Geschichten:Baron von Puleth - Kaiserhain

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16. Rahja 1031 BF, vor Kaiserhain in der Baronie Puleth

Dramatis Personae

"Aaaachtung!", klang der gebrüllte Befehl des Waibels über die Wiese, als sich dort die Reihen der Reisigen in den grünen Wappenröcken mit den goldenem Luchs auf der Brust aufgestellt hatten. Die Langwaffen, vornehmlich Spieße, wurden präsentiert und vom kritischen Blick des Waibels abgenommen. Das Ganze hatte mehr was von einer Parade zu Gareth als einem Eroberungszug in von Strauchdieben und Raubrittern beherrschten Gegend. Felan Rondrik von Schallenberg, der von Graf Luidor ernannte Baron von Puleth saß etwas abseits davon auf seinem Rappen, neben sich seinen treuen Burghauptmann Herbald von Wertesteg, sowie seine Vettern Wulfger und Leuward von Schallenberg. Der vierte Schallenberger und ein Cousin 2.Grades von Felan, Ulfwin von Schallenberg-Zoltheim, trieb sich weiter südlich herum, um die Nachschubwege zu sichern.

Felan war schon lange klar, dass es hier keine Schanze zu stürmen, keine widerspenstige Stadt zu erobern galt, denn die Raubritter, die hier seit dem der schwarze Heerwurm hier entlang gekommen war, den Ort geplündert und beherrscht hatten, waren schon seit einigen Tagen ausgeflogen. Denn der Zug des Ritters aus Rabensbrück war nicht unbemerkt geblieben und vor allem nicht seine vergleichsweise große Schlagkraft. Während der von Graf Geismar ernannte Baron Werdomar von Quintian-Quandt nie größeres Interesse für seine ihm angetragenen Besitzungen gezeigt hatte, hatte Felan vor aus der Baronie wieder das Schmuckstück in der Hartsteener Grafenkrone zu machen, das es einst gewesen war. Mit einem 'eisernen Besen', wolle er aufräumen, hatte Felan seinem Lehnsherrn Luidor versprochen. Dass er damit nicht nur leere Worte verband, sondern auch Taten hatte er gleich nach seiner Hochzeit mit Jalga von Streitzig bewiesen: mit Hilfe seines neuen Anverwandten Wulf von Streitzig, dem Baron von Uslenried und Oberhaupt des jüngeren Hauses Streitzig, hatte er Truppen ausgehoben und war ohne Umschweife aber mit einigen Umwegen nach Puleth marschiert. Die Umwege hatte er in Kauf nehmen müssen, um nicht über geismaranisches Land zu marschieren, der ihm sicher den Weg nicht nur verboten sondern gewiss auch nicht vor Waffengewalt zurückgeschreckt hätte ihn aufzuhalten. Doch wichtig war, dass er nun hier stand, in seiner Baronie. Und er wollte sie nicht eher verlassen, als bis er sich hier eine feste Basis geschaffen hätte.

"Felan, da kommt eine Delegation aus der Stadt.", wandte sich Leuward an den Baron. Der nickte und seine Hände umfassten die Zügel fester. Derweil gab der Waibel den Truppen Befehl sich vorwärts zu bewegen und eine Gasse für die Ankömmlinge zu schaffen. Felan hielt sein Pferd, flankiert von seinen Begleitern, auf der Stelle und sah auf die fünf Personen mit einer Mischung aus verhohlener Neugierde und dem zur Schau tragen von praiosgefälliger Strenge herab. Es waren drei Männer und zwei Frauen, gewandet wie Kaufleute, Bauern, Handwerker sowie einem Perainegeweihten.

"Die Zwölfe zum Gruße.", begrüßte Leuward die Ankömmlinge. "Was wünscht ihr von eurem Baron, Felan Rondrik von Schallenberg-Streitzig, der hierhergekommen ist um euch von der Zeit der Rechtlosigkeit, des Unfriedens und der Götterlosigkeit zu befreien." Leuwards Worte klangen nicht so selbstsicher, wie dieser es wohl gerne gehabt hätte und Felan musste ein Lächeln verbergen, denn er hatte Leuward noch am vorigen Abend diese Worte einstudieren hören. "Die Zwölfe euch zum Gruße.", antwortete einer der Männer, ein beleibter Mittsechziger mit einem Kaiser-Alrik-Bart, der nach vorne getreten war. Er trug zudem die etwas altertümlich wirkende Praiostagsgewandung, die einem Reichsstadt-Gildenmeister zur Ehre gereicht hätte. "Wir sind die Vertreter der Stadt Kaiserhain und heißen euch willkommen, euer Hochgeboren. Wir entschuldigen uns vielmals, dass euch kein angemessenes Aufgebot begrüßt, aber bis vor zwei Tagen waren wir nicht frei in unseren Entscheidungen und mussten uns der Knute eines Raubritters beugen." Bei diesen Worten verbeugten sich die fünf. "Mein Name ist Phexian Ferlinger,“ sagte er um sich dann zuerst dem Geweihten und dann den anderen Abgesandten zuzuwenden,“und dies ist seine Gnaden Perainehilf Bornemann, Tsaiane Erken, Gunilla Uhlig und Gernbrecht Weizschrot. Wir sind gekommen, um euch zu bitten unsere Stadt und seine Bewohner unter euren Schutz zu nehmen." Der Mann sah Felan offenherzig und aus einem verhärmten Gesicht, das von vielerlei Entbehrung gezeichnet war, mit einem Anflug echter Hoffnung an.
Felan sprang mit einer einzigen Anstrengung aus dem Sattel, um sich den Leuten von Angesicht zu Angesicht zu zeigen. "Brave Bürger und Einwohner der Stadt Kaiserhain. Ich schwöre vor den Zwölfen,“, sprach er die rechte Hand zum Schwur erhoben,“, dass ich euch als meine Schutzbefohlenen aufnehme, ich schwöre vor Praios, dass ich gerecht sein werde, ich schwöre vor Rondra, dass ich ehrenhaft sein werde, ich schwöre vor Peraine, dass ich mildtätig zu den Schwachen und vor Firun, dass ich die Ehrlosen, die euch unterdrückt und gequält haben, jagen werde, um sie für ihre Untaten zu bestrafen." Felan holte Luft, nachdem ihm diese Worte wie ein sprudelnder Quell über die Lippen getreten waren. Die Hoffnung auf den Gesichtern der Kaiserhainer verwandelte sich sichtlich in Erleichterung, ob dieser göttergefälligen Schwüre, denn die Raubritter, allen voran die Familie der Kallerbergs, deren Sprosse Helmar und Geldor Raubritter Puleths waren, hatten auf ein göttergefälliges Leben wenig gegeben. Unter ihrer Herrschaft und der ihrer Spießgesellen, war das einstmals schmucke Städtchen Kaiserhain sichtlich heruntergekommen und ein Hort von üblen Gelichters geworden, dessen sich die braven Städter nicht zu erwehren wussten. "Bürger Ferlinger, ich werde mit meinen Leuten eure Stadt zu meinem Sitz machen. Hier soll die Gerechtigkeit für die Baronie ihren Anfang nehmen und die alte Ordnung wieder Einzug halten. Ich weiß wohl, dass ihr wenig habt, doch bitte ich darum Quartier für meine Soldaten zu machen. Verköstigt werden sie auf meine Kosten. Lasst in der Stadt verkünden, wer hergekommen ist, und das mein Sinn nur danach strebt unter meinem Banner das Wohl dieses Ortes neu aufleben zu lassen. Jeder Bürger, der eine Eingabe zu machen hat möge sich morgen bei meinem Stellevertreter melden." Dabei deutete er auf Leuward. "Ich werde keine Klage und keine Bitte ungehört lassen. Gleichzeitig bitte ich euch, und den neu zu formenden Rat der Handwerker und Einwohner mir eine Liste über die Zahl der Anwohner, ihrer Berufe und der städtischen Besitzungen zu machen, damit wir erkennen mögen, wo und wie unsere Hand am nötigsten gebraucht wird."

Die Abgesandten verbeugten sich geradezu ehrfürchtig vor Felan und dieser genoss die Ehrerweisung mit einem jovialen Lächeln, das seiner Meinung einem Fürsten aus der Zeit der guten Kaiser ausgezeichnet zu Gesicht gestanden hätte. Der Baron blickte den Leuten nach, denen Leuward und die Soldaten nach Kaiserhain hinein folgten, während er wieder auf sein Pferd aufsitzend und im ‚Triumphzug‘ in Kaiserhain Einzug haltend selbstverliebt noch darüber sinnierte, dass dies ein guter Anfang für seine Herrschaft in Puleth wäre.