in den Gassen Gareths wäre es seine eigene Entscheidung gewesen, nun als Junker und Oberhaupt einer alteingesessenen Familie musste er Zugeständnisse machen.

„Ein wahres Wort sprecht Ihr, werter Freund. So wie ihr, schätzen wir auch die eurigen Eigenschaften - wie sonst lasse sich erklären, dass seit Jahrhunderten unsere Familien Bünde eingehen. Der letzte Traviabund beider Familien liegt mehrere Generationen zurück. So heiratete mein Ur-Großvater einst die holde Gerlinde von Zweifelfels. Viel Wasser ist den Quendel hinuntergeflossen, eine Zeit für einen Neubeginn mit alten Freunden steht nichts im Wege und ist aus meiner Sicht sehr begrüßenswert. Welch geneigte Damen aus bester Familie mögt ihr mir denn anempfehlen?“

„Aus Euch spricht schon jetzt ein wahres Familienoberhaupt, junger Freund, Ihr werdet Eure Familie zu neuer Größe führen, bei den Göttern, da bin ich mir sicher. Phex ist mit Euch, ich kann Euch sogar mehrere Damen aus meiner weitverzweigten Familie anbieten.“ Leomir räusperte sich. „Zum einen wäre da meine Base Roana, sie zählt 20 Sommer und ist eine Knappin der Leunin. Dann kann ich Euch sehr die Hohe Dame Yselde ans Herz legen, sie wurde von unserem Familienoberhaupt Debrek höchstpersönlich im Schwerte ausgebildet und ist zudem mit Eurer Hartsteener Heimat bestens vertraut, da sie zur Zeit als Hausritterin bei Pfalzgraf Bernhelm von Wetterfels dient. Sie zählt 21 Sommer. Zu guter Letzt kann ich Euch Grimhild anempfehlen. Auch sie kennt Eure werte Heimat bestens, dient sie doch Eurer Schwester als Knappin. Sie zählt 15 Sommer.“ Nachdem Leomir den etwas überfordert wirkenden Gesichtsausdruck Alderans bemerkte, fügte er schnell hinzu: „Ihr musste Euch wahrlich nicht hier und jetzt entscheiden, junger Freund, ich schlage vor Ihr kommt einmal nach Burg Zweifelfels und beäugt die von mir genannten Damen. Ihr werdet sicher zufrieden sein.“

Leomir erhob seinen Trinkpokal und nickte dem bärenauer Junker freundlich zu, er war zufrieden, das war nun in trockenen Tüchern.