Geschichten:Angespült - Verloren und manches Wiedergefunden

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Perrinmarsch, 13. Rondra 1042BF, 15:00 Uhr

Mehr als eine Stunde irrten sie nun bereits mal mehr mal weniger geradlinig durch die Unwirtlichkeit, durch abwechselnd dünne und dichte, aber immer noch recht modrige Bewaldung.

Mittlerweile war selbst den Flottenmitgliedern klar, dass der vermeintliche Führer offensichtlich keine Ahnung hatte wo er hin lief oder zumindest die Zwischenansagen der Geführten ihn verwirrt hatten.

So oder so beteuerte der Junker auch bei offenen Nachfragen “nur kurz die Spur wieder aufzunehmen” und diesmal keine Störung und Zwischenbemerkungen zu wünschen.

Die Stimmung war kurz davor in ein offenes und lautstarkes Streitgespräch auszuarten, als Bärfried ein leichtes tippen an seiner Hand bemerkte.
Es war wieder einmal der treue Gero, der zu einer wenige Schritt entfernten Stelle auf dem Waldboden deutete.
Zuerst wusste der Ritter nicht recht etwas damit anzufangen, aber als er noch einige Schritte darauf zuging, konnte auch er die ausgebrannte Fackel auf dem Waldboden erkennen.
Wieder belohnte er die selbstlose Art seines Getreuen mit einem Lächeln und einem leichten Klopfen auf die Schulter.

“He! Seht her. Sie sind hier entlang gekommen.”, der Ritter winkte seinen Gefährten mit dem gefundenen Gegenstand zu, während Gero die Umgebung im Blick hielt und erpicht darauf war nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.

“Bei Efferds weißem Bart. Ihr entdeckt aber auch alles, Bärfried. Euch würde ich ins Krähennest stecken, da könnt Ihr euch sicher sein!”, der Ausruf der Kapitänin glich einer Erlösung.

“Hier ist sogar ein kleiner Trampelpfad. Eigentlich kaum zu übersehen.”

“Na dann führt Ihr uns doch am besten den restlichen Wäg. Ihr scheint es ja ohnehin nicht lassen zu könnän. Der Großteil ist ja bereits geschafft.”, mit verschränkten Armen wartete Can demonstrativ untätig, dass der Ritter die Führung übernahm.

Bärfried blickte etwas verdutzt zum Nebachoten und schüttelte langsam den Kopf. “Nun gut, wenn ihr das wünscht. Ich wollte euch nicht...”

“Gäht einfach.”, unterbrach der Junker den verunsicherten Blondschopf.

Der weitere Verlauf des Weges war nun deutlich leichter zu finden, wenn auch die Dämmerung bereits einsetzte. Vor allem Yanda machte dies Sorgen. Es würde schwer sein bei Dunkelheit den Überblick über die Schmuggler zu behalten und diese aufs Schiff zu bringen. Dafür würden sie sich noch etwas einfallen lassen müssen.

Nur etwa eine Meile später sahen sie, zwar noch in einiger Entfernung, dünnen weißen Rauch zwischen den Bäumen aufsteigen. Dort musste es sein. Yanda merkte wie ihr Herz plötzlich schneller schlug. Das Blut fing an förmlich durch ihre Adern zu rauschen. Der Ritter richtete seine Rüstung und mehr als die etwaige Angst vor dem Unbekannten machte sich eine freudige Anspannung in ihm breit, die er das letzte Mal während der Schlacht um Perricum gegen Haffax’ Schergen gespührt hatte. Ohne dies offen kund zu tun, spürte jedoch der Junker im Angesicht ihres Ziels die größte Veränderung an sich.

Als die Dachschindeln der schlecht gezimmerten, vermoosten Holzhütte nach einer weiteren halben Stunde Fußweg in sein Blickfeld kamen, spürte er jede einzelne Faser in seinem Körper auf einen Schlag.
Auch seine Bewegungsabläufe schienen sich an längst vergangene Tage zu erinnern. Das erdrückende Gefühl, das sich nach den traumatischen Erlebnissen des Krieges wie ein Leichentuch langsam auf sein komplettes Bewusstsein gelegt hatte und ihn die Welt nur noch durch einen abstumpfenden Schleier wahrnehmen hat lassen, war plötzlich wie weggeweht.
Er fühlte sich nach so langer, qualvoller Zeit endlich wieder.. lebendig.
Und das Schicksal seines Sohnes hatte ihn irgendwie hier her geführt, er würde diesem geliebten Jungen ein wirklich prächtiges Mal dafür erbauen.
Er beschleunigte seinen Schritt und atmete in tiefen Zügen.

Nur kurz versuchte Yanda die beiden fast schon kopflos voran stürmenden Kämpfer aufzuhalten, bis sie merkte, dass dies wohl ein sinnloses Unterfangen war.
Es wäre so nah wohl besser den Feind nicht durch Rufe noch mehr vorzuwarnen. Der gebogene Weg führte nur noch um einige halbhohe Tannen. Dahinter stand die Hütte. Dort musste das Lager sein, geschickt versteckt in einer Senke, in diesem eigentlich überschaubaren Waldstück. Yanda versuchte mit ihren klirrend und scheppernd voran stampfenden Gefährten Schritt zu halten.