Geschichten:Aus Alt mach Neu - Der Besuch des Vaters

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Auf dem Wehrhof der Familie Hardenstatt, Praios 1042 BF

Die alte Kutsche, die von Pferden (welche gefühlt noch älter waren als die Kutsche selbst) blieb quietschend vor dem Wehrhof stehen. Salix trat an die Tür der Kutsche und wollte sie öffnen, doch bevor er reagieren konnte schwang sie selbst auf und das freundliche Gesicht seiner Mutter blickte ihm entgegen.

„Ach Salix mein Bester. Schön dich zu sehen. Sei so gut helfe deiner alten Mutter auszusteigen ja?“, noch ehe Salix reagieren konnte hatte sich Isabella schon auf seine Schultern gestützt und aus der Kutsche gezogen. Draußen streckte sie sich übertrieben lang und stützte sich anschließend auf ihren Gehstock.

Kurz nach ihr trat Wolfhelm aus der Kutsche, nachdem er seinem Sohn knapp zu verstehen gab, dass er alleine aussteigen könnte. Fast wäre er dabei jedoch gefallen, hätte ein Knecht nicht schnell reagiert und wäre ihm beigesprungen. Auf den Knecht gestützt ließ Wolfhelm kurz seinen Blick über den Wehrhof streifen ehe er zu Salix blickte

„Rondra zum Gruße Sohn! Ich sehe, dir sind noch immer keine Muskeln gewachsen“, stellte der Alte fest.

Salix biss sich auf die Lippe doch, bevor er antworten konnte, antwortete seine Mutter für ihn:

„Ach lass den Jungen doch in Ruhe. Während bei dir die Muskeln wuchsen, wächst bei ihm das Hirn! Und jetzt lasst uns hineingehen, ich habe Durst!“ Und mit diesen Worten hakte sich die alte Dame bei ihrem Sohn ein und führte ihn in das Innere des Wehrhofs, gefolgt von ihrem Gatten, der sich mit einer Hand an dem Knecht festhielt und in der Anderen den Familienanderthalbhänder hielt.

Die drei hatten in der großen Halle des Wehrhofs, an dem langen Tisch, Platz genommen. Wolfhelm saß selbstverständlich am Kopfende, sichtlich erschöpft von der Reise und dem Fußweg von der Kutsche hierher, seine Frau zu seiner Rechten, an einem Kräuteraufguss nippend und zu seiner Linken saß Salix, der nun das Wort an seinen Vater richtete und mit sanfter, ja schon fast säuselnder Stimme sprach:

„Es freut mich, dass ihr mich besuchen kommt Vater, es ist immer wieder eine Freude euch und Mutter um sich zu haben. Ich hoffe die Fahrt von Hardenfels hier her war angenehm?“

Sein Vater musterte ihn etwas mürrisch ehe er zu sprechen begann: „Die Fahrt war kurz und das ist gut, länger hätte ich in dieser Holzkiste nicht bleiben wollen... Rondra behüte mich vor dem Tag, an dem ich mit diesem Ding an den Hof des Barons fahren muss...“, Wolfhelm stoppte und verzog kurz die Mundwinkel, ehe er fortsetzte „hm, dein älterer Bruder Bärfried will an dem Hof seines Schwertvaters vorstellig werden und dort nach einer Aufgabe suchen, die eines Ritters würdig ist, da du aber besser als er mit dem geschriebenen Wort umgehen kannst, wirst du ein Schreiben aufsetzen, das ihn ankündigt und seine Absichten kundtut“, der Alte nickte zufrieden und nahm einen Zug aus dem Becher, der vor ihm stand.

„Natürlich Herr Vater! Ich werde mich unverzüglich dran setzen. Das Ergebnis zeige ich euch am abendlichen Tische. Bis dahin ruht euch aus“, mit einem Lächeln stand Salix auf, verbeugte sich vor seinem Vater und seiner Mutter, bevor er sich zurückzog.

„Du könntest ihm ruhig mal etwas mehr Anerkennung zuteilwerden lassen werter Gatte...“, meinte Isabella schnippisch, als ihr Sohn die Tür geschlossen hatte. Der Alte blickte nur mürrisch zur Tür, hinter der Salix verschwunden war.