Geschichten:Düstere Schatten - Löchriger Strauch

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Weiler Greifenwehr, Baronie Kressenburg, Ende Efferd 1038 BF

"Alrik! Alrik, komm hier herüber! Das wirst du nicht glauben!"

Der Dorfvorsteher von Greifenwehr eilte sich voller Sorge die zwanzig Schritt aufzuholen, die Gerlinde ihm vorausgegangen war.

"Was hast du gefunden? Stimmt etwas nicht?" Ein wenig außer Puste von dem kurzen Sprint kam er neben der jungen Frau zum Stehen. Tatsächlich verschlug ihm der Anblick der sich ihm bot die Sprache.

"Was sagst du dazu Alrik? Das sieht aus, als wäre eine Rotte Rieseneber durch die Hainbuchen gegangen."

"Rieseneber? Das müssten verdammt große Eber gewesen sein. Eine wütende Herde Auerochsen würde wohl eher passen."

Kopfschüttelnd schritt Alrik durch die niedergetrampelten Reste der jungen Bäume. In den vier Götterläufen die sie die Pflanzung der Wehrhecke nun schon beaufsichtigten, hatten sie nicht mit mehr als Wildverbiss oder Schäden durch fegende Hirsche zu tun gehabt. Jetzt aber war die fünfzig Schritt tiefe Pflanzung auf einer Breite von zwanzig Schritt komplett verwüstet. Irgendetwas wirklich Großes musste hier durchgekommen sein. Die jungen Bäume waren niedergedrückt, meist zersplittert, als habe ein mächtiger Windstoß sie beiseite gefegt. Der Boden war tief und nass von den Regenfällen der letzten Wochen und es gab viele Spuren. Schwere Stiefel hatten ihre Abdrücke hinterlassen, genau wie beschlagene Pferdehufe. Wer hier durchgekommen war, musste entweder schwer beladen oder schwer gerüstet gewesen sein.

"Gerline, das hier war doch eine offene Lichtung gewesen bis wir mit der Pflanzung begonnen haben, richtig."

"Ja, hier war auch ein Wildwechsel. Aber der Herr Baron hatte wohl immer den Verdacht, dass dies hier auch ein Schmugglerweg sein könnte."

Nachdenklich nickend schritt Alrik weiter durch die verwüsteten Hainbuchen. Dabei kamen ihm die zwei Söldner in den Sinn die vor ein paar Tagen im Dorf gewesen waren und sich nach seinem Vater erkundigt hatten. Der hatte in besseren Zeiten in der Adlergarde gedient, war aber in den Wirren der Hartsteener Grafenfehde einem Schwert zum Opfer gefallen. Eine merkwürdige Spur ließ ihn stocken. Er kniete sich nieder und fuhr mit den Fingern die Linien im Waldboden nach. Waren das Abdrücke von Schuppen? Aber so groß, mussten die eigentlich von einer Rüstung, einem Schuppenpanzer, stammen. Dennoch war die Struktur der Schupppen im nassen schwarzbraunen Waldboden so natürlich wie die einer Natter oder Eidechse, nur ebend um ein Vielfaches größer. Kopfschüttelnd seufzend erhob sich Alrik und wandte sich zurück zu Gerline, die auf dem Saumpfad gewartet hatte.

"Zumindest hat es offensichtlich jemandem nicht gefallen, diesen Weg versperrt vorzufinden. Lass uns umkehren. Wir müssen wohl in Sankt Therbûn nach neuen Setzlingen für das Frühjahr anfragen. Außerdem muss ich dem Herrn Baron umgehend Bericht erstatten. Das hier wird er wissen wollen."