Geschichten:Brautgeld - Ein Marstall für das Waldschloß

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Auf der Reichsstraße von Gareth nach Perricum

Die Staubwolke hielt sich in Grenzen als die Reiter erneut ein Gut passierten. Nicht mehr lange, und man würde ein Gasthaus aufsuchen müssen und Rast für den Tag einlegen. Geshla von Gnitzenkuhl sowie einige andere Adlige aus der Gegend um das Perlenmeer und Perricum waren nach dem Verbot der Nandus-Kirche recht abrupt aus dem Kloster aufgebrochen. Der Vorsteher hatte recht unmißverständlich erklärt, dass die Zeit der Gastung vorbei sei.

Da die Gegend trist und ihr Geist sehr aufgewühlt, beugte sich die Baronin zu ihrer Nebenreiterin und redete sie an.

"Was haltet ihr von dem Plan der anderen Adligen dem Paar ein Schloß schenken zu wollen?"

Lyn ni Niamad lachte leise auf "Nun, es passt zu Ihnen. Der Kaiserin ein Schloss zu schenken, dass ihr eh schon gehört, ist schon ein wahres Phexensstück. Aber wenn die Pläne zum Innenausbau so realisiert werden wie geplant dann ist das ein verdammt prunkvolles Geschenk. Naja, nicht kleckern sondern klotzen, oder?"

Ein müdes Lächeln war zunächst die Antwort. "Wenn der Tempelvorsteher der Travia das hört wird er nicht begeistert sein. Sein zweites Wort ist 'Sparen' oder 'spenden'. Nicht, dass ich mit ihm in vielerlei Belangen nicht konform ginge, aber man muss auch Verpflichtungen nachkommen. Es kann nicht sein, dass das Empfangszimmer aussieht wie bei jedem dahergelaufenen Kontorleiter." Die dunklen Augen Geshlas blickten dabei stets nach vorne und nur ab und an zur Seite.

"Da habt ihr natürlich schon Recht" entgegnete Lyn. "Und zum Glück sind solche Hochzeiten nicht allzu häufig"

Nickend setzte die Adlige ihre Rede fort. "Oh ja, wem sagt ihr das! Der Tempelbau alleine hat mich ein Vermögen gekostet. Nicht auszudenken, was alleine das Schloss kosten wird, wenn man es wieder in einen repräsentativen Zustand bringen will. Ich habe munkeln hören, dass es wenig mehr als ein Räubernest sein soll!" Empört war ihre bislang ruhige Stimme ein wenig lauter geworden.

"Da hatten wir schon eine bessere Idee! Eine Garde, die Kosten bleiben überschaubar, und es ist eine repräsentative Angelegenheit. Zudem eine gute Möglichkeit für Drittgeborene sich Sporen zu verdienen."

Lyn nickt bestätigend "Auf jeden Fall. Vor allem ist es doch ein wesentlich praktikableres Geschenk, wer weiß wie häufig die Kaiserin dann überhaupt das Waldschloss besuchen kommen wird."

Die Gnitzenkuhlerin betrachtete versonnen die Reiter vor ihnen. "Ein sicher erhebender Anblick: eine ganze Schwadron schicker, gestählter ausgebildeter Reiter in Uniformen und auf stolzen Pferden!"

Lyn nickte erneut "Ja, in der Tat. Diese Einheit wird eine Elitegruppe sein und an Kampfkraft kaum zu übertreffen."

Die Worte der gebürtigen Albernierin führten dazu, dass Geshla mit einem Male die Stirne kraus zog. "In der Tat, ich kam aufgrund der Vorkommnisse in Wasserburg in das zweifelhafte Vergnügen Ciarda von Firunslicht- Oppstein samt ihrer 30 Reiter zu beherbergen. Ich kann nur sagen: unsere Stallungen waren fast zu klein. Wie wird das wohl auf diesem Schloß sein?" Die braunen Augen ruhten nun auf Lyn.

Diese runzelte nachdenklich die Stirn. "Nun, ihr sagtet es wäre eher ein runtergekommenes Gebäude denn ein prächtiges Schloss. Ich befürchte, um die Stallungen wird es da mehr als schlecht stehen."

Die Nacht war kurz gewesen, und Geshla von Gnitzenkuhl unterdrückte nur mühsam ein Gähnen. Sie konnte nicht umhin und musste eine Hand vor den Mund legen. "Verzeiht, ein wenig mehr Schlaf wäre angebracht gewesen! Doch nicht nur der Zustand, die schiere Größe, oder sollte ich besser sagen nicht militärische Ausrichtung der Nutzung bislang, wird wohl kaum Platz für 50 Tiere vorgesehen haben. Aber wie sieht es denn aus, wenn die Silberne Darpatgarde dort nicht unterkommen kann?"

Die Angesprochene seufzte, denn es lag so gar nicht in ihrer Natur an anderer Stelle dringender benötigtes Geld für protzige Prunkbauten auszugeben. Doch konnte sie den Gedanken der Gnitzenkuhlerin durchaus folgen und musste eingestehen, dass sie diese teilte. Und so entgegnete sie "Die edlen Tiere auf einer Weide, nur weil die Stallungen im Schloss der Kaiserin nicht ausreichend sind? Das ist der Garde mehr als unwürdig. Ich fürchte, man wird nicht umhin kommen, die Stallungen entsprechend anzupassen."

Das Brummen, dass von der Baronin kam und die Geste, mit der sie ihren Hengst dazu brachte nicht schon wieder zu einer Stute aufzuschließen waren eher als leicht ungehalten zu bezeichnen. Nach kurzer Unterbrechung kam schließlich von ihr: "Wir sollten das auf handwerklicher Art schlicht aber mit Geschmack halten!"

"Auf jeden Fall." entgegnet Lyn. "Es ist schließlich ein Stall und kein Prunkbau.

"Sagt die Frau, deren Schwiegervater eine Art Tor erbaut hat, welches mit einem recht ähnlichen in Gareth mithalten kann, und das einfach nur auf einen Weg entlang von WEIDEN führt?!" Ihr Tonfall war als heiter zu bezeichnen und ein feines Grinsen umspielte ihren Mund.

Auch Lyn musste schmunzeln und entgegnete "Das sagt die Frau, die den Sohn desjenigen der das Tor erbauen ließ heiratete, und nicht ihn."

Geshla nickte zufrieden und lächelte Lyn offen an. "Gut gut, dann sollten wir damit mal ein wenig hausieren gehen! Das muss von allen getragen werden. Wie ich von meinem ehemaligen Vogt hörte sind die Handwerker, die im Ordenshaus der Reshminianer tätig waren recht geschickt zu Werk gegangen. Das könnt ihr ja aber sicher in die Wege leiten, sobald alles geklärt ist. Ich habe vor allem noch Handwerker auf der Friedburg, die sich mit Fundamenten in Wassernähe auskennen. Soweit ich weiß, dürfte das dort wohl benötigt werden."

"Ja, wahrscheinlich schon. Und auch wenn die Idee sicher nicht bei allen sofort Anklang finden wird ist es doch die einzige Möglichkeit der Darpartgarde eine angemessene Unterkunft zur Verfügung zu stellen."

"Wer weiß wozu es gut ist? In solchen Zeiten ist jede befestigte und intakte Burg eine, die vielleicht im Ernstfall Schutz bieten wird, wenn es zu Kriegshandlungen kommt. Das sollte allen klar sein. Ich plädiere dafür, dass uns das Baumaterial gestellt wird! Es kann nicht angehen, dass einfaches Bauholz von uns dorthin geschleift wird." Während der letzten Worte war der Trupp ein wenig ins Stocken geraten, da so wie es den Anschein hatte, das Abendquartier erreicht war. Alles Wichtige war gesagt, alles Weitere war die Sache der Schreiber, und Botenreiter, die dies an die richtigen Stellen übermitteln mußten, an die, die nicht mit Ihnen reisten.