Geschichten:Allianzen und andere Katastrophen - Ratssitzung

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Rat der Stadt Natzungen, etwa zur gleichen Zeit

Tumult war entstanden. „Das kann sie doch nicht ernstlich verlangen?“ sprach Roana Schlunder. Leomar von Gerstungen wirkte belustigt. „Und wieso nicht, Kammerherrin?“ „Nun, nach dem Einfall der Galotteska haben wir Baronin Aldare von Natzungen das Recht gewährt, sich auf der alten Baronsburg niederzulassen. Es war aber nie die Rede davon, dass wir damit unser Stadtrecht aufgeben würden.“ Leomar spielte den Irritierten. „Ich verstehe nicht, was Ihr meint.“ Der Waffenherr Natzungens warf ein: „Tut nicht so unwissend! Die Natzunger Bürger haben sich stets selbst verteidigt. Uns so wird es auch bleiben.“ „Herrje, Olger, Ihr werdet schon genauer werden müssen, damit ich Eure Andeutungen verstehe. Ich habe Euch doch nur den Willen der Baronin Tanira mitgeteilt.“ Roana, die Kammerherrin, war aufgesprungen. „Das ist es ja gerade! Wir sind nicht Vasallen Ihrer Hochgeboren. Die Forderung, dass die Stadt für die Kosten der Hochzeit aufkommen soll, ist unerhört.“ Leomar hob beide Hände beschwichtigend. „Nun, wer hat die Stadt denn in den letzten zwei Jahren verteidigt? War dies nicht stets die Baronin Natzungens?“ „Es war Baronin Aldare von Natzungen, nicht Tanira von Natzungen!“ warf der Marktherr ein. Leomar nahm einen Schluck Wein. Er war froh gewesen, dass diese Tanira ihn beauftragt hatte, den Rat der Stadt zu fragen, ob sich die Stadt an den Kosten beteiligen würde. Wenn sein Plan aufginge, würde Tanira nie erfahren, dass er diese Bitte als Befehl überbracht hatte. „Nun, Leon, Ihr habt natürlich Recht. Aber rechtmäßige Baronin ist nun mal eben Tanira. Aldare ist ja leider von uns gegangen.“ Der Rat wirkte betreten, als der Stadtvogt die Baronin Aldare zur Sprache brachte. In ernstem Ton fuhr Leomar fort: „Und unsere jetzige Baronin hat einen gefährlichen Kettenhund als Gemahl gewählt.“ Er blickte zum Waffenherrn. „Olger Loridan, würdet Ihr dem Rat erläutern, wie Ihr die Aussichten der Natzunger Bürgerwehr gegen den Schwingenfelser und seine Truppen einschätzt.“ Der Waffenherr zuckte zusammen. „Wie meinen?“ Leomar sprach in lockerem Ton: „Nun, sollte die Stadt sich der Baronin verweigern, denkt Ihr nicht, dass es dann zu, sagen wir mal: Auseinandersetzungen kommen könnte?“ „Glaubt Ihr nicht, dass Ihr damit übertreibt?“ warf Melcher Krambusch, der Brandherr ein. „Ihro Hochgeboren hat schließlich geschworen, Natzungen und die Bürger zu schützen.“ „Und hat sie nicht auch geschworen, die Politik Aldares fortzusetzen?“ warf die Kammerherrin ein. „Wir alle waren bei diesem Schwur auf dem Marktplatz anwesend, oder etwa nicht?“ Zustimmendes Gemurmel gab es unter den Anwesenden.

Leomar von Gerstungen klatschte in die Hände. „Also, was soll ich Ihrer Hochgeboren ausrichten?“ Skeptisch blickten sich die Ratsherren an. Die Kammerherrin erhob sich: „Unter den gegebenen Umständen sehe ich keine andere Möglichkeit, als der Forderung nachzukommen. Macht Ihrer Hochgeboren jedoch klar, dass dies ein Ausnahmefall ist. Wir honorieren damit Ihre Verdienste gegenüber dem Windischgrütz. Ansonsten sollten wir Ratsherren uns in Zukunft vor der Baronin in Acht nehmen. Sind alle mit dieser Regelung einverstanden, dann bitte ich zur Abstimmung. Wer ist dafür?“

Leomar blickte in die Runde. ’Zwar nicht einstimmig, aber zumindest doch sehr eindeutig.’ dachte er bei sich. „Wer ist dagegen?“ fragte er obligatorisch als Gegenfrage. „Gut, dann ist es hiermit beschlossen. Diese Sitzung ist geschlossen. Kammerherrin, ich würde gerne noch mit Euch über die Zahlung sprechen.“ Die Übrigen verließen den Saal.

Roana wartete, bis der letzte den Saal verlassen hatte, und setzte sich auf den Tisch vor den Stadtvogt. „Ich hoffe, Du bist zufrieden?“ Leomar grinste fies. „Ich bin sogar sehr zufrieden. Das war gute Arbeit.“ Sie warf sich aufreizend in Pose. „Was ich an der Sache noch nicht verstehe, ist die Tatsache, was Du davon hast, wenn die Bürger gegen die Natzungerin sind.“ Leomar warf ihr einen undurchdringlichen Blick zu. „Nun, Du wirst es schon noch verstehen.“ Sie wirkte leicht verärgert. „Sehe ich Dich wenigstens nachher noch.“ Leomar reichte ihr einen Schlüssel. „In zwei Stunden. Achte drauf, dass Dich keiner kommen sieht!“ Mit einer Bewegung nahm sie den Schlüssel und glitt geschmeidig vom Tisch. „Ich werde auf Dich warten.“ Während sie den Raum verlies, nahm Leomar einen Schluck aus seinem Weinpokal. ’Zu schade, dass ich mich Deiner bald entledigen muss. Die gemeinsamen Stunden waren sehr unterhaltsam, aber ich habe höhere Pläne.’ Er leerte den Pokal und ging.