Geschichten:Aus einem Guss

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Schon als Kind war Denderan seinem Vater zu Hand gegangen und hatte inzwischen die Werkstatt in dritter Generation übernommen. Die Familie stellte Kerzen her. Besonders hochwertige Kerzen die durch die Bemühungen ihres Herren inzwischen nicht nur an Adelshöfen warmes und rußfreies Licht spendeten, sondern auch in der Stadt des Lichts. Gleich Morgen früh würde die nächste Lieferung an die Praios-Kirche versandt werden, vorausgesetzt Denderan wurde noch rechtzeitig fertig. Bereits jetzt standen die meisten Kerzen, gut gepolstert, in ihren Kisten bereit, doch noch hing ein großer Kessel voll mit Wachs über einem kleinen Feuer und wurde eingeschmolzen. Noch war etwas Zeit bis er das Wachs gießen würde, Zeit die er nutz um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Auf einem Tisch lagen zahlreiche Kattuschen bereit auf denen er Wachsplatten gießen wollte, die später aufgerollt besonders ansehnliche Kerzen abgeben würden. Auf der anderen Seite waren mehrere Gussformen in Schraubzwingen eingespannt und drüber eine Latte mit den Dochten abgelegt worden.

Dann konnte Denderan endlich loslegen. Vorsichtig zog er den Kessel in seiner Vorrichtung etwas in die Höhe und schob ihn entlang der Führungsschiene zu den Schraubzwingen. Gleichermaßen musste er schnell arbeiten, während der zugleich darauf Acht geben musste nichts von seinem wertvollen Wachs zu verschütten. Langsam begann er zu gießen und sofort ergoss sich die goldene Flüssigkeit in das Gestell, verteilte sich in den Kammern und stieg langsam an. Aufmerksam behielt Denderan das Geschehen im Blick. War das Wachs noch flüssig genug und wie hoch stand es bereits in der Form. Dabei drehte er kontinuierlich an einer Kurbel, sodass sich der Kessel immer weiter neigte. Aus Erfahrung wusste er wann er damit aufhören musste, wurde erst langsamer, stoppte und drehte schlussendlich ein wenig zurück. Dennoch war die Zeit für Müßiggang noch nicht gekommen, stattdessen schob er den Kessel auf seiner Führung weiter, um die Kurve und vor flachen Formen in denen er Wachsblätter herstellte. In mehreren Stufen waren sie aufgereiht, war eine Form voll, lief sie an der dafür vorgesehenen Stelle über und das Wachs gelangte in die nächste Form. Zügig drehte er an der Kurbel, bis sich die goldgelbe Flüssigkeit auch in diese Form ergoss. Dann kurbelte er nur noch langsam, wobei er jetzt umso mehr darauf achten musste das das Wachs noch immer weich genug war. Doch die sommerliche Hitze des Praios-Mondes spielte ihm dabei in die Hände. Tatsächlich gelang es Denderan dank der Wärme das gesamte Wachs auszugießen ohne es erneut aufzuwärmen. Jetzt hieß es warten. Warten bis das Wachs abkühlt war und er die Arbeit fortsetzen konnte. In der Zwischenzeit machte der Kerzenmacher als erstes Sauber, eh er sich daran machte und begann die Wachsplatten zu rollen. Dafür löste er die Platten aus der Form, legte den Docht hinein und begann die Platte langsam aufzurollen. Eine Arbeit für die die notwendige Portion Feingefühl bedurfte und warme Hände von Vorteil waren. Platte um Platte rollte er so zu einer Kerze auf, wobei er am Ende ein warmes Siegel in die Seite drückte und damit das Wappen des Ritterguts einprägte. Eine Arbeit die er bei den Kerzen im Gestell glücklicherweise nicht mehr vornehmen musste, da war das Wappen bereits in der Form enthalten.

Nachdem er sämtliche Platten gerollt hatte und die dabei hergestellten Kerzen vorsichtig in einer Kiste verstaut hatte, öffnete Denderan vorsichtig die Verschraubung des Gestells. Eine Kerze nach der anderen schnitt er anschließend von der Latte, die zuvor die Dochte gehalten hatte, frei, überprüfte ob sich Luftblasen gebildet hatten die der Optik abträglich waren und verstaute anschließend auch sie in den Kisten. Als er endlich fertig war, war der Tag bereits weit fortgeschritten. Die Werkstatt absperrend beendete er deshalb den Tag, würde er am nächsten Morgen doch die Kisten auf den Wagen laden und zur Stadt des Lichts aufbrechen.