Geschichten:Darpatwellen - Erster Praios

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Gut Brückstetten, 1. Praios 1040 BF

Wie ein Lauffeuer hatten sich vor wenigen Tagen die zutiefst beunruhigenden Neuigkeiten auf dem Fluss verbreitet: Haffax in Perricum gelandet! Daraufhin war der Landvogt sofort mit allen verfügbaren Kräften nach Süden aufgebrochen. Und immer wieder hatte Gemma von Fuchsbach auf der Reichsstraße am jenseitigen Schlunder Flussufer im staubigen Dunst gen Süden eilende Reitergruppen ausmachen können. Oder waren das nur große Schwärme dicker Schmeißfliegen, die es in diesen Tagen besonders ins gleißende Licht zog? Jeden, der sich im Freien aufhielt, begleiteten sie unweigerlich mit ihrem bösartigen Summen und ließen sich mit Vorliebe auf Ohren, Mund, Nase und Augen oder Wunden nieder, welche sie dann mit ihren kräftigen Rüsseln und Stacheln schmerzhaft traktierten. So dass die Vögtin es wie die meisten anderen Bewohner von Brückstetten vorgezogen hatten, die Zeit zwischen den Jahren im Haus beim Gebet zu verbringen.

Immerhin, die mehr als lästigen Fliegen waren zusammen mit der schier erdrückenden Schwüle der Namenlosen Tage am Morgen von einem leichten Wind aus den Darpatauen vertrieben worden, der auch die hochsommerliche Hitze für Mensch und Vieh etwas erträglicher werden ließ. Zugleich war auch die Zuversicht in Gemma gestiegen, dass es den eilig zusammengerufenen Truppen gelingen würde, dem Erzverräter den Einbruch in das Herz des Reiches zu verwehren und so hatte es sie es ihrer Nichte und ihrem Neffen nachgesehen, als diese sich heimlich vom Mittagstisch davon gemacht hatten.

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"Pst!“

Aus dem Versteck hinter dem Weidengeäst deutete der Junge auf die Wiese. Hesine von Fuchsbach, die ihrem kleinen Vetter mehr aus Pflichtbewusstsein denn aus wirklicher Neugier gefolgt war, als er ihr geheimnisvoll mit wenigen Worten von seiner neuesten Entdeckung erzählt hatte, erstaunte: Dort vor ihnen auf der Wiese hüpften und sprangen drei Wesen, wie sie sie noch nie zuvor gesehen hatte. Kaum einen Spann hoch mit grünem dünnen Haar und großen spitzen Ohren tollten sie mit unglaublichen Sätzen zwischen den Gräsern und Blumen umher, als spielten sie Fangen mit den zahlreichen Schmetterlingen und Käfern. Ihre buschigen grünen Schwänzchen waren vom Blütenstaub gelb gefleckt. Die Kreaturen hatten sie nicht bemerkt.

Efferdan grinste Hesine an und formte mit dem Mund das Wort: ‚Bolde'. Mit angehaltenem Atem beobachteten sie das lustige Treiben, das von einem auf und abschwellenden Sirren und Zirpen begleitet wurde, das fast wie ein sehr schnelles Kichern klang.

Und mit einem Mal verstummte. Die Kobolde standen starr und stierten in Richtung Fluss, die Ohren weit aufgerichtet und mit ihren Nasen aufgeregt die Witterung aufnehmend. Dann waren sie wie mit einem Fingerschnippen vom Erdboden verschluckt.

"Sie haben uns entdeckt“, flüsterte Hesine enttäuscht. Doch Efferdan schüttelte den Kopf und deutete ans Ufer des träge dahinfließenden Stromes. Seine Miene drückte tiefste Beunruhigung aus. Das Wasser hatte sich in eine trübe Brühe verwandelt, die bedrohlich steigend gegen das Ufer gluckste und dabei einen schmutzig gelben Schaum fabrizierte.

Und dann sah Hesine die grässlichen Archen unter dem blutroten Schwerterbanner mit rasender Geschwindigkeit den Fluss heraufziehen.

"Schnell Efferdan! Wir müssen weg hier!“, sie packte ihren Vetter am Arm und rannte los.


 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Markgrafschaft Perricum.svg   Wappen Markgraeflich Knoppsberg.svg   Wappen Junkertum Brueckstetten.svg  
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Texte der Hauptreihe:
1. Pra 1040 BF zur mittäglichen Rondrastunde
Erster Praios


Kapitel 1

Feuernarbe
Autor: Steinfelde