Geschichten:Beldenhag stellt zwei Banner

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GREIFENFURT / LICHTERHAG Die Baronie Beldenhag, ein einsames Land nordöstlich von Greifenfurt inmitten des waldigen Lichterhags stellt zwei Banner Landwehr auf. Obschon die Baronie klein und das Land dünn bevölkert, gelang es dem Landesherrn, Baradar von Plaue, nahezu hundert Kämpferinnen und Kämpfer aufzutreiben, davon gar zehn Berittene. Hinzu treten vier Ritter aus des Barons Gefolge. Die Beldenhager Landwehr stellt ein Gutteil des Landwehrhaufens dar, der sich zu Helbrache sammelte, um dem Orken zu trotzen, sollte er es wagen, über den Finsterstieg oder von der Heldentrutz her in die Mark einzufallen.

Die anderen Barone und Ritter, die sich im Lager sammelten, waren allerdings weniger erstaunt über die Menge aus Beldenhag – hatte doch Herr Baradar aus seiner tobrischen Heimat nur die Tapfersten und Kräftigsten in die Mark führen können, so dass aus ihnen ein stattlicher Haufe wehrfähig war –, sondern über das Banner, das über den Häuptern der Streiter wehte: Es war dies das Wappen von Beldenhag, ein aufrecht gehender grüner Bär auf Silber, allerdings gespalten: Links der Beldenhager Bär, doch rechts der rasende goldene Keiler auf blau der tobrischen Baronie Keilerau, die Herrn Baradar einst zum Lehen gehörte, ehe die Schwarzen Horden Tobrien überrannten. Im Herzschild aber trug das Banner das Wappen von Tobrien: den doppelköpfigen silbernen Wolf auf Blau! Erregt stritten die märkischen Barone über diesen Affront: Dem alten Fredo Adersin schwollen die Adern am Halse vor Ärger, dass Frau Gunilde von Dergelstein das Schlimmste um den Alten zu fürchten begann. Selbviert schritten die Barone des Lichterhag dem Tobrier entgegen: Dunkelsfarn, Dergelstein, Nebelstein und Hundsgrab. Doch ehe einer der vier das Wort erheben konnte (es sah so aus, als wollten es alle gleichzeitig tun), frug Beldenhag ohne Gruß: »Wer hat das Kommando?«

Die vier verhielten augenblicklich, dann sagte Hundsgrab: »Herr Greifentreu auf Nebelstein«, und deutete auf den Baron.

Beldenhag wandt’ sich diesem zu – vom Rücken des Pferdes nicht absteigend: »Gut, Hochgeboren. So mögt Ihr das Kommando führen. Nicht jedoch«, er legte eine Kunstpause ein, »über meine braven Tobrier.«

»Sie sind nicht länger Tobrier, Plaue!« zischte Fredo von Dunkelsfarn. »Sie sind jetzt Greifenfurter und werden darum unter Nebelsteins Kommando stehen.«

»Sie sind Tobrier wie ehedem«, erwiderte Baradar von Plaue zornig. »Die Mark mag jetzt ihr Land sein, doch ist es nicht ihre Heimat. Sie werden Euch beistehen, die Scholle gegen den Schwarzpelz zu wehren, da sie dieselbe Krume bestellen. Sie werden sich aber nicht dem Befehl eines märkischen Barons beugen, solange ihr tobrischer Herr zu befehlen vermag!«

Gunilde von Dergelstein – die klügste der vier Greifenfurter – versuchte zu beschwichtigen: »Hochgeboren, hört mich an! Wir sind nicht hier, zu kränken oder zu hadern. Wir müssen einig gegen den Orken stehen, damit wir seiner trotzen. So haben wir es immer gehalten, seit alters her. Es hat uns stark gemacht und unserm Land die Freiheit erhalten.«

»Ah! Das nenne ich scharf gesprochen, Schlange!« fauchte Beldenhag. Er schlug den Panzerhandschuh auf seinen Harnisch. »Ihr deutet an, Tobrien sei nicht mehr frei und darum dürfe ein Tobrier nicht kommandieren – verloren die Schlachten, verloren sein Land!? Euch schützt der Landfriede und die Bedrohung, sonst nennte ich Euch Ort und Stunde ...«

»... und ich Euch die Waffe!« gab Frau Gunilde heftig zurück.

Stumm und wütend maßen sich die beiden mit tödlichen Blicken, während Dunkelsfarn knirschte: »Braucht Ihr einen Secundanten, Nachbarin – bin ich Euer Mann ...«. Nebelstein trat zwischen sie und hob beschwichtigend seine Hände: »Genug, Ihr beiden! Sich streiten, hieße dem Ork Arbeit abzunehmen. Lassen wir den Hader ruhen, bis dass die Zeiten günstiger sind. Dann mögt Ihr Euch vertragen oder schlagen. Bis dahin aber«, er sah Beldenhag ins Auge, »solltet Ihr Euch dem Befehl nicht meiner, sondern der Markgräfin, der Ihr die Treue geschworen, gehorchen, Hochgeboren. Nein – unterbrecht mich nicht! Ihr mögt Eure Truppen befehligen, wie Ihr es wünscht, doch überlasst den Oberbefehl mir, dem Ihre Erlaucht ihn gegeben hat. Seid Ihr einverstanden?« Nebelstein klang fast beschwörend. Uneinigkeit hatte ihn einst sein Land und seine Frau gekostet, weiland vor zwölf Götterläufen. Er mochte sie nun nicht wieder leiden.

»Es sei, wie Erlaucht es wünschen«, spielte Beldenhag schnippisch sein Einverständnis und sprach zu seinen Rittern. »Wir errichten Lager dort an der Heide, nahe dem Lager der Märker. Stellt Wachen auf und richtet alles her.« Grußlos, wie er gekommen, wandt er sein Pferd und ließ die Märker stehen. Diese meldeten das Geschehen sogleich per schnellem Reiter nach Weihenhorst dem Marschall, dem Heermeister und der Markgräfin nicht zuletzt.