Geschichten:Das Schweigen im Walde I: Feuersbrunst - Teil 10

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Erinnerungen VIII – Heimkehr

Elenvina, 18. Ingerimm 1027 BF

Die Ereignisse der vergangenen Tage hatten ihre Spuren hinterlassen; nicht nur bei ihm selbst, sondern auch bei allen anderen Adligen. Entsprechend gedrückt war die Stimmung in der ganzen Stadt, und selbst die Feierlichkeiten anlässlich des Congresses waren weit weniger ausschweifend und prachtvoller ausgefallen als sonst. Nun lag die Versammlung der Adligen des Reiches in der Vergangenheit, am Vorabend hatte der Herzog der Nordmarken als neuer Reichsbehüter den Congress geschlossen, doch nicht alle waren bis zum Schluss geblieben. Albernia hatte sich vom Reich losgesagt, die Adligen des Königreiches am Meer der Sieben Winde waren ihrer Königin gefolgt und bereits abgereist. Die Königin war unauffindbar, die Reichsregentin verschollen. Das Reich war besiegt wie sein Heer, und selbst Selindian Hal, der jüngste Spross der kaiserlichen Familie, hatte ob der ungewissen Lage seiner Anverwandten die Krone des Reichsbehüters für sich gefordert, die nun Jast Gorsam trug. Es gab Momente, in denen zweifelte er daran, dass alles ein gutes Ende nehmen mochte, was dieser Tage begonnen hatte.

Die Kunde aus der Heimat war auch nicht die beste, denn Nimmgalf von Hirschfurten und Yendor von Gallstein waren mit anderen einen Tag vor ihm in Elenvina angekommen. Sie hatten berichtet, was ihnen in der Schlacht von Puleth widerfahren war: Eine Mauer des Siegestempels war eingestürzt, etliche Kämpfer hatten den Tod gefunden. Graf Danos war selbigem Schicksal entgangen, war aber schwer an Leib und Seele verletzt und darob von Pfortenrittern und Pulethanern heim nach Luring geleitet worden, von wo aus man ohne ihn nach Elenvina zum Reichscongress weitergereist war. Die Berichte aus Gareth hatten alle schwer getroffen, schließlich war die Kaiserstadt zugleich Hauptstadt des Königreiches Garetien und selbiges seiner Führung beraubt.

Wulf hatte lange geschlafen und war erst kurz vor der Mittagsstunde aufgestanden; er hatte den Schlaf bitter nötig gehabt. Am nächsten Morgen wollte er zeitig in die Heimat aufbrechen, da hieß es ausgeschlafen sein. So nutzte er den Nachmittag dazu, sich mit allem einzudecken, was er für die Rückreise benötigen würde.

Am nächsten Tag brach er auf, allein und zu Pferd. Nach der Hetzte der letzten Wochen kam es auf einen Tag nicht an, und so ritt er gerade so, dass es weder ihn noch sein Ross zu sehr anstrengte. Wulf verzichtete auf Wappenrock und Gürtelwappen, um nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen, und wann immer man ihn nach seiner Herkunft fragte, gab er sich als Wulf von Usla und vierten Sohn eines garetischen Junkers aus. Dass Usla hingegen eine der größten Ortschaften in seiner Baronie war, wusste hier in den Nordmarken und später im Kosch ohnehin niemand. Unterwegs kehrte er nur in mittelmäßigen Tavernen ein und wählte stets mit Absicht nicht das beste Gasthaus am Wegesrand. Erst mit der Ankunft in Garetien gab er wieder seinen wahren Stand und Namen an, und nun hielt es ihn nicht mehr zurück. Würde er erst einmal zu Hause sein, konnte er sich genug ausruhen. So gab er seinem Pferd die Sporen, kaum dass er den Grenzstein zwischen Kosch und Garetien passiert hatte, und eilte der Heimat entgegen.

Zwei Tage später erreichte er Uslenried, und selbst die Wachen am Stadttor erkannten ihn ob des Schmutzes erst auf den zweiten Blick.