Geschichten:Allianzen und andere Katastrophen - Kein Wort zuviel!

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Hadrumir schaute sie ernst an. Tanira blickte ihn an: „Ist noch etwas?“ Hadrumir holte den Vertrag hervor. „Ehe wir heiraten, sollten noch einige Dinge geklärt werden.“ Er reichte den Vertrag an sie.


Vereinbarungen der Familien

Schwingenfels

Und

Natzungen


§ 1

Die Familien Schwingenfels und Natzungen beschließen die Verheiratung der Tanira von Natzungen zum 29. Travia des Jahres 1030 BF mit Hadrumir Lechmar von Schwingenfels.

§ 2

Die Ehe wird geschlossen nach garetischem Standesgesetz. Dementsprechend:

• Erhält Tanira von Natzungen keinen Brautschatz, hierzu wird auf § 3 verwiesen.

• Eine Mitgift ist von der Familie Natzungen noch zu bestimmen.

• Durch den Tod der Eltern Taniras von Natzungens wird der Brautpreis in Ermangelung weiterer direkter Verwandter an die Familie Wulfensteyr gezahlt. Die Weitläufigkeit der Verwandtschaft wird bei der Höhe berücksichtigt.

• Das Bestimmungsrecht über das eheliche Vermögen liegt allein beim Ehemann.

• Entscheidungen über die Kinder und deren Erziehung liegen beim Ehemann.

• Dem Ehemann steht das alleinige Scheidungsrecht jederzeit gegen Sühnezahlung zu.

§ 3

Tanira von Natzungen wird das Recht gewährt sich fürderhin Tanira von Natzungen-Schwingenfels zu nennen. Aufgrund dessen verzichtet sie auf den ihr nach garetischem Standesgesetz zustehenden Brautschatz.

§ 4

Im Todesfall des Hadrumir von Schwingenfels erhält Tanira von Natzungen das Gut Eichenwalde zum Wittum. Die Erziehung und Ausbildung zu diesem Zeitpunkt unmündiger Kinder obliegt der Familie Schwingenfels, insbesondere Danaris von Schwingenfels, Edle zu Hinterwalden, sowie Eleona Durindra von Schwingenfels, Edle zu Orbetreu.

§ 5

Im Todesfall der Tanira von Natzungen ist Hadrumir von Schwingenfels befreiter Vorerbe vor den Kindern aus der Ehe.

§ 6

Von Seiten der Familie Schwingenfels wird darauf hingewiesen, dass nach Artikel 8 Abs. 2 des garetischen Standesgesetzes der Ehebruch durch die Ehefrau ein Auflösungsgrund für die Ehe ist.

§ 7

Kinder aus der Ehe werden nach garetischem Standesgesetz den Namen Schwingenfels-Natzungen tragen.

§ 8

Sollten nach Eheschließung Umstände eintreten, welche sich auf die getroffenen Entscheidungen auswirken, z.B. die Nichtanerkennung des Baronstitels zu Natzungen, Neubelehnungen, so ist entsprechend neu zu verhandeln.


Für die Familie Schwingenfels

i. V. Eleona Durindra von Schwingenfels


Für die Familie Natzungen

i. V.

Tanira las den Vertrag und ihr Gesicht wurde zu Beginn erst fahler, um dann einem immer zornigerem Zusammenziehen der Augenbrauen Platz zu machen. Schließlich sah sie auf und blickte ihn mit gefährlich funkelnden Augen an. „Dieses Pamphlet ist nicht auf deinem Mist gewachsen.“ stellte Tanira trocken fest. Da Hadrumir sie nur abwartend weiter ansah, fuhr sie fort. „Glaubt Eleona wirklich, dass ich mich auf diesen Witz einlassen würde? Nach dem Standesrecht ist die Familie Natzungen höher als die Schwingenfelser zu bewerten.“ stellte sie kurz fest – während sie das Pergament hinter sich warf, um es den Flammen des Kamins zu übergeben. „Weder will ich einen Brautschatz, noch eine Mitgift. Ich bin entweder dir gleichgestellt oder ich bleibe allein. Eher gehe ich mitsamt der Baronie unter, als mich so zu verkaufen! Entweder wir schließen diesen Bund gleichberechtigt – oder gar nicht.“ Sie blitzte ihn wütend an. „Bestell deiner Edlen zu Orbetreu, dass sie es nicht mit einem kleinen Landmädchen zu tun hat, sondern mit einer ehemaligen Offiziersfrau des Heeres. Sie wird nie ihre Finger auf irgendetwas in Natzungen legen!“ Sie schüttelte empört den Kopf „Die Erziehung und Ausbildung zu diesem Zeitpunkt unmündiger Kinder obliegt der Familie Schwingenfels, Eleona Durindra von Schwingenfels, Edle zu Orbetreu – was denkt sie sich – will sie dich umbringen nach der Geburt des ersten Kindes, um dann die Baronie übernehmen zu können? Was bildet Sie sich ein?“ Bei diesen Worten war Tanira aufgestanden und begann unruhig vor dem Kamin hin und her zu laufen. Schließlich drehte sie sich herum und blickte Hadrumir ins Gesicht. Der Zorn stand ihr immer noch ins Gesicht geschrieben. „Wie kommst du dazu, mir dieses Geschreibsel überhaupt zu präsentieren?“ Hadrumir schaute ausdruckslos. „Es gibt starke Vorbehalte in meiner Familie gegen diese Heirat. Es gibt schließlich gewisse Gerüchte um deine Person.“ Taniras Blick wurde starr: „Spielst du jetzt auf die Lügen an, die dieser Windischgrütz über mich in Umlauf bringt? Ich sei nicht die Tochter meines Vaters? Ich sei ein Bastard?“ Sie starrte ihn mit bebender Brust an. Ein leichtes Zucken der Mundwinkel Hadrumirs brachte ihren Zorn zum Überkochen. Tanira hob die Hand, um Hadrumir eine schallende Ohrfeige zu geben, doch die Reflexe des trainierten Kämpfers bewirkten, dass er ihr Handgelenk noch weit vor seinem Gesicht abgefangen hatte. Er blickte sie weiter starr an. „Genau diese zum Beispiel“. Tanira verzog das Gesicht schmerzvoll – sein harter Griff um ihr Handgelenk machte sie handlungsunfähig. Der Schmerz bewirkte jedoch, dass sie sich auf ihre Stärken besann und ihren Kopf benutzte. „Dann wirst du wohl auf den Titel eines Barons verzichten müssen.“ zischte sie ihm entgegen. „Meine Eltern heirateten im Verborgenen – dies ist wahr. Und geschah, weil mein Großvater gegen eine Verbindung mit einem niederständigeren Mann war. Meine Eltern mussten ihn vor vollendete Tatsachen stellen. Ich selbst wurde einen vollen Götterlauf nach dieser Hochzeit auf Gut Nachtdann geboren und erhielt noch am gleichen Tag den Segen der Traviatin, die auch meine Eltern dort gesegnet hatte. Leider starb sie, als ich 5 Götterläufe alt war. Doch müssten die Aufzeichnungen des Traviatempels noch vorhanden sein. Würde dies für deine Familie diese kindischen Vorbehalte ausräumen? Würden sie dann aufhören auf einen Vertrag zu bestehen, der mich als darstellt, als würde ich versuchen, mich an dem Vermögen der Schwingenfelser zu bereichern?“ Sie zerrte an ihrem Arm, um ihn dazu zu bewegen, sie loszulassen, doch sein Griff um ihr Handgelenk blieb hart. „Glaube nicht, dass Du einen dummen Soldaten der Quintian-Quandt vor Dir hättest. Nur weil ein Quintian-Quandt diese Heirat gut heißt, muss dies ein Schwingenfels noch lange nicht. Die Zeiten, wo ein Quintian-Quandt einem Schwingenfelser gesagt hat, was er zu tun und zu lassen hat, sind längst vorbei. Wir beide wissen ganz genau, dass Du ohne die Familie Schwingenfels nicht hier stehen würdest. Wir haben dieses Spiel mitgespielt, bis zu einem gewissen Punkt, doch irgendwann kommt der Punkt, wo wir nachdenken und uns fragen, ob der Aufwand den Ertrag rechtfertigt. Dein einziges Argument ist der Baronstitel Natzungens. Die Familie Schwingenfels wird diesen nicht anzweifeln. Oder glaubst Du, dass wir Natzungen sonst verteidigt hätten. Glaubst Du, mein Onkel hätte sich für eine verlorene Sache eingesetzt? Du bist Baronin von Natzungen. Doch überlege Dir genau, wer Dich bis hierhin gebracht hat.“ Taniras Blick brannte, sie schluckte kurz, doch dann kochte es wieder in ihr hoch. „Und du solltest dir überlegen, was passiert, wenn ich nicht hier bin. Dein lieber Leibfeind Bodebert von Windischgrütz mit den Möglichkeiten einer gesamten Baronie hinter sich? – Was meinst du wie lange er sich deine Provokationen noch gefallen lassen würde? Glaubst du, dass du dann noch auf Hilfe hoffen könntest? Wer sollte sie dir leisten? Dieser von sich eingenommene, schmierige Graf? Er würde für dich nicht einen Finger krümmen oder einen Dukaten lockermachen!“ sie schnappte nach Luft und zwang sich dann selbst wieder etwas zur Ruhe, bevor sie fortfuhr: „Es mag sein, dass ich ohne deine Hilfe nicht mehr hier stehen würde. Es mag auch sein, dass die Familie Schwingenfels der Meinung ist, höher zu stehen als die der Natzunger. Doch dem Gesetz und den Traditionen gegenüber ist dem nicht so. Würde ich diesen Wisch unterschreiben, würde ich meine Familie entehren! Und wolltest du Kinder mit einer entehrten Frau haben? Ich denke nicht – das traue ich dir nicht zu! Also wenn du mir mit einem Ehevertrag kommst – dann mit einem, den wir beide in Ehre unterschreiben können. Und nun: KEIN WORT ZUVIEL!“ Mit diesem Wahlspruch, der ihrer Familie schon lange auf die Fahnen geschrieben wurde verstummte sie und blickte ihn emotionslos an. Hadrumir stieß sie von sich. „Verdammtes Weibsvolk! Erst nervt mich Eleona mit ihren Ansichten und jetzt Du! Dies alles führt zu überhaupt nichts.“ Hadrumir wandte sich zum Gehen.

Tanira wankte kurz, ehe sie das Gleichgewicht wiederfand und blickte dann Hadrumir hinterher – kurz haderte sie mit sich und ihrem Stolz, ehe sie ihm hinterher rief: „Warte Hadrumir – bitte!“ Als der hochgewachsene Mann verharrte, sich jedoch nicht wieder zu ihr herumdrehte, fuhr sie fort „Ich weiß, dass dir deine Familie, ihre Tradition und vor allem ihr Name alles bedeutet. Doch versteh bitte, dass dies bei mir auch der Fall ist.“ Ihre Stimme wurde fast flehend. „Auch meine Familie ist alt, hat ihre Traditionen, doch ist sie nicht in der beneidenswerten Lage, noch über genügend Nachfahren zu verfügen. Doch kann ich es nicht zulassen, dass ihr Name ausstirbt, das musst du verstehen. Ich sehe schon seit längerem in unserer Verbindung wesentlich mehr, als es sich vor wenigen Wochen auf Orbetreu darstellte. Dieser Vertrag jedoch würde für Natzungen nur eins bedeuten. Binnen kurzer Zeit – wahrscheinlich bis wir für genügend Nachwuchs gesorgt hätten, würde einer von uns sterben. Sei dahin gestellt wer und von wessen Hand. In beiden Fällen würde dann Schwingenfels über Natzungen herrschen, obwohl das Blut hier in beiden Fällen fehlen würde. Stellst du mich wirklich vor diese Wahl, kann ich nicht anders als mich für mein Blut, meine Traditionen und mein Volk zu entscheiden. Und noch gehörst du nicht dazu, dies wäre erst nach unserem Bund der Fall. Hadrumir – ich möchte dir ja Zugeständnisse machen, doch in diesem Umfang würde ich mich und meine Abstammung verschleudern, ja verraten.“ Ihre Stimme wurde immer leiser und brach schließlich mit den letzten Worten „Ich kann dies nicht – aber ich brauche dich – dich persönlich – nicht deine Männer.“

Mit ängstlichem Blick starrte die junge Frau mit hängenden Schultern auf den breiten Rücken Hadrumirs, der immer noch abwartend an der Türe stand. Hadrumir überlegte lange. ’Wenn Du jetzt gehst, kannst Du gleich nach Oberhartsteen reiten.’ schoss es ihm durch den Kopf. ’Für Dich wird sich wenig ändern. Geismar wird zwar zu einem unerbittlichen Feind, ebenso wie jeder andere Quintian-Quandt, aber was schert mich dies? Die Fehde mit den Windischgrütz ließe sich eventuell beenden, wenn man eine für beide Seiten akzeptable Lösung finden würde.’ Er blickte sich um. ’Die Kleine hätte ein weitaus größeres Problem. Bodebert würde spätestens im Frühjahr erneut vor Natzungen stehen. Sie hat Geismar den Lehenseid geschworen, doch wird dieser Strauchdieb eine Absicherung haben wollen. Er wird sie zum Bund mit einem anderen Gefolgsmann zwingen. Doch dafür wird er sie und ihren Stolz brechen müssen. Stört mich das? Ja und nein! Aber hast Du nicht trotzdem eine Verantwortung? Du hast es selbst gesagt: Du hast sie an diesen Punkt gebracht. Dann steh auch dazu!’ In die mittlerweile entstandene Stille sprach er leise: „Du sollst mich haben. Allerdings verlange ich dafür etwas:

Zum ersten überlegst Du Dir eine angemessene Mitgift, wie im Vertrag vorgesehen. Schließlich zahlt die Mitgift die Familie der Braut.

Zum Zweiten akzeptierst Du, dass Du keinerlei Zugriff auf das Vermögen oder die Güter der Familie Schwingenfels erhalten wirst.

Zum Dritten wird der Erbe der Baronie Natzungen den Namen Natzungen führen dürfen.

Zum Vierten werden weitere Kinder den Namen Schwingenfels-Natzungen tragen. Diese werden als Erben nach mir auch Zugriff auf Vermögen oder Güter der Familie Schwingenfels erhalten.

Zum Fünften wird dafür an Dich eine von Dir zu bestimmende Zahlung erfolgen. Ob Du diese Zahlung dann Brautschatz oder Morgengabe nennen willst, sei Dir überlassen. Weitere Verwandte, insbesondere die Familie Wulfensteyr, bekommen keine Zahlung.

Zum Sechsten obliegt die Erziehung der Kinder uns beiden, wobei Du die Bestimmungsgewalt über den Erstgeborenen erhalten wirst, da dieser Erbe der Baronie Natzungen wird.

Zum Siebten steht uns beiden das Scheidungsrecht gegen Sühnezahlung zu.

Zum Achten ist der Ehebruch durch die Ehefrau ein Auflösungsgrund für die Ehe.

Zum Neunten bin ich befreiter Vorerbe vor den Kindern, solltest Du versterben. Sollte ich versterben, bekommst Du keinerlei Zugriff auf Güter oder Vermögen der Familie Schwingenfels. Unsere Kinder werden von Dir erzogen, allerdings wird Eleona in Belangen der Schwingenfelserben ein Mitspracherecht eingeräumt.

Zum Zehnten ist entsprechend neu über die getroffenen Entscheidungen zu verhandeln, sollten nach Eheschließung Umstände eintreten, welche sich auf die getroffenen Entscheidungen auswirken.

Bist Du einverstanden?“

Tanira war die Erleichterung, als sie seine ersten Worte hörte, anzusehen. Dann lauschte sie aufmerksam seinen Forderungen und räusperte sich kurz, als er sie nach ihrem Einverständnis fragte. „Wenn du mir einige kleine Ergänzungen zugestehst ja.“ Als er sie abwartend ansah, überlegte sie kurz und begann dann ihre Bedenken zu äußern. „Ich möchte die Familie meines Vaters nicht belasten. Meines Wissens hat Maline vor Jahren schon eine kleine Mitgift für mich zurückgelegt. Ich werde also die Mitgift selbst aufbringen. In welcher Form, werde ich mir noch überlegen und mich am Umfang des Brautschatzes orientieren. Dann möchte ich dir zwar einen Zugriff auf die Güter und Vermögenswerte Natzungens gewähren, bedinge mir jedoch aus, dass vor größeren Entnahmen meine Einstimmung einzuholen ist. Zum Namen unserer Kinder bin ich einverstanden, möchte aber noch darauf hinweisen, dass falls der erste Erbe zu Boron geht, eins der nachfolgenden Kinder als Erbe eingesetzt werden muss – und demzufolge eine Namensanpassung nötig ist.“ Hadrumir nickte unmerklich. So hatte er es sich gedacht. „Als Morgengabe oder Brautschatz erwarte ich nicht viel. Was du mir geben wirst, werde ich dir überlassen. Außerdem möchte ich für den Fall, dass Du sterben solltest, dass Du jemand anderen aus Deiner Familie nennst, welchem ein Mitspracherecht bei der Erziehung der Kinder eingeräumt wird, nicht dieser Eleona. Und letztlich zum Punkt, sollte ich sterben. Ich bin einverstanden, dass du als Vorerbe eingesetzt wirst – doch ich möchte, dass das Oberhaupt der Familie meines Vaters sich jederzeit vergewissern kann, dass das Erbe Natzungens nicht einfach in das Vermögen der Schwingenfelser aufgeht. Nicht dass ich dir unterstellen will, dass du dies vorhast.“ „Und zu den Neuverhandlungen.“ Sie seufzte kurz: „Nun, sollte mir der Titel aberkannt werden, werde ich dich ohne Sühnezahlung aus dem Bund entlassen.“ Sie blickte ihn an und streckte ihm die Hand entgegen. „Kommen wir so zu einer Einigung?“ Sie blickte ihn bittend an. Hadrumir nickte und ergriff die ausgestreckte Hand. „Einverstanden!“ Hadrumir wandte sich zum Gehen. „Ich werde einen Schreiber aufsuchen.“


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