Geschichten:Düstere Schatten - Ruhiger Abend

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An einem Abend Anfang Travia auf der Kressenburg

Nur einen ruhigen Abend mit ihrer älteren Schwester und deren Zwillingen hatte sich die junge Ritterin ersehnt, aber bereits bei ihrer Ankunft auf der Kressenburg hatte sie diese Hoffnung fahren lassen. Nicht nur, dass die Kinder aufgrund der Dunkelheit bereits in ihren Betten lagen und schlummerten, wo ihre Amme über sie wachte. Auch hatte ihre Schwester derzeit viel zu tun und war noch am Abend in die Stadt zu ihrem Meister aufgebrochen, um einige eilige Werkstücke fertig zu bekommen. Nichts desto trotz war Rondraja mit ihrem Knappen auf der Burg untergekommen, während die Grenzjäger bei einem Verwandten in der Stadt eingeladen waren. Ihr Schwager war mit vielen anderen Adligen auf der Marschallsqueste unterwegs, was den Kreis der Familie doch etwas eingrenzte.

Selbstverständlich hatte sie Baron Ardo ausrichten lassen, dass sie hier war, doch wollte sie ihn auch nicht unnötig stören. Seine Gemahlin stand wenige Wochen vor der Niederkunft und der leicht besorgte Baron hatte Rondraja bei der kurzen aber herzlichen Begrüßung mitgeteilt, dass sie Zwillinge erwarten würden. Also hatte sie sich in ihre Stube zurückgezogen und kämpfte um Worte, während sie an dem Reisebericht für die Greifin schrieb. Allerdings hatte sie auch der Dienerschaft gesagt, dass man - und besonders natürlich der Baron, seine Frau oder ihre Schwester - sie jederzeit stören dürften. Beinahe hoffte sie darauf, um zumindest kurzfristig eine Ablenkung und eine Entschuldigung von dieser ungeliebten Aufgabe zu finden.

Rondraja war kaum über die einleitenden Worte hinaus gekommen, als es an ihrer Tür klopfte. "Ja bitte?"

Die Tür öffnete sich. Ein Zwerg in Livree und gepflegten, zu kunstvollen Zöpfen geflochtenen dunkelbraunen Haaren trat ein und verbeugte sich. "Ugrimm, zu Euren Diensten Euer Wohlgeboren. Der Herr Baron hat mich geschickt um Euch sich zu bitten. Ein Bote aus dem Süden der Baronie ist eingetroffen und hat etwas zu berichten, das Euch interessieren dürfte."

Die Rittfrau nahm sich kaum die Zeit die Feder ordentlich beiseite zu legen und war in einem Augenblick an der Tür. "Ich bin soweit. Bitte zeigt mir den Weg!"

Wenige Minuten später betraten sie das Kaminzimmer. Ardo und sein Vogt Phexian saßen an einem Ecktisch, während im Kamin gegenüber ein gemütliches Feuer knisterte. Dazwischen stand ein bäuerlich aussehender Mann mittleren Alters. "Tante Rondraja!", begrüßte der Baron die acht Götterläufe jüngere Ritterin. "Schön, dass du gleich kommen konntest. Alrik hier hat uns gerade eine Nachricht aus Greifenwehr gebracht, die dir bei deiner Suche hoffentlich behilflich ist. Wenn du willst können wir gleich im Morgengrauen aufbrechen und nach dem Rechten sehen."