Geschichten:Auf Freiersfüßen - Aufbruch gen Wandleth

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Der nächste Morgen war grau und noch immer hatte Herr Efferd kein Einsehen mit den Reisenden. Missmutig trat Felan hinaus ins Freie, sein Bursche hatte bereits alles Nötige für die Reise vorbereitet, hatte das Pferd gesattelt und das Gepäck verstaut. Leuward von Schallenberg war ebenfalls schon bereit und rief seinem Vetter einen herzlichen Morgengruß zu, den dieser leicht grummelnd erwiderte. Er war nie ein Mensch gewesen, der übertriebene Fröhlichkeit am Morgen besonders schätzen konnte, noch schien ihm das Wetter dazu Anlass zu geben.

Leuward schien Felans schlechte Laune nicht weiter zu beachten und raunte ihm zu: "Sieh mal dort hinüber. Der Kerl da, mit der Augenklappe. Der gehört zum Pfalzgrafen. Ziemlich komischer Kauz, ich habe ihn jetzt schon eine Weile beobachtet."

"Ach ja, und was soll an dem Besonderes sein? Nur weil er aussieht wie jemand, mit dem man auf einem Turnier nicht die Klinge kreuzen will, scheint er doch ganz durchschnittlich zu sein", entgegnete Felan.

"Nun, Du hast seine Blicke nicht gesehen, die er dem Pfalzgrafen zugeworfen hat. Und wie er mit den Leuten hier umgeht. Mir scheint, das...", Leuward unterbrach seine Rede, denn besagte Person näherte sich den beiden Rabensbrückern.

"Zum Gruße, Wohlgeborn". Die Worte klangen wie ein dumpfes Grollen aus einer unbestimmten Tiefe. "Trautmann von Hoxforst ist mein Name und ich sorge für den persönlichen Schutz Seiner Hochedelgeboren."

Die beiden Rabensbrücker erwiderten den Gruß mit einem "Den Zwölfen zum Gruße" und warfen sich verstohlene Blicke zu. Felan begann seinen Vetter zu verstehen. Der Kerl schien die Umgangsformen eines Bauern oder gemeinen Soldaten zu haben. Schweigend standen die drei Ritter zusammen, wartend darauf, dass der Pfalzgraf zu Sertis endlich auftauchte.

Es dauerte noch eine kurze Weile, bis sich Hilbert von Hartsteen blicken ließ. Er nickte seinen Begleitern kurz, aber freundlich zu und rief ihnen zu: "Nun denn, ich denke wir können aufbrechen!" Mit diesen Worten stieg Hilbert in die Kutsche, die bereits vorbereitet am Palais der Burg wartete. Der Schallenberger nickte ihm zu, gab seinen Mannen einen Wink und es wurde aufgesessen. Felan selbst hasste Kutschen. Das heißt wenn Männer sie dem Ritt zu Pferde vorzogen. Es schien ihm ein Zeichen von Schwäche der Bequemlichkeit den Vorzug vor Beweglichkeit und Kampfeskraft zu geben, die das Pferd als Reittier ohne Zweifel besaß. Und lieber schlecht geritten, als gut gesessen, sagte schon sein Vater, Boron möge ihn selig haben.

Die Reise verlief ohne besondere Vorkommnisse, einmal abgesehen von den schlammigen Straßen und den ständigen Aufenthalten wegen irgendwelcher Bauernkarren, die man zu passieren hatte. Der Ritter Trautmann schien ein misstrauischer Kerl, der unentwegt Blicke um sich warf, als wäre jeder der ihn umgab ein Feind und wie er mit dem Gefolge des Pfalzgrafen umging schien er mehr Offizier der Garde, als Edelmann zu sein. Aber Felan scherte dies nicht weiter, sondern ging jedem Gespräch mit ihm aus dem Wege. Was nicht schwer fiel, da dieser scheinbar auch kein Gespräch suchte.

Zur Abendzeit erreichte man gerade die Tore von Wandleth, der Reichsstadt und Sitz der Grafen vom Schlund. Trotz der späten Stunde waren die Straßen noch belebt und Felan bemerkte die emsige Beschäftigung, unter denen die Zwerge, deren Zahl sich seit Zerstörung Gareths enorm gesteigert hatte, besonders hervorstachen. Die Stadt war ihm von Reisen mit Graf Luidor noch wohlbekannt und auch das Gasthaus, zu dem des Pfalzgrafen Kutsche gelenkt wurde. Vor dem Gasthaus ließ der Pfalzgraf halten und entstieg der Kutsche in völliger Sauberkeit, während Felan und Leuward von oben bis unten mit Schlamm bespritzt waren. Doch das scherte diese nicht im Geringsten.

Mittlerweile hatte sich Felans Laune auch gebessert, wie sie es immer tat, wenn er viel geritten war und wußte, dass nun ein gutes Mahl, ein Krug Wandlether Bier und ein warmes Bett auf ihn warteten. Man ließ sich Zimmer geben und bestellte sich bereits ein Mahl, noch während die Schallenberger sich wuschen und neu gewandeten.