Geschichten:Aufbruch gen Dragenfels - Teil 3

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So strichen die Tage dahin, bis der Zug an der Stelle ankam, die Alissas Waldläufer ausgekundschaftet hatten. Alissa wies ihre Leute an, ein Lager einzurichten und der Geschützmannschaft befahl sie, das Trebuchet aufzubauen. Kurz zuvor war Order gegeben worden, sich möglichst leise und bedeckt zu bewegen. Sprechen war, wenn, dann nur noch im Flüsterton erlaubt.

Alissa sah sich im Gelände ein wenig um. Zum einen, um sich mit den örtlichen Gegebenheiten auseinander zu setzen, zum anderen, um ein paar Augenblicke wieder allein zu sein. Sie konnte Belcampos Anblick nicht mehr ertragen. Ständig diese Demütigung vor der Nase zu haben, schaffte auch die stärksten Nerven. Und dazu noch jeden Morgen unter den Folgen dieser Demütigung leiden zu müssen, gefiel Alissa auch nicht gerade. Aber da musste sie nun durch.

Als Alissa ein paar Stunden später von ihrer Erkundungstour zurückkehrte, hatte der Zweite der Waldläufer, Darian, bereits für alles gesorgt. Das Lager war fertig und das Trebuchet stand. Jeder der Soldaten hatte eine Aufgabe erhalten. Als sich dann am Abend alle zu einem kalten Mahl im Dunkeln versammelt hatten, erhob Alissa leise das Wort, dass in der Stille dennoch gut zu hören war: "Morgen früh werden wir zuschlagen. Die Dörfler werden uns kaum etwas entgegensetzen können. Ich vermute, auf dem Dragenfels selbst werden auch nicht viele Truppen sein. So verfallen, wie der inzwischen ist, können sich nur im Haupttrakt hinter den Mauern ein paar Männer versteckt haben. Diese sollten auch schnell auszuschalten sein. Der Junker gehört allein mir. Mit dem habe ich noch einiges vor. Denkt daran, falls er euch über den Weg läuft, dann setzt ihn fest. Wir brauchen ihn lebend. Sonst erfahren wir nie, wo der junge Baron versteckt gehalten wird. Denkt daran, die Baronin von Erlenstamm zählt auf uns. Wir haben morgen einen schweren Tag vor uns, wenn ihr euch aber auf eure Fähigkeiten besinnt, von denen ich weiß, dass diese gut ausgebildet wurden, werden wir das gemeinsam schaffen. Ich möchte nicht, dass einer von euch versucht, den Helden zu spielen. Wir müssen Hand in Hand arbeiten. Nur so können wir diese Aufgabe bewältigen. Ich erwarte, dass jeder von euch sein oder ihr Bestes gibt."

Dann wandte sie sich an die Geschützmannschaft: "Ich habe gesehen, dass Ihr soweit Feuerbereit seid. Damit die Waldläufer morgen weniger gefährdet sind, werden wir den Dragenfels kurz vor dem Morgengrauen unter Beschuss nehmen und erst unmittelbar vor dem Überfall das Feuer wieder Einstellen."

Und wieder zu den Waldläufern: "Ihr kennt Eure Positionen. Ihr werdet aus einer anderen Richtung angreifen als das Trebuchet feuert. Daher ist wichtig, dass Ihr, wie abgemacht, nicht angreift, bevor die Sonne nicht über jenen Berg scheint, den ich Euch gezeigt habe, und den Darian und ich ausgesucht haben, auf dass ihr nicht in unseren Beschuss hineinläuft. Darian, Du führst die erste Hälfte der Waldläufer, ich führe die andere Hälfte an. Wie besprochen können wir so von zwei Seiten angreifen, und den hoffentlich durch den Beschuss bereits verwirrten und in Bestürzung begriffenen Feind endgültig erledigen."

Nach der Besprechung sagte Alissa zu Darian, dass sie ein wenig Ruhe bräuchte und noch ein wenig spazieren ginge. Sie übertrug ihm für diese Zeit das Kommando und schlich sich davon.

Sie ging in die Dunkelheit hinaus und genoss die kalte Nachtluft. Sie streckte die Arme nach oben und atmete tief ein. Sie war angespannt, denn sie wusste, dass ihre Tante die größten Hoffnungen in sie legte.

Alissa musste dafür sorgen, dass der Junker vom Dragenfels geschlagen und der kleine Baron sicher nach Erlenstamm zurückkehrte. Wenn das endlich geschafft war, würde endlich wieder Ruhe auf Burg Freudenstein einkehren und Alissa könnte sich endlich wieder einmal sich selbst widmen. Noch eine ganze Weile lief sie im Schutze der Dunkelheit umher und bemerkte nicht, dass sie beobachtet wurde.

Belcampo hatte mitbekommen, dass Alissa das Lager verlassen hatte, und war ihr gefolgt. Er hätte sich nie verzeihen können, wäre ihr etwas zugestoßen. So hielt er sich im Hintergrund, beobachtete Alissa jedoch und überlegte, wie er noch mal an sie herankommen könnte. Doch nichts schien ihm wirklich gut genug, um seinen Fehler wieder gut zu machen.

Darum versteckte er sich in den Schatten und wachte über Alissa. Diese bemerkte nichts von Belcampos Anwesenheit. Schließlich war sie viel zu tief in ihren Gedanken versunken.

Ein paar Stunden später machte sich Alissa auf den Rückweg. Darian hatte dir Geschützmannschaft bereits in Bereitschaft versetzt. "Ist irgendwas vorgefallen?", fragte ihn Alissa. Der schüttelte nur den Kopf. "Morgen wartet ein hartes Stück Arbeit auf uns. Die ganzen Leute sind völlig unerfahren, was den Ernstfall angeht. Da müssen wir auf alles achten." "Jawohl, Euer Hochgeboren.", antwortete Darian. Auch er war unerfahren, und die Nervosität war unübersehbar.

Alissa gähnte. Sie war geschafft von dem anstrengenden Tag und sie legte sich nieder. Sie war so müde, dass sie sofort einschlief.

Belcampo war aber noch wach. Er ging zu Alissas Schlafplatz und betrachtete die Nichte der Baronin von Erlenstamm im Mondschein. Luigi seufzte. Er hatte viel falsch gemacht und konnte nur hoffen, dass Alissa ihm irgendwann vergeben würde. Er strich ihr mit der Hand sanft über das Gesicht und flüsterte "Ach mia Bella, was hab ich nur getan." Alissa bewegte sich kurz, kuschelte sich jedoch weiter in ihren Schlafsack und schlummerte friedlich mit einem Lächeln weiter.

Doch an eine erholsame Nacht war nicht zu denken. Nur kurz, nachdem Alissa eingeschlafen war, wurde sie - wie die anderen Waldläufer auch - wieder von den Wachen geweckt. Die Geschützmannschaft war auf den Beinen, und Geräusche von ziehenden und schwingenden Seilen, ächzendem Holz und schwer atmenden Menschen waren durch die Dunkelheit zu hören.

"Der Angriff ist bereits im Gange, Hochgeboren", flüsterte die Wache. Da wusste Alissa, dass es nun ernst wurde. Sie musste mit ihren Leuten nun schnell in Stellung gehen und auf den Sonnenaufgang warten. An Frühstück war nun nicht mehr zu denken ....


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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K4. Teil 4
K5. Teil 5
K6. Teil 6
K7. Teil 7
19. Ing 1028 BF
Teil 3
Teil 2


Kapitel 3

Teil 4
Autor: Alissa