Geschichten:Das neue Haselhain - Ein anderer Wind I

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Festung Haselhain Armeenschild, Mitte Travia 1040 BF

Dramatis Personae:

„…Ich erwarte das Haselhain ein großzügigen Beitrag dazu beitragen wird. Das Raulsche Reich soll sehen, wie großherzig wir hier sind.“
Dort steht Selo von Pfiffenstock, die Schandkappe gelöst auf der Schulter tragend statt auf dem Haupte, seine Miene trägt ein beinahe unheimliches, hintergründiges Lächeln zur Schau.

Er hat gerade seinen Bericht zum Reichstag in Beilunk beendet und langsam lässt er den Blick über die Versammelten schweifen.
Die Stimmung ihrer Blicke ist durchwachsen aber gespannt, doch er gönnt sich noch eine Pause um sie zu verunsichern, das Schweigen behagt nicht allen, doch er denkt nicht daran es zu brechen und beobachtet die Reaktionen, bis er schließlich doch anhebt, seine Stimme klingt anders: „Zu guter letzt, ihr seht sicher selbst, Ihre Hochgeboren, die Vögtin ist nicht anwesend. Ein Umstand der sich nur all zu leicht erklären lässt, da sie nicht zusammen mit mir Beilunk verließ - da sie nicht länger Vögtin von Haselhain ist.“ Die erneute Pause läßt ihn abermals die unterschiedlichen Gemüter und Meinungen in den Gesichtern seiner Vasallen ablesen, während diese unentschlossen sind welches Verhalten angebracht ist. „Es war an der Zeit für sie zu gehen, in unserem beidseitigen Einvernehmen. Sie folgt dem Ruf Albernias, nur kurz wird sie in den nächsten Tagen der Baronie noch einen Besuch abstatten, Majordomus von Helburg, Meister Albentir veranlasst das Nötigste, ihre Abreise soll eiligst verlaufen, keine Abläufe werden ihr im Weg stehen.“, Verwunderung, aber auch Genugtuung oder einfach Gleichgültigkeit sind die Reaktionen auf den Gesichtern, die er aufsaugt, bevor er weiter spricht: „Ihre Aufmerksamkeit galt nicht allein Haselhain, welches solch sensible Verbandlungen nicht mehr duldet. Sie sind nun ein Relikt der Vergangenheit, welche damals etwa durchaus von Gebrauch waren. Doch hier stehe ich nun als das neue Haselhain.“, die angespannte Stimmung im kleinen Ratszimmer geniesst er und lässt dabei salopp den Blick über die Teppiche und Reliefs an den Wänden wandern, alte Geschichte, er lächelt.

„Verkündet also wer hier nun das Sagen hat und gebt ihnen auch zum Geleit, dass es er garetische Gockel ist, der stolz schreitend seine Kappe und Krone auf dem Haupte trägt, den Narren die ihn karikieren zum Spott. Denn es wurde gefügt dass der Gespottete, das der Gockel, nun über den Narren steht und diese sich dem nur all zu bewusst sein sollten. Das neue Haselhain vergisst nur schwer und vergibt noch seltener, es wird seine Gegner mit Hohn und Häme überzogen zur Rechenschaft ziehen.“, plötzlich ist alles ganz still, er spürt wie einige aufbegehren wollen und andere in eine Starre verfallen und er geniesst es. Der Schluck Wein mit dem er seine Zunge befeuchtet schmeckt nach einem Gefühl das er bis dahin kaum kannte. „So sind unsere Kerker ohnehin zu voll und viel zu kostspielig, jeder der künftig sich irgendwelchen Bagatellen schuldig macht, soll demnach zu unser aller Erheiterung und Wohlbefinden beitragen, als Narren sollen sie durch die Orte getrieben werden. Doch auch des Herrn Praios Ordnung soll genüge getan werden, so wollen wir auch die Herren dieser armen Trottel benennen, sie sollen künftig in Häme geächtet sein, als da wäre als erstes zu nennen, der tote Herr der Narretei Hamar Cherk’avar und sein lebender Bruder im Widersinn, Barnhelm von Darrenfurt, seines Zeichens, Großnarr von Morganabad, der seinen Geschwistern feige den versteckten Dolch in den Rücken trieb. Doch es soll auch solche Harlekine geben, die unseren heimlich Spott genießen dürfen, da wir sie noch anderweitig brauchen. Haselhain wird keine Narretei mehr dulden außer der eigenen. Deshalb wird es auch einige weitere Veränderungen geben. Der kleine und vorallem der große Rat werden auf eine Größe gestaucht, die ihnen zuträglich ist. Ebenso die einzelnen Instanzen, die Vögtin war hier nur der Anfang. Ich werde mich in einigen Wochen explitizer dazu äußern, bis dahin erwarte ich Vorschläge von euch.“, er freut sich bereits diebisch auf das Schauspiel, dass die nun wetteifernden Anwesenden ihm nun bieten würden, auch wenn er schon eine recht genaue Vorstellung seiner neuen Räte hatte, vielleicht würde ihn der eine oder die andere noch überraschen, doch in diesem Moment spürt er das aufkommende Aufbegehren einiger und hält dagegen: „Ich denke ich habe mich dazu eingangs klar genug ausgedrückt, nicht wahr.“ Sein Blick schweift abermals, einige schlucken ihren Protest herunter. „Fürwahr soll das hier jedoch niemanden beschneiden, euer aller Rat ist mir natürlich teuer, doch will ich dem unverzeihlichen Satinav ein Schnippchen schlagen und nicht kostbare Zeit in andauernden Plenen vergeuden, ihr kennt das und wisst worauf ich abziele. So werden ich und die Räte euch als Kenner eures Fachs konsultieren, wenn wir eures Schatz der Weisheit benötigen. Sicher keine Seltenheit, da – wie es die Vögel singen – der Gockel ein Garetier ist.“ Den letzten Teil vollführt er beinahe im freudigen Singsang, nur um dann abrubt wieder eine ernste Miene aufzusetzen. „Dies alles geschieht nicht zu eurem Verdruß, nein, es geschieht zum Wohle Haselhains und unserer Familie, wir müssen uns auf die letzten Veränderungen einstellen, auch wenn das eingen missfällt, die Nebachoten haben ihre Einheit verloren, zumindest bis auf weiteres, das wird hier niemand bestreiten, andernfalls wäre dieser jemand ein Narr und bewirbt sich damit auf einen etwaigen Posten. Nicht wenige sprechen gar von der der zweiten Schande und es werden mehr werden, denn sie haben Recht. Das heisst ein jeder Stamm, ein jede Sippe und Familie muss nun selbst die Zügel in die Hand nehmen und kann sich nicht mehr auf diese wahrlich sehr praktische Einheit berufen, an deren den meisten offensichtlich nicht viel am Herzen lag, auch wenn sie die Namen der Großen Einenden großmäulerisch im Munde führten. Und so wird Haselhain einen neuen Weg gehen – müssen. Doch welcher Weg ist zu begehen nach solch einer wiederholten Scham? Den der Tradition, den der Neuerung, den des ewigen Sündbocks – von Außen oder Innen auferlegt, der seid ihr ohnhin, aber was macht ihr daraus? Ich - ich gehe den Weg des neuen Haselhains und jeder der einen Platz darin haben will folgt dem aufrechten Gockel, ohn Bedenken sich wie ein Narr zu geberden, denn der ist ein Schelm der nach der Moral eines anderen fragt und nicht der eigenen.

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