Geschichten:Arn in Brendiltal, oder wie kam die Rondrastatue nach Puleth

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Nachdem Arn etwas länger warten durfte, wurden er und seine beiden Begleiter zum Baron von Brendiltal, oder besser Marben han Beshi´a Danal wie es auf nebachotisch heißt, vorgelassen. Das Anwesen des Marben war riesig groß und die luxuriöse Ausstattung, die vielen edlen tulamidischen Teppiche an den Wänden, und die kostbaren Steinmosaike auf dem Fußboden, um wenigstes etwas zu nennen, spiegelten den Reichtum wider, der für den nebachotischen Baron fast selbstverständlich schien.

Arn Feuersturm Al`Ankhra, Yann Perricumer und Jago Leuenhaupt wurden in einen großen, durch viele Fenster erhellten Raum geführt. Neben dem Baron, der sich gerade von zwei Pagen einen prächtigen und edlen Spiegelharnisch anlegen ließ, stand noch eine junge Frau mit feuerrotem Haar, augenscheinlich eine Amazone, im Raum. Sie strahlte eine Selbstsicherheit und Selbstverständlichkeit aus, so daß Arn gegen den inneren Drang anzukämpfen hatte, vor dem Abbild Rondras, denn um nichts anderes schien es Arn bei der Amazone zu handeln, auf die Knie zu gehen und ihr die Ehre zu erbringen, die ihr gebührte. Es war zwar nicht das erste Mal dass er eine Achmad`sunni von Nahem zu Gesicht bekam, doch diese, diese war irgendwie anders. Sie strahlte so etwas.Arn suchte noch nach dem treffenden Wort, als ihn die unwirsche und nüchterne Stimme des Barons in die Wirklichkeit zurückbrachte. Der Augenblick war vorbei.oder?

"Korr mit Diär! Woas willst Du? Spriech schnäll und sprich klar, dänn där Al´Shar hat kainä Zeit für Bittstätter." Arn wußte zwar, dass der Baron von Brendiltal nicht gerade zu den freundlichsten Menschen gehörte die unter Praios Antlitz wanderten, aber dass er so unwirsch ist! Nun denn, er schien schlecht gelaunt zu sein, wenigstens sagte er, was er dachte.

"Rondra zum Gruße, Euer Hochgeboren! Ich bin Arn Feuersturm Al`Ankhra, Schwertbruder des Zwölfgöttertempels zu Puleth, Ritter der Leuin und Krieger vom Orden des Heiligen Zornes der Göttin Rondra und ich bin hier um der Einladung nachzukommen, die mir der Marben han Beshirá Danal und Al´Shar a Korim auf dem Adelskonvent zu Puleth ausgesprochen hat.".

Der Rondra-Geweihte richtete sich bei den Worten voller Stolz vollends auf und schaute den Baron aus funkelnden, fast schon herausfordernden Augen an. Wie kann das sein, dass er mich nicht mehr erkennt? Besitzen Nebachoten ein so kurzes Gedächtnis?

Rashid, einer der beiden Pagen zuckte bei den Warten des Priesters leicht zusammen. So hatte kaum einer mit dem Marben gesprochen und kam dann mit voller Gesundheit davon. Die Amazone hingegen schien kurz zu lächeln. Der Baron ging auf die Worte, nein besser gesagt auf die Herausforderung Arns nicht ein. Stattdessen ging er eilenden Schrittes an den Ordenskriegern vorbei. Wobei er fast schon beiläufig über die Schulter Arn erwiederte:

"Nä, wänn däm so ist, dann said willkommän. Rashid! Kümmäre Dich, dass dähn Ammayin an nischts fählt! Ihär Shar hat uns allän ainäen großän Dienst erwiesän.! Sodann zog er seine Lederhandschuhe an und trat durch die Doppeltür hinaus auf den Gang, durch den auch Arn geführt wurde.

Zurück blieben einige verblüffte Ordenskrieger, vor denen Rashid nun nervös von einem Bein aufs andere wackelte. Wie konnte das sein, fragte sich Arn, der Baron schien sich wirklich nicht an ihn zu erinnern.

"Es ist gut Rashid, ich werde mich um die Gäste meines Vaters kümmern. Du kannst jetzt gehen!"

Es war zum ersten Mal, dass die Amazone ihre Stimme erhob. Unvermittelt riessen ihre Worte den jungen Priester aus seinen Gedanken. "Rondra zum Gruß, Euer Hochwürden! Ich bin Ankara und ich heiße euch hier auf Besh' hassal Ammay'shar willkommen!" Arn dreht sich zur Amazone, so dass er direkt in ihre stolzen Augen blicken konnte.

"Die Donnernde auch mit Euch, edle Achmad`sunni." Der tulamidische Ausdruck für eine Amazone war ihm eigentlich ungewollt über die Lippen gekommen. Aber er wusste es, er spürte es schon seit einigen Tagen. Er näherte sich immer mehr seiner Heimat, dem Ort seiner Kindheit, dem Ort, wo ihn die Herrin einst zu sich rief und wo er ihrem Ruf folgte. Und diese Amazone, irgendwie erinnerte er sei ein wenig an seine Ziehmutter, Frau Hengisford.

"Entschuldigt bitte vielmals meine Unachtsamkeit, meine beiden Begleiter hier sind Bruder Yann Perricumer und Novize Yann Leuenhaupt". Abwechselnd hatte er beiden zugenickt, als er sie der schönen Amazone vorstelle.

"Nun denn, mein Vater hat dafür gesorgt, dass es Euch und Euren "Männern" hier an nichts fehlt". Das Wort "Männer" sprach sie seltsam betont aus, so dass Arn sich nicht sicher war, ob es sich dabei einfach nur um eine Feststellung handelte oder verächtlich gemeint war.

"Oder Ihr schließt Euch uns an und zeigt was Ihr zu vollbringen vermögt!" Langsam stieg Wut in ihn auf. Nicht nur dass der Baron ihn wie einen kleinen, ungezogenen Jungen behandelte, nein, nun tat dies auch die Tochter des Barons, eine solch stolze Achmad`sunni. Challwalla, aber wartet nur. Seine Augen blitzten wieder herausfordernd auf, als er Ankara antwortete. "Bei Rondra, nicht umsonst trage ich den Beinamen Al'Ankhra. So zeigt denn mir und meinen Brüdern, was das Brendiltal zu bieten hat!"

Die würden ihn noch kennenlernen. Er drehte sich um und folgte Ankara, der Achmadsunni, die auch Tochter des Marbens war. Aber wie konnte das sein? Wie konnte sie eine Nebachotin sein uns so dialektfrei garetisch sprechen? Er beschloß, die Kriegerin darauf anzusprechen, sobald sich die Möglichkeit dazu ergab. Wer weiss, vielleicht fühlte er sich auch so zu ihr verbunden, weil auch sie ein Geheimnis aus der Vergangenheit mit sich herumträgt. Die Wege der Götter sind manchmal unergründlich.

Ihm hinausgehen schärfte er seinen Ordensbrüder noch einmal ein, dass man hier einen Ruf zu verteidigen hätte und sie sich an seine Weisungen halten sollten. Und sollte es zu einem Kampf kommen, so sollten sie dem Brendiltaler und seiner Tochter zeigen, was es heißt, im Namen des Ordens und Rondras zu streiten!

Als Ankara zusammen mit Arn und seinen Männern auf den Hof hinaustraten, wurden sie bereits von 10 verwegenen und zu allem entschlossenen nebachotischen Kriegern erwartet. Sie saßen bereits alle auf ihren muskulösen, schwarzen Streitrössern mit kostbaren schwarz-goldenen Geschirr angetan. Die Krieger ihrerseits trugen schwarz-goldene Kleidung, geschwärzte Kettenhemden und schwarze Helme mit Nacken-, Mund- und Kinnschutz in Form eines springenden Mantikors. An ihren Gürtel hingen schwere Reitersäbel sowie gebogene Dolche. In der behandschuhten Rechten hielten sie Reiterspeere und am anderen Arm einen runden Schild während am Pferd noch ein schwarzer Reiterbogen sowie ein Köcher mit gold-schwarz-gefiederten Pfeilen und schwarzen Schäften hing. Arn bemerkte sogleich, dass sie in mit den traditionellen nebachotischen Waffen und Kleidungen angetan waren, so wie er es seinerzeit in der Tempelschule zu Baburin gelernt hatte.

Der Al`Shar schwang sich grade auf seinen schwarzen Stichrappen, ein Hengst, der vor lauter Kraft und Energie kaum auf der Stelle stehen konnte und in dessen Augen man die Schlauheit gepaart mit einer korgefälligen Bosheit die einen zum Fürchten bringen konnte. Wer konnte so ein Pferd, so ein Ungetüm nur reiten? Doch für Gedanken war keine Zeit, führte ein Stallknecht doch bereits den Brendiltaler, anscheinenden die Stute der Tochter Ankara herbei, sowie die Pferde der 3 Ordenskrieger. Kaum waren sie aufgesessen trieb der Marben seinen Trupp an: hinaus ins Land und hinab zur Küste!

Der Wind blies den Reitern kalt ins Gesicht und lies das Banner der nebachotischen Krieger, ein schwarzer, angreifender Mantikor vor goldenem Grund wild tanzen.

Arn hielt sich während des Rittes möglichst in der Nähe der Amazone, nicht weil er Angst vor den "Ammayin a Korosan", wie diese Krieger genannt wurden hatte, sondern weil die Tochter des Barons als einzige den Geist Rondras und nicht dem blutigen ruf deren karfunkelherzigem Sohn zu folgen schien. Von Ankara erfuhr der Geweihte auch mehr über diesen Ausritt, wohingegen seine Fragen über ihre Vergangenheit unbeantwortet verhallten.

Eine der Grenzpatroullien des Marbens hatte eine kleine Piratenthalukke ausgemacht, wie sie kurz vor Sonnenuntergang vor Ef'Fen'dien'Byen - Efferdsblick Anker warf und einige Mannen an Land übersetzten. Diese verteilten sich sogleich und schienen dann auf jemanden zu warten. Es galt nun zum einen die Piraten zurück ins Meer zu treiben und zum anderen diejenigen, auf die die Piraten zu warten schienen, ebenfalls zu erwischen. Auch über seine Reisegefährten erfuhr Arn etwas. Bei den Ammayin a Korosan - Krieger der Söhne Kors - handelte es sich nämlich keinesfalls um unprofessionelle Schläger, sondern um die Leibgarde des Al'Shar a Korim, dem Kriegsherr aller Nebachoten. Krieger aus dem gesamten, geteilten Nebachot kommen um sich den Ammayin anschließen zu wollen, aber nur die 25 Fähigsten bilden die Krieger der Söhne des Kors. Jene Ammayin schienen Arn und seinen Brüdern keinen großen Respekt entgegenzubringen, konnte in ihren Augen ein Mann doch nie Rondra, sondern nur deren Sohn Kor dienen. Den Dienst an der Mutter war lediglich den kriegerischen Frauen vorbehalten. Kein Wunder also, daß Ankara wiederum den vollen Respekt erhielt, der über die Stellung, ein Kind des Marbens zu sein, weit hinausging.

Als sich Arn daraufhin umschaute, erkannte er, daß es für das ungeschulte Auge so aussehen mochte, als würden die Ammayin in einem disziplinlosen Haufen daher reiten. Das geschulte Auge bemerkte jedoch, daß jeder Krieger trotz seiner, anscheinend lässigen Art zu reiten voll konzentriert war, um seine Aufgabe in dieser Einheit wußte und darin keinen Fehler begehen, sondern schnell, effektiv und kompromißlos handeln würde.

Diese Erkenntnis ließ Arn einen Schauer über den Rücken laufen. Er hatte schon viele Krieger getroffen und viele die sich für solche hielten, hatte schon Söldlinge im Zweikampf besiegt und zu Ehren Rondras manch Zweikampf zum Ruhme und zum Wohlgefallen der Herrin in die Länge gezogen. Doch diese Ammayin würden so nie vorgehen. Kämpfen hieß für sie töten um zu überleben. Und zwar schnell und kompromißlos, wollte man nicht selbst zum Opfer werden.

Dass Arn mit dieser Überlegung Recht hatte, sollte sich noch in dieser Nacht zeigen. Bis dahin konnte er mit seinem neu erworbenen Wissen seine Ansichten über die Nebachoten eventuell nochmals überdenken.

Nach kurzer Zeit trafen sie auf eine kleine Gruppe weiterer Krieger. Der Anführer jener Grenzgarde, ein Sharuth (Weibel) sprach kurz mit dem Marben. Arn erfuhr dabei, daß der Weibel die Piraten durch zwei Männer beobachten ließ. Anscheinend hatten die Piraten auf Schmuggler gewartet, die verbotenerweise Menschen in die Sklaverei verkauften. Der Baron war außer sich vor Wut.

"Wie kennän sie äs woagän?" Der Marben befahl den beiden Beobachten die Order weiterzugeben eventuelle Wachen auszuschalten und dann sogleich zurückzukommen um sich dem Angriff anzuschließen. Es dauerte auch nicht lang und schon wartete der Trupp, nun verstärkt durch die Grenztruppe auf die rückkehrenden Kundschafter.

Die Wachen der Piraten hingegen waren nicht aufmerksam genug um ihre Aufgabe nachzukommen und den Tod zu bemerken der langsam auf sie zu kam, als sie von drei Pfeilen tödlich getroffen zu Boden fielen.

Als die Wachen ausgeschaltet waren, machte der Marben einige Handzeichen und schon verteilten sich seine Krieger, durch die Patrouille nun um 10 weiter Krieger verstärkt zu einer Reihe rechts und links von ihm.

Leise rückten sie vor ...

Die Schmuggler merkten von alledem nichts. Unter Fackellicht gingen sie am Strand ihrem finsteren Treiben nach und verschacherten die Männer, Frauen und Kinder an die südländischen Piraten.

Plötzlich erscholl ein Hornsignal das die Piraten zusammenzucken ließ, kannten sie doch deren Auswirkungen.

Das Horn von Sar'amala. Blut mußte nun dem der lachend über die Schlachtfelder geht in rauhen Mengen geopfert werden. Aufregung machte sich im Lager der Piraten breit und alle rannten wild und schreiend umher, währende die einen versuchten in jämmerliches Leben zu retten und ihre Kameraden dabei im Stich ließen, die wenigstens ansatzweise eine der Verteidigung organisieren wollten. Als der Marben han Breshiá Danal, der Al´shar a Korim, gefolgt von seinen Ammayin a Korosan über die Dünen galoppiert kam, laute Kampfschreie zu Ehren Kors dabei brüllend und die Piraten das Banner des angreifenden Mantikors erkannten blieben die wenigsten kühl genug um den Angriff entgegenzutreten. Der ruf der Ammayin a Korosan eilte ihnen voraus.

Arn und seine Männer beteiligten sich nicht an diesem Kampf, nein besser gesagt an diesem Massaker, denn mehr war es wahrlich nicht. Angewiedert musste er dem Gemetzel allerdings beiwohnen, was seine (auch bisher nicht gerade besten) Ansichten über den Korkult nur noch weiter sinken liessen.

`Ich werde mit Frau Hengisford einige Worte darüber wechseln müssen, die kann einfach nicht im Sinne der alvern`schen Leuin sein. Doch er konnte auch nicht einschreiten. So sehr es ihn auch schmerzte, aber dies waren die Gesetzte der Örtlichkeit und der Nebachoten.

Jetzt konnte der Ordenskrieger jedoch feststellen, dass seine Einschätzungen richtig gewesen waren. Die Nebachoten gingen erschreckend effizient und eiskalt vor, während ein Feind nach dem anderen unter ihren Säbelhieben, Pferdehufen oder Speeren zu Boden gingen. Dabei schienen sie in eine Art Rausch zu verfallen ...

Ankara, bemerkte Arn, schien sich am direkten Massaker ebenfalls nicht zu beteiligen, vielmehr schien sie sich einen Piraten und Schmuggler nach dem anderen herauszugreifen, ihn von den anderen zu isolieren und im Zweikampf niederzustrecken. Dabei konnte der Priester nicht anders, als die Amazone zu bewundern. Wie sie geschmeidig und im völligen Einklang mit Körper und Geist den Säbel führte und Reiter und Pferd zu einer Einheit verschmolzen und so ihrem "Wild" ein Ende machte. Auch bemerkte Arn, dass sie im Gegensatz zu den anderen Nebachoten verspielter war und ihren Feinden länger Zeit ließ bevor sie sie vor Rethons Seelenwaage schickte.

`Dies ist der wahre Weg Rondras. Wie unterschiedlich Vater und Tochter doch sind. Zu gerne nur wüsste ich mehr über ihre Mutter, welche wohl auch eine Achmad`sunni war, und was sie in die Arme des Marban trieb. Doch wie nur kann die Tochter des Vaters unrondrianisches Treiben tolerieren?`

Der Kampf schien schien fast zu Ende, als Arn bemerkte, wie sechs der Schmuggler mit einigen Sklaven als lebende Deckung zu entkommen versuchte. Schnell gab er seinen Brüdern Anweisung, ihnen zu folgen und warf sich den Flüchtenden entgegen. Die fliehenden Schmuggler schöpften neue Hoffnung, als sie die 3 Ordenskrieger auf sich zureiten sahen, kannten sie das Banner der roten Löwin und des roten Einhorn vor blauen Balken auf weißem Grund noch nicht. Doch sie hatten Glück - Arn, Yann und Jago dienten der Herrin Rondra. Somit ließen sie ihren Gegnern immer eine Möglichkeit, sich fair im Kampf zu stellen, auch wenn sie im Endeffekt das gleiche Schicksal wie ihre Kumpanen teilten, welche von den Nebachoten schneller und brutaler hingestreckt wurden.

Die befreiten Sklaven schauten die Ordenskrieger ängstlich an, wußten sie doch nicht, ob die Männer in den weißen Wappenröcken wirklich ihre Rettung oder nur die nächste Pein waren. Erst als Arn sich und das Wappen vollends präsentierte und im Namen Rondras versprach, ihnen nichts zu tun, schienen sie langsam, ganz langsam Vertrauen fassen.

Als sie wieder zurück zum eigentlichen Kampfplatz kamen, brannten die Segel der Thalukke bereits lichterloh. Als die Piraten auf dem Segler nämlich erkannte, dass sie ihren Kameraden an Land nicht helfen konnten, wollten sie den Anker lichten und die Segel setzen. Jedoch kam dies viel zu spät. Einige der Nebachoten legten da nämlich schon ihre Bogen an und schossen Pfeile, die sie zuvor an den Fackeln entzündeten, auf das Schiff. Dabei zielten sie keinesfalls auf die Mannschaft sondern wirklich auf die Segel. Gierig fraßen sich die Flammen in das trockene Tuch und bald stand das gesamte Schiff in Flammen.

Die Piraten, die es schafften an Land zu schwimmen, wurden dort von den Nebachoten erbarmungslos erschlagen. Niemand wurde gefangen genommen. Nur wenige ließ der Baron entkommen. Sie sollten vom Sieg der Ammayin erzählen und berichten, dass es sich in Brendiltal nicht lohne, den Marben zu hintergehen. In den eigenen Reihen gab es keine nennenswerten Verluste zu beklagen, lediglich einige Wunden galt es zu versorgen, während bei den Schmugglern und Piraten 34 Tote gezählt wurden.

* * *

Als Arn nach 3 weiteren Tagen als Gast Besh'hassal Ammay'shar verließ, begleiteten ihn nicht nur seine beiden Ordensbrüder sondern auch ein Wagen, der von 2 Pferden gezogen wurde und eine steinerne Statue transportierte. Der Gedanke an die Ereignisse der vergangenen Tage entlockten dem jungen Geweihten ein Lächeln. Während dieser Zeit fehlte es ihm an nichts. Im Gegenteil, der Priester meinte schon, dass er durch die üppige Beköstigung in Zukunft seinen Gürtel etwas weiter gürten müsse, ein Gedanke, den er allerdings sogleich wieder verwarf. `Einige Schwertübungen und nicht zuletzt das Turnier in Greifenfurt wird dem wieder Abhilfe schaffen.`

Die befreiten Sklaven erhielten ihre vollumfängliche Freiheit zurück und nachdem ihre Identität festgestellt wurde, ließ man sie entweder ziehen, brachte sie unter Schutz in ihre Heimat zurück oder man schaffte sie nach Perricum, dann nämlich, wenn es sich im Sträflinge oder sonstige finstere Gesellen handelte. Weiterhin schienen sich Eslam, der Baron von Brendiltal nun auch wieder an den Ordenskrieger zu erinnern, so dass sich einige angeregte Gespräche ergaben, welche meist politischer (über die Aufgabe der Erben des Diamantenen Sultanats in diesen Zeiten) oder theologischer (Natürlich wurde hier, ziemlich hitzig, über die Stellung Kors und der Korkirche debattiert) Natur waren. Dabei konnte Arn feststellen, dass mit dem jähzornigen Marben nicht zu spaßen war. Nur durch den positiven Einfluss der Amazone wurden manche Dinge schnell wieder bereinigt.

Es war Arn auch vergönnt gewesen, erneut die "Brendiltaler" beobachten zu konnte. Ankare, die Achmad`sunni, die ihm nicht mehr aus dem Kopfe ging, demonstrierte ihm auf beeindruckende Weise was nebachotische Reiterkunst vermag, die zudem noch von einer Amazone ausgeübt wurde.

Nein, schallte sich Arn im Geiste selbst, solch ein Pferd konnte man sich weder einfach schenken lassen, noch einfach käuflich erwerben. Solch ein Tier, solch ein König der Pferde mußte man sich verdienen.

Als er sich daraufhin zum Baron umdrehte, der mit ihm zur Pferdekoppel gekommen war, lächelte dieser wissentlich. Wußte er doch, daß der junge Heisssporn endlich verstanden hatte. Eine ungewöhnliche Wette hatte der Baron dem Geweihten daraufhin vorgeschlagen, zu der Arn jedoch nur allzu gerne einwilligte.

Wenn er - Arn - auf dem Turnier zu Greifenfurt die Nebachoten im Wettrennnen oder im Buhurt schlagen würde, dann würde der Marben ihm einen echten "Stichrappen" überlassen. Sollten die Nebachotern allerdings Siegreich aus dem Wettrennen oder im Buhurt hervorkommen, dann sollte Arn in den nächsten 9 Göttinnendienste zu Puleth besondere Rücksicht auf den Gotte Kor nehmen - was würden nur seine Ordensbrüder, seine Vorgesetzen und die Gläubigen dazu sagen? Nein, dazu durfte es nicht kommen.

Arn hatte während dieser Zeit aber auch wirklich viel über die Nebachoten gelernt. Und doch schaffte es der Baron unberechenbar zu bleiben. Auf der einen Seite konnte dieser hungernde Bauern wie damals zu Mühlingen zu tote hetzen und auf der anderen Seite wurden in seinem Namen Almosen an die Armen in Brendiltal verteilt. Arn wusste einfach nicht, was er von diesem Manne halten sollte. Er hatte noch viel zu lernen.

Was Arn jedoch wirklich für einen kurzen Augenblick den Atem geraubt hatte, war der Anteil den Brendiltal der Kirche der Leuin zum Zwölfgöttertempel, Arn mochte ihn nicht Siegestempel nennen, da es bisher noch nicht einen solchen gegeben hat, beisteuerte und den er nun hier auf dem Fuhrwagen mit sich führte. Was war er doch überrascht, als der Marben Arn kurz vor seiner Abreise zu sich rufen ließ und ihm mit dem wissentlichen Gesicht empfing, daß er gerade ein überaus wertvolles Geschenk überbrachte. Der Rondrastatur zu Puleth. Ein überfrau großes, unglaubliches detailgetreues Abbild einer aufrecht stehenden, stolzen und gerüsteten Amazone - ein Abbild Ankaras von Keshal Rondra - die kampfbereit, mit erhobenem Amazonensäbel den Feind erwartet. Ihre lange Haarmähne wird von einem Mindorium-Stirnband zurückgehalten in dessen Mitte ein Faust großer Smaragd prangt.

An ihrer Seite begleitet sie ein muskulöser, schwarzer Panther aus Onyx in dessen Augen sich das Licht zweier Taubenei großer Rubine 1000fach widerspiegelt.

"Arn" rief Yann und riss den Geweihten damit aus seinen Gedanken. "Wo bleibst Du denn? Meinst Du wir warten ewig?"

Arn erhob zum Zeichen des Verstehens lächelnd die rechte Hand, bevor er nochmals einen letzten Blick gen den am Horizont liegenden Brendiltal warf und seinem Pferd dann die Sporen gab. Es gab viel zu tun bevor er gen Greifenfurt reiten sollte, also wollte er es anpacken.

Wehleidig blickte Arn nochmals über seinen Rücken, in Richtung Süden. Dort, irgendwo dort war sie, seine stolze Heimatstadt - Baburin. Das Herz schien ihm zu zerspringen wollen, als er daran denken musste, dass dies nicht die Zeit eines Besuches war. Das Geschenk des Barons musste so schnell als möglich nach Puleth geschafft werden, er durfte nicht zu lange von seinem Tempel fernbleiben. Und nicht zu letzt musste er als nächstes nach Greifenfurt reiten. Und doch.zu gerne nur hätte er wieder einmal Frau Hengisford von Angesicht zu Angesicht gestanden, sich mit ihr über die jüngsten Ereignisse unterhalten und ihr alles berichtet, was ihm seit seinem Auszug aus Baburin alles passiert war. Herrin, ein nächstes Mal!