Geschichten:3 Alte III

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In den Sphären von Perricum, irgendwann Mitte/Ende des Jahres 1042 BF.

Die Ankunft des Geschuppten hatte alle nun gänzlich aus ihrer Zwiesprache gerissen und auch das einlullende Band zwischen ihr und dem Rabensohn riss ab. Doch zum Glück nahten auch schon die schweren Schritte des Zottelbartes in den alten trollischen Sphärentunneln, ebenso wie die ehrhaben gleitenden, goldgefiederten Schwingen eines Gesandten vom Greifenberg. Hoffentlich würden sich sich rechtzeitig zu dieser Runde einfinden.

Denn sie alle waren nicht nur an diesem Ort im Überall und Nirgendwo, sie hielten sich zeitgleich auch irgendwie an ihren Sitzen auf, die Dinge dort überschauend. Die Rätselhafte selbst wachte über jeden Schritt ihrer Auserwählten, sie machte sich gut, für eine Kurzlebige, und lernte über sich selbst und das Wesen der Sphären, doch war sie wie alle Kurzlebigen stets zu sehr auf das Diesseits fixiert. Es war noch ein langer Weg, bis sie ihr den Hintergrund ihrer Aufgabe preisgeben konnte, ohne dass sie das Rätsel zerreissen würde, zumindest lang, für einen Menschen.

Hier, wohin ihre schnurrende Dienerschar ihr nicht folgen konnte, hatte die Sagenumwobene andere Sorgen. Der Rabensohn schweifte im selbstzweifelnden Blutrausch immer deutlicher von ihren Rätseln ab, das verheißende Rauschen der ledernen Schwingen des alten Kaiserdrachen, der just zu ihnen gestoßen war, machte dies nicht besser, es übertönte ihre Fragen an den Trübseligen.

Und auch der Diener ließ sich vom feurigen Glanz des Drachen beeindrucken und verfiel in seine alte wendehalserische Duckhaltung, er würde hoffentlich seine Schülerin darüber hinaus nicht vergessen. Denn die neue Zeit brauchte ihre Verkünder, die Kurzlebigen vergaßen einfach zu schnell, obwohl man ihnen das Geschenk gegeben hatte ihr Gedächtnis festzuhalten, im Kollektiv, denn der Einzelne war zu unstet.

Und so schwand bereits jetzt schon ihr Wissen über das alte Land und den Schwur daran, wobei es einige gab, die verzweifelt daran zu erinnern versuchten, aber wie die Menschen waren, dreute daraus nun schon eigensinnige neue Gefahr am Horizont. Ebenso wie aus dem Fall der Sterne, die Menschen hatten die mahnenden Zeichen daraus schon fast wieder hinter sich gelassen, ohne zu bemerken was auch hieraus erwuchs. Land und Firmament würden nicht aufhören zu verlangen, nur weil die Menschen wieder zu ihrem kurzen Alltag übergingen. Indizien dafür war das dröhnende Summen und das Schäumen am Fluß, das Scharren des zwiespältigen Bocksbeinigen, das Grollen des Giganten, der sich ebenfalls ein wahrhaftiges Sprachrohr erkoren hatte, aber auch das Geheimnis im Wall am Greifensitz, das sich zu offenbaren begann. Und das waren nur die offensichtlichsten Dinge, aber die Kurzlebigen übersahen sie meist schlicht. Und nicht zu guter Letzt, auch die Ankunft des Geschuppten hier, seines gleichen regte sich schon länger wieder und versprach nicht immer nur Hilfe. So war sie über seine Ankunft skeptisch, zumal er es verstand die anderen für sich ein zunehmen. Weshalb sie befürchtete ihre Offenbarung an die Kurzlebigen würde sich noch verzögern, gar vielleicht verhindert werden. Und dass während sie die jungen Völker westlich des Walls schon wieder in Wallung geraten sah, in Bälde würde ihre Streitsucht die Pläne der alten und neuen Mächtigen kreuzen. Und ab da würde es undurchschaubarer und unabsehbarer werden. In den kommenden Wirren würden sich noch mehr alte Bekannte erheben, mit den jetzigen Mächtigen in wankend-gefährliche Zwiesprache treten und dann würde der Drache vielleicht nur ihr geringstes Problem sein.

Sich von diesem Rätsel lösend suchte sie im Rauschen der Drachenschwingen nach dem Rabensohn, doch fand nur den Diener, der sich anschickte vor dem Kaiserdrachen zu knien. Die Sache entglitt ihr und sie hoffte auf baldige Hilfe.