Geschichten:Bruder des Blutes 2

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Besorgt schaute Irean hinauf zur PRAiosscheibe. Obgleich sie hoch am Himmel stand, durchdrang sie kaum die Nebel, die aus dem Boden aufstiegen. Die Sommerhitze, die gestern noch Mensch und Tier gequält hatte, war verschwunden. Statt dessen hatte sich der kühle, klamme Nebel das Land erobert.
Obgleich Irean nicht daran glaubte, dass das Rattenkind in jenen Tagen wirklich Macht hatte, so musste er sich doch eingestehen, dass diese Nebel nicht von dieser Welt zu seien schienen. Trotzdem zögerte er nicht und ritt unbeirrt durch die Nebel.

Höllenwall. Dort wollte, nein, dort musste er hin. Im dortigen Schrein seines Gottes wollte er um Hilfe bitten. Kor musste ihm sagen, was er tun sollte. Seiner Rache nachgehen um das Erbe seines Vaters anzutreten, oder darauf zu verzichten und jene Frau zu umwerben, die er liebte.

Als er in Fremmelsdorf ankam, musste er unwillkürlich grinsen. Die Bauern dieser Baronie waren ja noch abergläubischer als die Städter. Sie hatten nicht nur ihre Türen und Fenster verrammelt, nein, ihre Häuser waren auch noch von oben bis unten mit den Symbolen der Zwölfgötter bemalt. Kopfschüttelnd ritt er durch das Dorf und lies es schnell hinter sich. Auch in Kleinfurt erwartete ihn ein ähnliches Bild. Nur schienen ihm die Tobrier etwas mutiger. Er meinte hinter dem einen oder anderen Fenster neugierige Augen entdeckt zu haben.

Als die Dämmerung, die den ganzen Tag geherrscht hatte, der Dunkelheit wich, suchte Irean sich einen Schlafplatz. Er führte sein Pferd ein paar Schritte in den Fremmelsfelder Wald und ließ es dort grasen. Er horchte noch eine Weile in die Nacht, doch er konnte nur den Wind hören. Die Tiere des Waldes schienen verstummt zu sein. Irean zuckte mit den Schultern und machte es sich an einem alten Baum bequem.

Warum eigentlich nach Höllenwall? Zu diesem albernen Schrein? Das wurde Kor doch nicht gerecht! Viel besser wäre es doch, selbst einen Ort zu schaffen, der dem Geifernden Schnitter gefiele. Warum nicht zurück in dieses kleine Dorf? Die verrammelten Türen wären kein Hindernis...

Irean schreckte hoch. In einer Bewegung sprang er auf und zog die Schwerter. Doch da war niemand. Oder doch? Was war das für ein großer Schatten dort drüben? Vorsichtig schlich Irean näher, die Schwerter zum Angriff bereit.
Dann atmete er erleichtert auf. Es war nur sein Pferd. Sorgsam schaute sich Irean weiter um, doch im dunklen Nebel war kaum etwas zu sehen. Er steckte die Schwerter weg und trat einen Schritt vor um sein Pferd zu tätscheln.
Etwas unter seinem Fuß zerplatzte mit einem widerlichen Geräusch. Irean nahm den Fuß hoch und versuchte zu erkennen, was es gewesen war. Die Reste eines Pilzes. Und da stand noch einer, und da noch einer. Irean lief es kalt den Rücken herunter. Er war sich sicher, dass diese Pilze gestern noch nicht hier gestanden hatten. Zudem glichen sie jenen Pilzen, vor denen man ihn vor langer Zeit gewarnt hatte - Rattenpilze [[1]].

Vorsichtig ging Irean rückwärts, doch er war umringt von den Pilzen. Kurz kam ein Gefühl von Panik auf, welches er nicht kannte. Hatten ihm wirklich diese Pilze den Traum geschickt? Diese Zweifel, diese niederhöllischen Ideen. Irean zog seinen Dolch aus dem Gürtel, hob beide Arme und versetzte sich einen Schnitt am linken Unterarm. Der Schmerz klärte seinen Geist. Die Zweifel verflogen. Er würde nach Höllenwall reiten und nichts Namenloses würde ihn davon abhalten!