Geschichten:Das Schweigen im Walde I: Feuersbrunst - Teil 22

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Erinnerungen XVII – Des Reiches neue Kaiserin

Gareth, 1. Praios 1029 BF

Die Zeremonie war vorbei, doch die Festivitäten begannen nun erst richtig. Das Reich hatte eine neue Kaiserin, die erste des Raulschen Reiches, und Adel wie Volk feierten diesen Anlass gebührend. Wulf hingegen war nicht recht nach Feiern zumute. Das Reich war noch immer schwach. Es mochten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen, bis der Glanz dessen wieder hergestellt war, was in den vergangenen zwei Jahrzehnten Stück für Stück untergegangen war. Das Herz des Reiches war auseinandergerissen wie das Reich selbst, die Macht der Kaiserin geschwächt, der lange Arm der Reichadministration Vergangenheit. Der Adel hatte alte Rechte zurück erlangt, und es schien Wulf, als sei die Meute von der Leine gelassen. Alamadaner freuten sich über die Aufhebung des Duellverbots, die Nordmärker über noch mehr Einfluß – und Garetien hatte auf ganzer Linie verloren. Perricum war herausgelöst und in die Eigenständigkeit als Markgrafschaft entlassen worden, und die Königin hatte sich fortan als Kaiserin um andere Dinge zu kümmern. Selbst der Posten des Staatsrates war noch immer vakant. »Die Alten Häuser sind es, denen die Macht obliegen sollte«, hatte Hilbert von Hartsteen einmal bei einem Becher Wein am Kamin gesagt. Vielleicht hatte er damit recht. Die Gunst der Stunde konnte demjenigen, der es schlau anging, Macht und Einfluß bescheren. Es galt, alte Bündnisse wieder zu beleben und neue aufzubauen. Er würde den Burggrafen Oldebor aufsuchen und auch mit Hilbert und Nimmgalf sprechen müssen; mit letzterem hatte er wegen seiner Stellung zu Answin eigentlich immer noch ein Hühnchen zu rupfen. Und vielleicht sollte er seine Meinung zu den Nordmarken noch einmal überdenken. Es wurde Zeit, neue Wege zu gehen.