Geschichten:Der Herr von Moorsch - Berndrich

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Markt Moorsch, 4. Ingerimm 1032 BF

Für einen Moment grübelte Berndrich. Wer hatte Barnhelm den Floh ins Ohr gesetzt, dass er um Moorsch kämpfen wollte? Der selbst war doch in der Familie als notorisch antriebslos bekannt; eine Gelegenheit wie diese zu erkennen oder gar ergreifen zu wollen lag nicht in seinem Naturell. Berndrich konzentrierte sich wieder auf den ihn belauernden Kontrahenten. Der Kerl positionierte sich doch tatsächlich in dem als Kampfareal abgesteckten Geviert auf dem Moorscher Marktplatz so, dass er stets die Praiosscheibe im Rücken hatte. Doch derartige Tricks änderten nichts an Berndrichs eigener Überlegenheit und so ließ er ihn gewähren; sein Vetter hatte schon einige Hiebe einstecken müssen, wenn auch noch keinen entscheidenden. Flink war er, dass musste man ihm zugestehen. Aber auch strategisch unklug: Zufrieden stellte Berndrich fest, dass er Barnhelm gleich in der Ecke des Kampfplatzes gedrängt hatte und dass dieser nun ohne weitere Ausweichmöglichkeiten sein würde. Doch kein Fehler jetzt! Er deutete einen niedrigen Streich an, um seinen Gegner zu einer entsprechenden Parade zu verleiten.

Den Gegenstoß sah Berndrich zwar noch kommen, doch hatte er keine Gelegenheit mehr, ihm zu entgehen. Es war Barnhelm gelungen, sein Schwert samt Schwertarm zu binden. Im nächsten Augenblick knallte der ihm nun den Knauf seines Schwertes ins Gesicht. Grell blitzte der Schmerz auf, begleitet von dem knackenden Geräusch der brechenden Nase. Berndrich ließ seine Waffe fahren und stürzte nach hinten. Sofort sammelte sich das Blut in Rachen und Mund. Zwar wollte er sich trotz der Schmerzen aufrichten, doch in diesem Moment warf sich Barnhelm auf ihn und drückte ihm den Kopf mit der linken Hand zu Boden, die Spitze seines Schwerts tanzte direkt vor Berndrichs Auge.

„Gib auf!“

Berndrich wollte etwas sagen, doch stattdessen verschluckte er sich und hustete Blut, versuchte schon fast verzweifelt zu Atem zu kommen, während sein Vetter mit der Klinge vor seinem lädierten Gesicht herum wedelte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Hand zur Aufgabe zu erheben. Das Gewicht auf seiner Brust ließ nach, als sich Barnhelm aufrichtete. Berndrich drehte sich zur Seite, um das Blut auszuspucken. Dabei sah er die Gesichter seiner Verwandten, die den Zweikampf in der ersten Reihe beobachtet hatten, Borstefreds unter dem Schnauzer malenden Kiefer, Raulwins spöttischen Blick über den verschränkten gepanzerten Armen und die sich abwendende Rapidora, deren enttäuschte Miene und der damit verbundene vorwurfsvolle Gestus Bände sprachen. Keiner von ihnen kam, um ihm zu helfen, und so rappelte er sich selbst auf. Die Bauern glotzten nach wie vor stumm herüber. Vielleicht hatten sie erwartet, dass er tatsächlich blaues Blut vergießen würde, so wie sie ihn anschauten. Währenddessen tönte der Jubel derjenigen Waffenknechte herüber, die die Wetten unter Ihresgleichen auf Barnhelms Sieg gewonnen hatten. Wortlos klaubte er sein Schwert auf und verließ das Kampfareal, nunmehr von keinem mehr beachtet, als Borstefred den eigentlichen Kampf um das Junkertum Moorsch ausrief.


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Texte der Hauptreihe:
4. Ing 1032 BF zur morgendlichen Phexstunde
Berndrich
Barnhelm


Kapitel 4

Raulwin
Autor: Steinfelde