Geschichten:Das Verbot der Nandus-Kirche - Der Baronin neuer Leibesdiener IV

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24. Ingerimm 1036 BF

Mit anderen Augen- Danach


Mit angewinkelten und untergeschlagenen Beinen saß sie auf der gemauerten Fensterbank und trank einen Tee. Das Geräusch, das von der Türe kam kündete davon, dass ihr junger Bettgefährte soeben zurück kehrte. Ein dringendes Bedürfnis hatte sie schließlich beide aus dem Schlaf geholt.

„Dort steht Tee, falls das etwas für Euch ist.“ Sie musterte ihn über den Rand des Bechers. Sie selbst hatte sich in eine einfache Lederhose und ein Wams gewandet. Die darunter befindliche Bluse war spärlich geschlossen, und ihre Füße waren noch nackt.

„Wir werden abreisen nachdem ich mich von einigen der anwesenden Adligen verabschiedet habe. Ich denke die Heimreise werden wir im Geleit Lyn ni Niamads bestreiten. Die Frau seufzte schwer und fügte hintenan: „…wenn ich mir auch wahrlich besseres vorstellen kann, als Nebachoten an meiner Seite!“


Wortlos goß Hlutharion sich etwas von dem Tee ein während sie sprach, er trug seine dunkle, einfache aber feine typisch Perricumer Tracht, weder raulsch noch richtig tulamidisch. Er nahm einen Schluck des Tees und hob fast unmerklich eine Augenbraue nach ihrem letzten Satz.

„Es bleibt abzuwarten, ob sie es schaffen wird in Haselhain wirklich etwas zu bewirken. Immerhin ist sie Vögtin, das ist ein Lichtblick. Wir werden sie nach Kräften unterstützen. Eslam… pah! Keiner trennt Familien, er wird sehen, was ihm das einbringt!“ Die Frau lächelte hintersinnig, derweil sie den Tee beiseite stellte und damit begann sich die Haare zu bürsten. „Wir werden jetzt einige Dinge vor uns haben, die allesamt Arbeit bedeuten, neben dem was uns ohnehin beschäftigt versteht sich. Ihr werdet Euch mit Leomara von Keilholtz abstimmen. Sie soll Euch so es ihr möglich ist, unter ihre… Fittiche nehmen. Sie ist es, von der ihr die Schwertleite erhalten sollt. Es gibt freilich noch andere die das tun könnten, aber praktischer Weise, hatte sie den Posten, den ihr bekleiden sollt, vor Euch inne, kann also exakt sagen, worauf es ankommt. Ich weiß, ich habe das schon erwähnt...nur für den Fall dass ihr denkt nach einer weingeschwängerten Nacht stünde ich nicht zu meinem Wort.“ In ihrem Monolog hielt sie inne und musterte ihn fragend.

Er schaute sie an, der Blick wie immer recht nichtssagend oder undurchschaubar, sie wusste es nicht zu sagen...interessant war er alle mal, sie zwang sich zur Beherrschung. Jetzt war nicht der Zeitpunkt.

Die Nebachoten...sehen das vermutlich...anders.", murmelte Hlutharion in sich hinein, dann etwas deutlicher: "Ich...scheue Arbeit...nicht, Euer Exzellenz. Ritterin von Keilholtz...soll mich im Nötigsten...anleiten und...wenn ich bereit bin..............dann...meine schwertleihe erhalten." Beinahe ein Lächeln, aber es verstarb genauso schnell wie es gekommen war. „Auch wenn...die Ritterin...mir das Wichtigste...bereichten wird, erzählt mir...doch von...den Aufgaben."

Die Baronin legte die Bürste zur Seite und begann sich das Haar zu flechten. Anders als die Tage zuvor war es weniger streng und akkurat. Es hatte etwas… natürliches?

„Nun, da wäre an sich natürlich der direkte Dienst an meiner Seite und der Burg. Der Hauptmann ist natürlich für die Wacheinteilung und generell den Schutz der Burg zuständig, doch ihr steht mit ihm in engem Austausch.“ Sie besah sich kritisch die Platte mit Essen wählte jedoch nichts davon aus, sondern sprach weiter.

„Im Angesicht der Bedrohung durch diesen Widerling Haffax, sind wir seit geraumer Zeit dabei unsere Landwehr auf Vordermann zu bekommen. Leomara hat dabei schon viel Federn gelassen und die Schmieden stehen nicht still.“ Eine zornige Falte hatte sich über ihrer Nase gebildet, doch ein Seufzen reichte scheinbar aus um sich wieder zu beruhigen. „Dann gilt es den Zehnt einzuholen- die Listen sind beim mir einsehbar, und auch wer die jeweiligen Ansprechpartner sind. Glaubt mir, Leomara hatte ernstlich überlegt einen Schreiber eigens dafür anzustellen um die Ausreden fest zu halten!“ Ein warmes Lächeln umspielte bei diesen Worten ihren Mund.

„Gut, dann gäbe es noch den Hafen. An den Einnahmen durch Zölle verdienen wir ebefalls und Arn Fuxfell hat gerne Besuch. Das heißt auch dort gilt es regelmäßig vorstellig zu werden.“ Sie überlegte scheinbar, kam aber zu dem Schluß ihm erst einmal Gelegenheit zum Fragen stellen zu geben.

Hlutahrions Blick hing an ihren Lippen, nur um ab und an abzuschweifen, wie es ihr schien. ...bei der Nennung von Haffax Namen verzog er kurz eine Miene....um dann wieder zu ihr zurück zu kehren, die Schultern hängend flüsterte Hlutharion beinahe: "Solche...Aufgaben, sie sind...mir nicht unbekannt.", ein kurzes Stocken, "Mit welcher...Vehemenz.........ging denn die...Rittierin vor mir zu Werke...dabei?" Geshla spürte ein leichtes Unbehagen bei der Frage.

„Hm, sagen wir es so: die Nebachotentrottel fraßen ihr aus der Hand- ich habe bisweilen auch darüber sinniert, ob sie nur so aufmüpfig waren, weil Leomara dann persönlich an ihr Tor pochte. Eine Kriegerin mit ihrem Temperament ließ in ihnen die Säfte schießen, und sie hätte einige davon ehelichen können…! Nicht dass ihre jetzige Wahl so viel klüger war, aber das ist ein anderes Thema!“ Sie erhob sich und ging auf und ab. „Die Ritterin von Keilholtz war sehr erdig und wenn Sie wußte, dass es wirklich keine Ausrede war, hat sie sogar mir verheimlicht, wenn der Zehnt nicht beizeiten da war. Ich wusste es, aber sagte nichts! Merkt euch das- ich traue wenigen Menschen und Leomara war immerhin meine Milchschwester!“ Sie war stehen geblieben, und betrachtete ihn nachdenklich.

Er hob gerade wieder seinen Kopf, er hatte nach unten geschaut, das half ihm manchmal bei der Konzentration. Er sah skeptisch aus. "Ich...denke ich habe meine...eigene Umgehensweise...mit den Nebachoten.", er dachte kurz nach ob er etwas weiteres sagen wollte, schüttelte dann aber leicht den Kopf. "Ich...werde Euch...schon nicht...", er stockte abermals, das hatte er seiner Schwester auch gesagt und so sprach er es nicht aus. "Ich werde...mein Bestes tun...Euer Hochgeboren."

„Ich würde auch gelinde gesagt verstört reagieren, wenn ihr bei den Nebachoten die gleichen Gefühle auslösen würdet, wie Leomara.“ Sie grinste breit. Männerliebe war ihr unter diesen Eseltreibern bislang noch nicht häufig begegnet. „Aber sollte es so sein, denkt daran, ich teile nicht gerne, und mit dem Volk schon gar nicht.“ Sie wurde wieder ernster und hielt nun auf ihn zu.

„Was diese Sache mit Eurer Schwester angeht- ihr solltet sie bereinigen! So bald als möglich. Schickt ihr Geld, schreibt ihr..irgendwas. Eh man sichs versieht, ist der Tag gekommen, wo der eine oder andere an die Alveranspforten klopft, und man ist nicht im Reinen!“

Sie legte dabei leicht eine Hand auf seinen Unterarm, zog ihn aber sofort wieder zurück, als hätte sie sich verbrannt.

Hlutharion betrachtete sie ruhig, die Ruhe in seinen Augen mochte sie, dann hob er an, leise: "Nun...Geld habe ich keines...und meine Schwester...sie war noch nie..eine Freundin der schönen Worte. Aber...ich werde...mir etwas überlegen. Dennoch...sie könnte - derzeit - auch Eure........Großzügigkeit...mir gegenüber in Frage stellen." Ihm fiel keine bessere Formulierung ein ohne seine Schwester zu denunzieren.

„Nun, ich gehe einmal davon aus, dass ihr, solltet ihr nicht völlig nutzlos sein, euren Sold, der sich an Euren Fähigkeiten messen wird, wohl zu einem Gutteil einsparen könnt. Der Hafen Gnitzenkuhls ist zwar nicht winzig, aber weder werdet ihr Spielhäuser finden, noch anderen Verlustierungen die derart kostspielig sind, dass ihr nicht wenigstens ein Zeichen setzen könntet. Aber…“ Sie trat noch einen weitern Schritt von ihm weg und es hatte den Anschein, als ob sie sich dazu zwingen musste als sie sich abwandt und in Richtung der Türe schritt.

„… Eure Belange sind nur zu einem winzigen Teil die Meinen…bislang! Was Eure hochverehrte Schwester angeht: ich habe kein Problem damit, wenn sie mich noch mehr, als ohnehin nötig in anderem Lichte wahr nimmt. Ihre neuen Präferrenzen teile ich nicht. Sie sollte ihre Aufmerksamkeit auf anderes richten als Legenden der Nebachoten. Sogar die Eseltreiber lachen schon über sie, dass sollte sie nicht dulden!“

Hlutharion nickte nur. Er hatte Rondira bei ihrer Recherche geholfen und wusste was sie bekümmerte, aber ob sie nicht auf einer falschen Fährte war konnte er auch nicht sagen. Dazu war er nicht lang genug wieder in Gluckenhang gewesen und nun würde er auch nicht all zu bald wieder dorthin zurückkehren. Aber er konnte mit Sicherheit sagen, dass Rondira sein Verhalten und auch das Geshlas nicht schätzen würde. Das Verhältnis zwischen den Baroninnen würde vermutlich bald eisiger werden. Er schob es weg, dass daran er Schuld war, wie er fast immer alles wegschob und besann sich auf frühere Tage, strafte sich etwas. "Nun gut also, was ist Euer nächster Wunsch...Euer Hochgeboren?" Der Blick war ein anderer.

„Ich werde ein Bad nehmen, anschließend will ich, dass wir los reiten. Richtet doch bitte ihre Hochgeboren ni Niamad aus, dass wir gerne gemeinsam gen Heimat reisen könnten. Es gibt noch Einiges zu besprechen. Und eine Reise bietet sich dazu an. Im Stall könnt ihr Bescheid geben, dass wir am Mittag abreisen werden.“